„Sollte ich meinen Hund kastrieren lassen?“ Diese Frage kann Ihnen wohl niemand pauschal beantworten. Eine Kastration ist in erster Linie ein operativer Eingriff, der Ihren Hund unfruchtbar bzw. zeugungsunfähig macht. Aber es gibt auch andere Gründe, seinen Vierbeiner zu kastrieren. Die einen erhoffen sich dadurch langfristige Verhaltensänderungen und andere sehen die Kastration als hilfreiche Prophylaxe gegen Krebs. Dieser Eingriff sollte in jedem Fall gründlich und gemeinsam mit einem Tierarzt überlegt sein. Die Kastration ist nur eine von wenigen Möglichkeiten, die Fortpflanzung des Hundes zu vermeiden. Bevor Sie sich endgültig für diesen Eingriff entscheiden, möchten wir Ihnen einmal alle wichtigen Vor- und Nachteile sowie Vorüberlegungen einer Kastration beim Hund präsentieren.


Der kleine, aber feine Unterschied: Kastration vs. Sterilisation

Sterilisation und Kastration gehören bei Hunden zu Standardeingriffen. Beide Operationen führen zu Unfruchtbarkeit. Dennoch unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Ablauf. Auch wenn oft angenommen wird, dass nur Hündinnen sterilisiert und Rüden kastriert werden, entspricht dies nicht der Wahrheit. Beide Eingriffe kommen für beide Geschlechter infrage. Sie bringen jedoch unterschiedliche Risiken und Nutzen mit sich. Bei einer Kastration werden den Tieren ihre hormonproduzierenden Drüsen (Hoden bzw. Eierstöcke) entfernt. Diese Hormonveränderung hat häufig Verhaltensänderungen zur Folge. Bei der Sterilisation werden hingegen nur die Samenleiter bzw. Eileiter durchtrennt, was Ihr Haustier unfruchtbar macht. Da die Hormone trotzdem autonom vom Körper produziert werden, verändert sich weder das Verhalten noch der Fortpflanzungstrieb Ihres Hundes. Ob eine dieser Operationen für Ihren Vierbeiner infrage kommt, müssen Sie in jedem Fall mit Ihrem Tierarzt besprechen. Ohne das veterinärmedizinische Einverständnis und ohne einen medizinischen Grund kann eine Kastration nicht durchgeführt werden.

Vizsla auf dem Behandlungstisch
Der Tierarzt überprüft den Gesundheitszustand Ihres Hundes gründlich, bevor er der Kastration zustimmt.

Die Kosten der Kastration und Sterilisation bei Hunden

Wer seinen Hund kastrieren lassen möchte, sollte im Vorhinein drei Kriterien überprüfen: die Qualität der Praxis, die Wohlfühl-Atmosphäre. Diese Kriterien gehen Hand in Hand und sind wichtig, um eine saubere, stressfreie und gesunde Kastration Ihres Vierbeiners zu ermöglichen. Die Kosten einer Kastration sind über die GOT (Gebührenordnung) geregelt und werden nicht wahllos von der Praxis festgelegt. 

Besuchen Sie im Vorhinein ruhig mehrere Tierarztpraxen und reden Sie mit dem Personal über den Ablauf der Kastration. Wenn Sie sich wohlfühlen und Ihr Tier vertrauensvoll in die Hände Ihrer Ärzte geben können, wird sich auch Ihr Hund entspannen. Die genauen Kosten hängen zum einen vom Gesundheitszustand und Geschlecht Ihres Hundes und zum anderen von Ihrem Wohnort sowie der Praxis ab. Da der Eingriff bei Weibchen ein wenig komplizierter ist, sollten Sie sich hier auf etwas höhere Preise einstellen.

Hunde können nach einer Kastration zwar ruhiger werden. Der Eingriff ersetzt jedoch kein Hundetraining.


Ablauf der Kastration bei Rüden und Hündinnen

Unabhängig vom Geschlecht wird Ihr Hund im Vorfeld gründlich überprüft. Der Gesundheitszustand und diverse Vorerkrankungen müssen analysiert werden, um Komplikationen während der Operation ausschließen zu können. Bis zu 12 Stunden vor der Operation darf Ihr Hund nichts mehr fressen. Die Kastration einer Hündin ist ein komplexerer Eingriff als die eines Rüden. Die Operation allein dauert ungefähr eine Stunde. 

Kastration immer unter schonender Vollnarkose Für die Kastration Ihres Hundes ist immer eine Vollnarkose notwendig. Die Dosis wird individuell an die Größe Ihres Vierbeiners und die Dauer der Operation angepasst.

 

Es gibt verschiedene Techniken um eine Kastration bei einer Hündin durchzuführen. Heutzutage wird oftmals endoskopisch operiert.

Da beim Rüden die hormonproduzierenden Organe – die Hoden – außen liegen, muss seine Bauchdecke nicht geöffnet werden. Lediglich der angrenzende Operationsbereich wird desinfiziert und rasiert. Ein Schnitt am Hodensack ermöglicht das Abbinden der Samenstränge und das Herausnehmen der Hoden. Zu guter Letzt wird der Schnitt verschlossen und die Kastration ist vollendet. Die gesamte Operation dauert im Durchschnitt 20 bis 30 Minuten.

Sowohl bei Rüden als auch bei Hündinnen lässt die Wirkung der Narkose nach ungefähr 1 bis 2 Stunden nach. Die meisten Hunde erhalten einen Leckschutz oder eine Halskrause, damit sie nicht an ihren Wunden lecken oder knabbern. Nach ca. 10 Tagen werden die Fäden in der Tierarztpraxis gezogen und der Eingriff ist abgeschlossen.

