Es ist so weit! Die schönste Zeit des Jahres hat begonnen und vom Hallenkoller geplagte Reiter können nun endlich wieder die Schönheit der Natur vom Pferderücken aus genießen. Ein gemütlicher Ausritt durch den Wald ist eine Freude für Mensch und Tier! Doch damit der Ritt an der frischen Luft ein voller Erfolg wird, gibt es einige Punkte zu beachten. Die wichtigsten haben wir Dir in diesem Ratgeber zusammengestellt – damit sich Abenteuer und Erholung die Waage halten und Du das Ausreiten mit Deinem Pferd in vollsten Zügen genießen kannst!

Frau und Pferd laufen über eine Wiese
Endlich raus! Ein Ritt an der frischen Luft bringt Spaß für Pferd und Reiter

Naturgesetze? Was Du beim Ausreiten wissen solltest

Genau wie in der Halle gelten auch im Gelände Regeln, die Reiter kennen sollten.

Denn bevor Du mit Pferd in den Wald startest, musst Du Dir einen Überblick im Gesetzesdschungel verschaffen, um auf der sicheren Seite zu sein.

Im Gegensatz zu den simplen Regeln beim Reiten in der Bahn ist das Thema beim Ausritt wesentlich komplexer: Neben der allgemeingültigen Straßenverkehrsordnung sind auch das Bundeswaldgesetz, das Naturschutzgesetz und Ländergesetze einzuhalten.

Letztere unterscheiden sich stark voneinander: Während in einigen Bundesländern das Reiten nur auf extra dafür ausgezeichneten Wegen gestattet ist, ist es andernorts fast überall erlaubt. In einigen Regionen ist eine Kennzeichnung des Pferdes durch eine Plakette erforderlich, in anderen besteht keine Kennzeichnungspflicht. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, solltest Du Dich also schlau machen, welche Bestimmungen in Deinem Bundesland für das Ausreiten gelten. 

Was ist wo erlaubt? Gesetze der Bundesländer im Überblick

Welche Regeln für das Ausreiten in Deinem Bundesland gelten, ist in diesem Dokument der Reiterlichen Vereinigung (FN) ersichtlich.


Verkehrsschilder: Welche für Reiter wichtig sind

Reitweg: Hier heißt es: Runter von der Straße, rauf auf den Reitweg! Auf der Fahrbahn führen oder reiten ist in diesem Falle nicht erlaubt. Wird der Reitweg von anderen Verkehrsteilnehmern genutzt, müssen sie auf Reiter Rücksicht nehmen und ihre Geschwindigkeit diesen anpassen. 

Reiten verboten! Hier geht es leider nicht weiter. Zumindest zu Pferd ist diese Strecke für Dich tabu.

Durchfahrtsverbot: Bist Du mit einer Kutsche oder einem Kraftfahrzeug unterwegs, musst Du Dich daran halten. Reiter haben Glück: Für sie gilt das Durchfahrtsverbot nicht, reiten ist also erlaubt!

Vorsicht Reiter! Andere Verkehrsteilnehmer werden hier darauf aufmerksam gemacht, dass sie Reitern begegnen könnten.


Sicherheit im Sattel – So bist Du bestens vorbereitet

Nachdem Du Dir einen Überblick über die Gesetze für Reiter in Deiner Region verschafft hast, kann es auch schon losgehen – fast. Denn damit der Ausritt auch die Entspannung bringt, die er verspricht, bist Du mit weiteren Sicherheitsmaßnahmen gut beraten. Immerhin ist das Pferd ein Fluchttier. Und draußen gibt es aus Pferdesicht einige Gründe mehr, im Zweifelsfall die Flucht zu ergreifen – vom Schmetterling über die Plastiktüte bis zur dröhnenden Landmaschine. Je nach Nervenstärke des Pferdes, kann die Reaktion auf Begegnungen in Feld und Flur sehr unterschiedlich ausfallen. Damit Du sicher im Sattel bleibst, solltest Du also auf Nummer sicher gehen.

