Wer hat nicht schon mal über Hape Kerkeling gelacht, der in seiner Paraderolle als Horst Schlemmer immer mit der Bandscheibe zu tun hatte? Nicht nur Zweibeiner werden schmerzlich gepiesackt. Ein Bandscheibenvorfall kann auch bei Katzen vorkommen.

Die Wirbelsäule unserer Miniaturtiger ist ein Wunderwerk. Sie bildet die Voraussetzung für die lebenslange ungeheure Beweglichkeit der Minitiger. Die meisten Katzen werden vielleicht im höheren Lebensalter etwas steifer, aber anders als bestimmte Hunderassen bekommen sie eher selten Probleme mit den Bandscheiben. Schnelles Handeln und eine genaue Abklärung sind in jedem Fall wichtig.


Was genau ist ein Bandscheibenvorfall eigentlich?

„Diskopathie“ lautet der medizinische Fachbegriff für den Bandscheibenvorfall, der bei Katzen meistens im Bereich der Lendenwirbelsäule auftritt. Grundsätzlich sind sie, wieder Name schon sagt, kleine Scheiben aus Faserknorpel zwischen den Wirbeln und recht flexibel und elastisch. Eine Bandscheibe besteht aus einem äußeren Faserring und einem inneren Gallertkern. Der Ring gibt die Form vor und der Kern kann einiges an Druck ausgleichen. Problematisch wird es, wenn dieser Kern sich vorwölbt oder sogar austritt. Denn dabei wird ein Druck auf das Rückenmark ausgeübt. Das kann für große Schmerzen sorgen oder zu Lähmungen führen. Auch Kot- und Harnabsatzstörungen sind möglich.

Bandscheibenvorfälle werden in verschiedene Schweregrade eingeteilt. Das beginnt mit Schmerzen, die Katzen ja leider meisterhaft verbergen. Dann kommen Koordinationsstörungen dazu, der Verlust der Beweglichkeit, Steifheit, gekrümmter Rücken, Lähmungen von Gliedmaßen, Taubheit, etwa in den Beinen.

Im Notfall zum Tierarzt Wenn Deine Katze sich plötzlich nicht mehr bewegen kann oder die Beine gelähmt sind, ist das immer ein absoluter Notfall. Du musst dann sofort mit dem Tier in die nächste Klinik oder zu Deinem Tierarzt fahren. Unter Umständen ist Nervengewebe geschädigt oder abgestorben.

Graugetigerte Katze balanciert über einen Zaun
Katzen können wunderbar balancieren. Ihre Beweglichkeit ist legendär.


Welche Ursachen gibt es für eine Bandscheibenerkrankung?

Zum Glück sind Katzen von Bandscheibenvorfällen seltener betroffen als Hunde. Bei den bellenden Vierbeinern gibt es Rassen, die auffällig viel häufiger darunter leiden. Das hängt mit einer ererbten Schwäche des Knorpelgewebes zusammen – der sogenannten “Chondrodystrophie“. Aber eben auch mit dem Körperbau wie bei Dackeln der Bassets. Solche extrem langen Rücken und kurzen Beine kommen bei Katzen nicht vor. 

Dafür gibt es andere Risikofaktoren:

  • Alter: Das Gewebe wird weniger elastisch, das betrifft auch die knorpeligen Faserringe, die spröde und rissig werden können.
  • Körperliche Überbelastung: Auch Artisten auf vier Pfoten können sich übernehmen. Bei vielen Sprüngen oder harten Stößen beim Aufkommen kann es sein, dass die Faserringe der Bandscheibe reißen.
  • Übergewicht: belastet Gelenke und Wirbel und sorgt für früheren und schnelleren Verschleiß und begünstigt damit auch Bandscheibenschäden.

 


Welche Symptome sprechen bei Katzen auch noch für einen Bandscheibenvorfall?

Dass Katzen Schmerzen so gut verbergen können, hat mit ihrer Stammesgeschichte zu tun. Für ein eher einzeln lebendes Tier ist es sinnlos, Schwäche zu zeigen, weil es nicht auf den Schutz der Gruppe hoffen kann. Aber genau das macht es für uns Zweibeiner so schwer, rechtzeitig gesundheitliche Probleme bei unserer Samtpfote zu erkennen. Bei leichten Bandscheibenvorfällen kann es also sein, dass sich die Katze auf den ersten Blick nicht sehr auffällig verhält.

