Blaues Fell und sanfter Charakter: die Chartreux
Das Fell mit der außergewöhnlichen Farbe und die goldenen Augen sind ihr Markenzeichen. Und auch wenn sie den Britisch Kurzhaar vielleicht ähneln mögen, sind Chartreux-Katzen oder Kartäuser doch eine ganz eigene, sehr alte Rasse.
Rasse mit Geschichte – die Chartreux
Feinschmecker denken vielleicht an den Charteuse verte, den grünen Kräuterlikör. Dessen Rezept wiederum soll auf die Kartäusermönche zurückgehen, und in „La Grande Chartreuse“, dem Mutterkloster, zum ersten Mal hergestellt worden sein. Da legt es nahe, zu denken, die Mönche des Kartäuserordens hätten auch die grauen Katzen mit den goldenen Augen gezüchtet, die als Charteux oder Kartäuser bekannt sind. Aber Mönche und Katzen haben wohl nichts miteinander zu tun. Der Name hängt vermutlich mit einer blaugrauen, in Frankreich schon im Mittelalter bekannten „Kartäuserwolle“ zusammen. Tatsächlich waren die Katzen in diesen finsteren Zeiten wegen ihres Fells und ihrer kräftigen Statur wohl bei Metzgern und Kürschnern sehr beliebt.
Die frühesten Spuren der blauen Katzen führen in den Nahen Osten. Syrien wird heute als Ursprungsland angenommen. Von dort dürften vierbeinige Matrosen auf Schiffen nach Europa, insbesondere Frankreich gekommen sein. Deshalb tauchen im Zusammenhang mit den Kartäuserkatzen auch manchmal Begriffe wie Zypernkatzen oder Malteserkatzen auf. Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts begann die Zucht in Frankreich.
Nicht jede Blaue ist eine Chartreux
Auf den ersten Blick sind sie vielleicht nicht immer sofort zu unterscheiden – die graublauen Katzen. Es gibt die Russisch Blau, die Korat, die Britisch Kurzhaar und die Kartäuser. Aber über die Farbe hinaus gibt es etliche Unterschiede. Wegen der geringen Anzahl der echten Kartäuser wurden nach dem Weltkrieg auch immer wieder Briten eingekreuzt und die Fédération Internationale Féline (FIFe) führte für rund zehn Jahre beide als eine gemeinsame Rasse. Seit 1977 aber gibt es sie ganz offiziell wieder eigenständig, die Chartreux. Hier existiert als Fellfarbe nur das markante Grau ohne Geisterzeichnung, aber in verschiedenen Helligkeitsstufen. Bei den Briten gibt dagegen es unendlich viele Farbschläge. Auch vom Körperbau unterscheiden sie sich: Die Insulaner sind erheblich runder, schwerer, massiger und stämmiger auf kürzeren Beinen unterwegs. Kopf, Ohren und Augen der Briten sind rund. Bei den Kartäusern spricht man von einem trapezförmigen Gesicht mit kantiger Schnauze und ovalen Augen. Die Kater tragen oft einen auffälligen „Backenbart“ und sind erheblich größer als die Kätzinnen. Immer noch gehen die Bezeichnungen manchmal durcheinander und blaue Briten werden als Kartäuser bezeichnet, was laut FIFe aber nicht zulässig ist.