Und folgende Punkte beachten:

  • Gehe nur mit den entsprechenden Reitkenntnissen ins Gelände. Ein sicherer Sitz und größtmögliche Kontrolle des Pferdes in Gefahrensituationen sollten Voraussetzung sein.
  • Trage einen gut sitzenden und stabilen Reithelm.
  • Reite am besten nicht alleine, sondern zu Zweit oder in der Gruppe aus.
  • Kontrolliere vor dem Ausritt Sattel und Zaumzeug auf Stabilität und richtigen Sitz.
  • Passe Dein Reitverhalten (Tempo, Auswahl der Wege) an die Witterung an.
  • Sorge dafür, dass Dein Pferd seinen Bewegungsdrang in der reitfreien Zeit ausleben kann und ausgelastet ist.
  • Wenn Du alleine ausreitest, nimm Dein Mobiltelefon mit und teile Deinen Stallkollegen vorab die Route Deines Ausritts mit.
  • Nimm Rücksicht auf Spaziergänger, andere Verkehrsteilnehmer und Reiter, die Dir während Deines Ausritts begegnen.

Mädchen und Pferd im Wald
Gelassen im Gelände? Übung macht den Meister!


Starke Nerven für Ross und Reiter – So klappt’s!

Damit das Ausreiten für Mensch und Pferd keine Zitterpartie wird, kannst Du Dich dem Ausreiten Schritt für Schritt nähern. Lass es im Zweifelsfall langsam angehen, wenn Du ein Neuling in Sachen Ausreiten bist oder Dich nach einer langen Winterpause erst wieder an das Reiten jenseits der schützenden Hallenumgebung gewöhnen musst. 

Der Ritt auf einem schreckhaften Pferd im Gelände ist abenteuerlich – draußen sind starke Nerven gefragt und die kannst Du bei Deinem Pferd trainieren. 

Bist Du selbst unsicher, überträgt sich das auch auf Deinen vierbeinigen Freund. In diesem Fall empfiehlt sich Bodenarbeit, um das gegenseitige Vertrauen zu festigen: Eine gute und harmonische Kommunikation am Boden zahlt sich auch beim Reiten aus. Das Pferd lernt hier, dass es sich auf Dich als „Herdenchef“ verlassen kann und das Vertrauen wird gestärkt. Gleiches erreichst Du auch mit Gelassenheitstraining. Hier kannst Du, zunächst am Boden, später unterm Reiter, das Pferd zunächst im sicheren Umfeld des Reitplatzes an vermeintlich gruselige Situationen gewöhnen und damit sein Vertrauen und sein Selbstbewusstsein stärken. Dabei sind Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt: Flatterbänder, Bodenplanen, Luftballons und Regenschirme sind hervorragend geeignet, um Pferde auf unvorgesehene Situationen im Gelände vorzubereiten. Sei dabei geduldig und lobe jeden noch so kleinen Fortschritt Deines Pferdes mit Begeisterung – Leckerli eignen sich hier hervorragend als kleine Mutmacher und positive Verstärkung. Bei jungen oder unsicheren Pferden empfiehlt es sich, ein erprobtes und gelassenes Geländepferd zu den ersten Ausflügen in die Natur als Begleitung mitzunehmen. Gelassenheit wirkt ansteckend – und wenn der „alte Hase“ sich auch bei Begegnungen mit Plastiktüten und vorbeisausenden Motorrädern tiefenentspannt zeigt, lernt auch das unerfahrene Pferd bald, diese Situationen mit Nervenstärke zu meistern. 

Es hat sich auch bewährt, die ersten Ausflüge ins Gelände an der Hand zu unternehmen. Laufe am Boden nebenher, gib Deinem Pferd Sicherheit und übernehme in diesem Falle die Rolle des „alten Hasen“. Auch manche Reiter erfahrener Pferde steigen im Zweifelsfall aus dem Sattel, wenn die Situation sonst brenzlig wird. Auf einige Pferde wirkt es beruhigend, wenn ihr Reiter sie an vermeintlichen „Schreckgespenstern“ vorbeiführt.