 

Unsere Futterempfehlung für Ihren Vierbeiner:


Vorteile einer Kastration

Obwohl ein operativer Eingriff immer mit einem Risiko verbunden ist, kann die Kastration sowohl für Ihren Rüden als auch für Ihre Hündin Vorteile bringen.

 

Durch eine Kastration haben Rüden oftmals …

  • … ein geringes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
  • … einen geringeren Sexualtrieb.
  • … ein ruhigeres Wesen.

Einen aggressiven Hund kann man durch eine Kastration selbstverständlich nicht plötzlich „zähmen“. Eine grundlegende Verhaltensänderung bewirkt in so einem Fall nur ein professionelles Hundetraining.

Aber auch Hündinnen haben durch eine Kastration häufig …

  • … ein geringeres Erkrankungsrisiko an der Gebärmutter.
  • … ein geringeres Krebsrisiko an der Milchleiste.
  • ... ein geringeres Blutkrebsrisiko (wenn vor der zweiten Läufigkeit kastriert wurde).
  • … eine Inkontinenz.
  • ... weniger hormonell bedingte Verhaltensänderungen (da die Läufigkeit entfällt).

Hunde werden durch eine Kastration oft ruhiger und entspannter.


Nachteile und Risiken einer Kastration

Die Nachteile einer Kastration sind im Grunde genommen die Risiken, die mit ihr einhergehen. Es kann sowohl während als auch nach der Operation zu „Nebenwirkungen“ und Veränderungen kommen, die Sie als Hundebesitzer sich nicht gewünscht haben.

Wichtig! Allgemein besteht bei jeder Operation das Risiko, dass etwas schiefgeht. Je älter oder vorerkrankter ein Hund ist, desto höher ist das Risiko. Deswegen überprüft Ihr Tierarzt im Vorhinein gründlich, ob ihr Hund operationstauglich ist.

Ob Risiken bzw. mögliche Nachteile ausschlaggebende Argumente gegen eine Kastration sind, muss jeder Hundebesitzer für sich entscheiden. Grundsätzlich muss der Anlass für eine Kastration beim Hund immer die medizinische Notwendigkeit sein. Folgende Nachteile können durch eine Kastration auftreten:

  • Nachblutungen im Hodensack durch Blutgerinnungsstörungen (nach der OP)
  • Inkontinenz bei Hündinnen
  • Infektionsgefahr der Wunde (z. B. durch unerwünschtes Lecken oder Kratzen)
  • eventuelle Gewichtszunahme nach der Kastration: Geschlechtshormone sind mitverantwortlich für den Appetit und Stoffwechsel des Hundes. Wenn diese fehlen, hat der Hund denselben oder einen gesteigerten Appetit, benötigt aber weniger Kalorien.
  • unerwünschte Verhaltensänderungen wie gesteigerte Aggression und Wachsamkeit bei Hündinnen (mit starkem Schutzinstinkt)
  • mögliche Fellveränderungen
  • eventuelle Trägheit bei Rüden (kann jedoch durch regelmäßige Bewegung ausgeglichen werden)

Die meisten Risiken werden durch eine gründliche Vorkontrolle bereits ausgeschlossen.


Die Alternative der chemischen Kastration: Der Hormonchip

Wer sich nicht sofort für den operativen Eingriff entscheiden möchte, kann übergangsweise die chemische Kastration beim Hund wählen. Hierbei handelt es sich um einen Hormonchip, der dem Hund in den Nacken gespritzt wird. Er enthält das Hormon Deslorelin, welches Ihren Hund unfruchtbar macht. Das Deslorelin senkt die Testosteron-Produktion und wirkt somit fast wie eine normale Kastration – nur ohne Operation. Die chemische Kastration ist sowohl bei Rüden, als auch bei Hündinnen möglich. Bis der Hormonchip vollständig wirkt, vergehen mehrere Wochen. Dafür hält die Wirkung aber für 6 bis 12 Monate an – je nach Körpergewicht sogar länger. Der Hormonchip eignet sich, um erst die Verhaltensänderung ihres Hundes zu beobachten, bevor sie sich für eine richtige Kastration entscheiden.

Eine chemische Kastration wirkt 6 bis 12 Monate. Nach dieser „Probezeit“ fällt die Entscheidung für oder gegen eine Kastration leichter.


Fazit

Ein gewisses Risiko besteht bei jeder Operation. Wer sich am Anfang unsicher ist, ob er seinen Hund tatsächlich kastrieren lassen will, kann den Hormonchip ausprobieren. Mithilfe dieses Chips können Sie erst einmal 6 bis 12 Monate lang beobachten, ob und was sich im Verhalten Ihres Hundes verändert. Brachte die chemische Kastration das gewünschte Ergebnis? Dann fällt der Schritt zum operativen Eingriff womöglich leichter. Bedenken Sie, dass eine Operation nicht mehr rückgängig zu machen ist und stets ein Restrisiko für Ihren Hund birgt. Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Kastration immer eine Veränderung mit sich bringen wird – ob in der Ernährung, im Verhalten oder im Bewegungsdrang. Wenn nach Untersuchung durch Ihren Tierarzt ein medizinischer Grund vorliegt und Sie über den Eingriff informiert wurden, kann es auch schon losgehen. Die Wahl einer vertrauenswürdigen Tierarztpraxis wird Ihnen und Ihrem Hund die Kastration definitiv erleichtern. Auch die Einholung einer Zweitmeinung kann Ihnen im Zweifelsfall helfen.