Die blauen Katzen im Überblick
Chartreux |
Britisch Kurzhaar |
Korat |
Russisch Blau |
|
Körperbau | mittelgroß, muskulös | groß, schwer, gedrungen, stämmig, rundlich, Kater erheblich größer als Katzen | mittelgroß und muskulös, herzförmiger Kopf | mittelgroß, schlank aber muskulös, elegant |
Fell- und Augenfarbe |
nur blaugrau ohne Zeichnung Augen goldgelb bis kupferfarben |
viele verschiedene Fell- und Augenfarben zulässig |
regenwolkengraues Fell, blausilber Augen leuchtend grün |
silbergraues Fell smaragdgrüne Augen |
Charakter und Haltung | anhänglich freundlich, gesellig, intelligent | ruhig, gemütlich, sanft, schmusig | sanft, gesellig, empfindsam, keine Einzelhaltung |
verspielt, gesellig, freundlich, aber auch eigenwillig |
Herkunft |
Naher Osten, in Frankreich zuerst gezüchtet |
Großbritannien |
Thailand, in USA gezüchtet |
Russland |
Die Besonderheit der Chartreuxkatzen: ihre Blutgruppe
Bei den Chartreux und den Devon Rex ist die Häufigkeit der Blutgruppe B so hoch wie bei keiner anderen Katze. Die europäische Hauskatze hat im Vergleich dazu einen Anteil von über 90 Prozent der Blutgruppe A. Das ist bei der Zucht enorm wichtig zu wissen. Denn wenn eine weibliche Katze mit Blutgruppe B mit einem Kater mit Blutgruppe A verpaart wird, können dabei Jungtiere geboren werden, die ebenfalls A haben. Dann kann es durch das Kolostrum, die Erstmilch der Mutter, zu schweren Schädigungen der Erythrozyten, der roten Blutkörperchen kommen. Man spricht von einem „fading kitten syndrome" oder der „felinen neontalen Isoerythrolyse“ (FNI).
Es kommt zu einer Blutarmut, weil die roten Blutkörperchen zersetzt werden. Schwäche, Gelbsucht, Gewichtsverlust sind typische Symptome und die Welpen haben wenig bis keine Überlebenschancen. Die meisten sterben in den ersten Lebenstagen. Das lässt sich nur dann vermeiden, wenn bei der Wahl der Elterntiere die Blutgruppen bekannt sind und beachtet werden.
Niemals langweilig – das Leben mit einer Chartreux
Einer ihrer Beinamen ist „Hundskatze“. Nicht, dass sie nur Hunde mögen – aber die grauen Katzen haben offensichtlich mit Hunden etwas gemein: Sie wollen gerne apportieren. Das hängt mit ihrem sprichwörtlichen Bezug zu großen und kleinen Menschen zusammen und macht sie zu idealen Familienkatzen. Sie wollen gerne gemeinsam mit ihrem Zweibeiner etwas erleben. Und wenn es sein muss, dann sind auch Abenteuer ohne Menschen möglich. Aber niemals darf Langeweile herrschen, denn dann sind diese intelligenten Schönheiten schnell unterfordert. Durch ihr freundliches Wesen sind sie meist gut mit anderen Artgenossen zu vergesellschaften. Auch bellende Wesen werden als Freunde akzeptiert.
Ihrer Neugier und ihrem eher robusten Wesen kommt es sehr entgegen, wenn die Chartreux Freigang haben. Wenn Du aber Bedenken hast, dass Deine blaue Schönheit auf ihren Spaziergang noch andere Liebhaber findet, dann baue ihr doch ein nicht zu kleines Freigehege mit Spiel- und Klettermöglichkeiten.
Wo kannst Du Chartreuxkatzen kaufen?
Nicht nur in Frankreich, auch in Deutschland wird diese Rasse gezüchtet. Seriöse Züchter sind Mitglied in einem Zuchtverein, etwa dem „Deutsche Edelkatzenzüchterverband“ (DEKZV), wo rund 15 Zuchten hierzulande aufgeführt werden. Sie können den Stammbaum und die Herkunft ihrer Katzen nachweisen – und vor allem eine entsprechende Gesundheitsvorsorge. Wie immer bei Rassen, die in Mode kommen – die Chartreux etwa durch die Werbung für ein Katzenfutter – gibt es viel Nachfrage. Dann werden auch Jungtiere von Hobbyzüchtern inseriert, die nicht immer die Anforderungen an eine seriöse und tiergerechte Zucht erfüllen. Dementsprechend variieren die Preise: ab 700 € bis rund 1000 € kann der Nachwuchs von Zuchttieren kosten.