Anzeichen für Bandscheibenprobleme können sein:

  • Dein Liebling will nicht am Rücken angefasst werden
  • Hochheben ist unangenehm
  • Die Katze springt weniger und klettert nicht mehr
  • Sie schafft es nicht auf ihren Lieblingsplatz

Eine dreifarbige Katze sitzt in einem Transportkorb
Bei Schmerzsymptomen oder Bewegungsstörungen ist Eile geboten – dann muss der Tierarzt die Katze untersuchen


Wie geht der Tierarzt bei einem Verdacht auf Bandscheibenvorfall bei Deiner Schnurrerin vor?

Ein erstes vorsichtiges Abtasten der Wirbelsäue kann schon zeigen, ob es Schmerzreaktionen gibt. Ein Test zeigt auch, wie und ob die Katze sich bewegen kann. Und ein Röntgenbild kann dann Aufschluss darüber geben, ob und welche Wirbel betroffen sind. Auch andere bildgebende Verfahren sind möglich, wenn die Diagnose nicht eindeutig getroffen werden kann, etwa eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT). Eine Myelographie ist eine spezielle Form des Röntgens, bei der ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt wird. Alle diese Untersuchungen müssen in Narkose durchgeführt werden.

 


Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Im besten Fall kann konservativ behandelt werden. Das heißt, kein Eingriff ist nötig und Deine Samtpfote bekommt Schmerzmittel und Entzündungshemmer. Unter Umständen verordnet der Tierarzt auch Ruhe – Springen und Klettern sind verboten, um eine Verschlimmerung zu verhindern. Wenn Deine Katze zu den sehr agilen und bewegungsfreudigen Tieren gehört, kann es sogar nötig sein, sie für eine Weile in einen Kleinkinderlaufstall oder einen Zimmerkäfig zu setzen. Nach einer gewissen Ruhephase macht es Sinn, die Muskulatur und Beweglichkeit wieder zu trainieren, denn eine starke Muskulatur hilft auch den Gelenken. Hier gibt es speziell ausgebildete Tierphysiotherapeuten, die mit Dir individuell abgestimmte Übungen erarbeiten. 

Die Schweregrade des Bandscheibenvorfalls bei der Katze:

  • Das Tier zeigt Schmerzen beim Berühren oder bei bestimmten Bewegungen
  • Die Katze kann die Beine nur unkoordiniert bewegen, torkelt oder fällt hin
  • Die Beine sind teilweise oder komplett gelähmt.
  • Die Katze ist komplett gelähmt. Sie zeigt aber Reaktion auf Schmerzreize
  • Die Katze ist vollständig gelähmt und spürt auch keinen Schmerz mehr

Manchmal ist leider eine Operation unumgänglich. Wenn die Ausfallerscheinungen schwerwiegend sind oder die Katze sogar Kot und Urin nicht halten kann, muss der Chirurg einen Eingriff vornehmen. Dabei wird entfernt, was auf das Rückenmark drückt. Damit werden die Nerven entlastet und die Beweglichkeit langfristig wiederhergestellt. Aber auch hier gilt, dass die vierpfotige Patientin eine Ruhephase und dann ein gezieltes Bewegungs- und Aufbautraining braucht.

Die Tiere, bei denen der Eingriff durch einen erfahrenen Chirurgen und vor allem früh genug durchgeführt wird, haben gute Chancen auf eine Heilung oder wenigstens Besserung der Symptome. Lediglich bei Katzen, die vollständig gelähmt sind und diese Lähmung 24 und mehr Stunden anhält, ist die Prognose ungünstig. Eine konkrete Empfehlung kann aber in jedem Fall nur der Tierarzt – am besten ein spezialisierter Neurochirurg – geben.


Der Bandscheibenvorfall ist überstanden – was kannst Du tun, um Deiner Samtpfote zu helfen?

Eine Garantie dafür, dass ein Bandscheibenvorfall nicht auftritt, gibt es nicht. Du kannst aber mit gesunder Ernährung, regelmäßigen Kontrollen beim Tierarzt und ausreichender Bewegung viel helfen und vorbeugen. Vor allem Übergewicht ist ein Risikofaktor, den Du vermeiden kannst. Nahrungsergänzungsmittel für Knochen und Knorpel können unterstützen. 

Hier gibt es gutes Essen zum Schlemmen.


Fazit: Seltener als bei Hunden, aber trotzdem gefährlich

Zum Glück sind Bandscheibenvorfälle bei Katzen seltener als bei Hunden. Sie betreffen vor allem die Lendenwirbelsäule. Achte auch auf Symptome wie Berührungsempfindlichkeit am Rücken. Spätestens bei Bewegungsstörungen oder Lähmungen muss sofort der Tierarzt eingeschaltet werden.