Mehr Leckerli, weniger Kraftfutter? Mit Leckerli lernt’s sich besser. Die kleinen Schmankerl wirken bei vielen Pferden als regelrechter Motivations-Booster. Aber Vorsicht: Achte am besten auf einen gesunden Snack. Hier empfiehlt sich beispielsweise auf ein Mineral-Vitamin-Leckerli zurück zu greifen. Wenn Dein Pferd zu Übergewicht neigt, solltest Du eine höhere Leckerli-Ration auch mit in die Gesamtfuttermenge einrechnen. Reiche an Tagen, an denen Dein Pferd viele Leckerli für seine Leistungen erhalten hat, ggf. weniger Kraftfutter bzw. passe die Kraftfutterration entsprechend an.


Wir haben die passende Belohnung für Dein Pferd


Ausreiten im Sommer – wie Pferd und Reiter „cool“, bleiben, wenn’s heiß wird

Die Sonne lacht, in der Reithalle steht die Luft: Bei Hitze lockt es viele Reiter ins Freie. Doch wenn das Quecksilber im Sommer über Temperaturen von 25 Grad Celsius klettert, haben Pferde oft mit der Witterung zu kämpfen. Sie fühlen sich bei kühleren Temperaturen deutlich wohler und schützen sich vor direkter Sonneneinstrahlung am liebsten unter schattenspendenden Bäumen oder Unterständen. Bei extremer Hitze oder plötzlichem Temperaturanstieg haben die Vierbeiner häufig mit dem Kreislauf zu kämpfen. Verlange in diesem Fall nicht zu viel vom Pferd und lasse es langsam angehen. Gemeinsames Bummeln durch den Wald, im Anschluss eine erfrischende Dusche mit dem Wasserschlauch ist die perfekte Beschäftigung für Ross und Reiter an heißen Tagen.

Bedenke auch, dass Dein Pferd durch starkes Schwitzen Elektrolyte verliert. Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Magnesium, Zink, Eisen und Calcium sind wichtig für die Funktion von Organen, Stoffwechsel und Immunsystem des Pferdes. Deswegen solltest Du die Versorgung bei schweißtreibender Bewegung oder hohen Temperaturen überprüfen. Mit einem hochwertigen Mineralfutter, ergänzend zu Heu, ggf. Kraftfutter und unbegrenzter Verfügbarkeit von Wasser, leistest Du auch im Sommer einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit Deines Pferdes. Passe die Ration ggf. an, wenn Dein Pferd häufiger ins Schwitzen gerät.

Mädchen duscht Pferd
Pferde brauchen bei heißen Temperaturen ab und an eine Abkühlung.


Sonnenbrand beim Pferd – Was tun, wenn’s brennt?

Auch Pferde können Sonnenbrand bekommen. Besonders gefährdet sind Pferde mit heller Haut. Die Fellfarbe spielt dabei nicht die Hauptrolle – ein Schimmel mit dunkler Haut ist genau so gegen UV-Strahlung geschützt, wie ein Rappe. Vielmehr kommt es hier auf die Pigmentierung an. Unter Abzeichen verbirgt sich meist wenig pigmentierte Haut, auch Albinos, Isabellen oder Cremellos sind gegen Sonnenstrahlen weniger gut geschützt, als ihre dunkelhäutigen vierbeinigen Kollegen.

Gesichtsmasken und Decken mit UV-Schutz bewahren anfällige Pferde vor Sonnenbrand. Sonnenschutzmittel für Pferde können an besonders empfindlichen Stellen wie Nüstern, Fesseln, Augenpartie und Stirnbereich zum Einsatz kommen. Achte darauf, dass diese frei von Konservierungsmitteln, Duftstoffen und Fetten sind, um die empfindliche Pferdenase nicht zu stören oder das Fell zu verkleben.

Erste Hilfe bei Hitzschlag und Hitzekollaps Zu starkes Schwitzen, zu wenig Flüssigkeit und extreme Temperaturen können zu einem Hitzschlag oder Hitzekollaps beim Pferd führen! Ein Hitzekollaps zeigt sich beim Pferd durch taumelnden Gang, starkes Schwitzen und Mattigkeit. Der lebensgefährliche Hitzschlag sorgt dafür, dass im Pferdekörper ein Wärmestau entsteht: Es kann nun nicht mehr Schwitzen, die Atmung wird flach, die Muskulatur gerät ins Zittern – nun ist Eile geboten! Sollte Dein Pferd bei hohen Temperaturen Auffälligkeiten zeigen, sorge schleunigst für Abkühlung! Bringe es in den Schatten, übergieße es mit Wasser, sorge für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und rufe umgehend den Tierarzt! Der Kreislauf Deines Pferdes ist bei einem Hitzekollaps oder Hitzschlag nicht mehr stabil, die Situation kann lebensbedrohlich werden. Daher ist schnelles Handeln gefragt!

Verlege an heißen Tagen das Reiten, wenn möglich, in die frühen Morgenstunden oder die kühlere Abendzeit oder gib Dir und Deinem Pferd „hitzefrei“. Ein Spaziergang an der Hand durch den schattigen Wald und eine kühle Dusche im Anschluss oder gemeinsames Planschen im See kann bei sommerlichen Tagen eine „coole“ Abwechslung sein. Sollte die Sonne hoch am Himmel stehen, bedenke auch den eigenen Sonnenschutz und nimm genügend Flüssigkeit zu Dir. Spezielle Sommerreithosen und Reithelme mit guter Belüftung sorgen dafür, dass Du auch bei hohen Temperaturen nicht so schnell ins Schwitzen kommst.


Vorsicht, Plagegeister!

Nicht lebensbedrohlich aber lästig beim Ausreiten im Sommer: Fliegende Plagegeister, welche Pferd und Reiter auf Schritt und Tritt begleiten. Bremsen, Mücken und Fliegen scheinen nur darauf zu warten, bis sich Ross und Reiter in die Natur wagen, um sich dann auf ihre wehrlosen Opfer zu stürzen. Ergebe Dich nicht kampflos! Fliegendecken und –hauben bieten im Gelände einen guten Schutz gegen lästiges Getier, außerdem findest Du auf dem Markt eine Vielzahl an Sprays und anderer Schutzmittel gegen Bremsen, Mücken und Co.. Die Wirksamkeit unterscheidet sich stark voneinander und auch die Inhaltsstoffe  – während einige Hersteller auf natürliche Inhalsstoffe setzen, gehen andere mit Chemie gegen Plagegeister vor. Finde durch Rücksprache mit Stallkollegen und Ausprobieren heraus, welches Mittel am besten schützt. Wenn Du möchtest, kannst Du Insektenschutz fürs Pferd auch selbst herstellen.

Als Zusätze haben sich bewährt:

  • Obstessig
  • Lavendel
  • Zitronenöl
  • Citronella
  • Rosengeranie
  • Teebaumöl
  • Neemöl
  • Schwarzkümmelöl
  • Nelkenöl
  • Schwarzer Tee

Vermischt mit Wasser und in eine Sprühflasche gefüllt, kann das DIY-Insektenspray für Pferde eine wertvolle Hilfe dabei sein, Plagegeister beim Ausreiten abzuwehren. Da sich Bremsen besonders von Schweißgeruch angezogen fühlen, solltest Du es im Gelände langsam angehen lassen, damit Dein Pferd nicht zu sehr ins Schwitzen gerät und die Versuchung für Brummer unwiderstehlich wird. Im Galopp flüchten bringt leider wenig: 40 bis 70 km/h schnell können Bremsen fliegen. Abhängen aussichtslos!

Reiterinnen auf Pferden beim Ausritt
Draußen unterwegs: In guter Gesellschaft macht’s am meisten Spaß.


Startklar für die Freude im Freien

Du kennst die Gesetze und Regeln für das Reiten in Feld, Wald und Flur? 

Dein Pferd ist entspannt und Du sitzt sicher im Sattel? 

Das Wetter stimmt und Du bist womöglich in bester Gesellschaft? 

Dann steht dem Hochgenuss eines Ausrittes nichts mehr im Wege.


Fazit

Ausreiten ist für viele Reiter eine wahre Freude.

Auch Pferde genießen die Abwechslung im Freien und erkunden gerne neues Terrain. Gute Vorbereitung ist beim Ausritt alles: Wer sich mit den länderspezifischen Regeln und Gesetzen vertraut macht, Hitze und Insekten zu trotzen weiß und in Sachen Sicherheit auf Nummer sicher geht, hat beste Chancen auf ein wunderbares Naturerlebnis gemeinsam mit dem vierbeinigen Freund.