Mit wem fühlen Sie sich wohl? Jemand, der Ihnen Druck macht? Oder jemand, auf den Sie sich verlassen können? Wen mögen Sie? Jemand, in dessen Anwesenheit Sie sich sicher fühlen und entspannen können? Oder jemand, dem Sie nicht vertrauen? Genau wie bei Menschen auch, ist bei Pferden Vertrauen die Basis einer guten Freundschaft. Wenn Sie wissen möchten, ob Ihr Pferd Sie mag, kommen Sie nicht um die „Vertrauensfrage“ herum. Wie sicher fühlt sich Ihr Pferd bei Ihnen? Und wie sicher fühlen Sie sich mit Ihrem Pferd? Wie können Sie die Bindung zu Ihrem Pferd stärken? Und wie können Sie Vertrauen aufbauen? 

In diesem Ratgeber erhalten Sie Tipps, wie Sie für Ihr Pferd ein vertrauenswürdiger Partner werden. Wie Sie ihm die Angst vor Unbekannten nehmen und was Sie dafür tun können, um die Frage „Mag mein Pferd mich?“ mit einem „Ja“ von Herzen beantworten zu können. Ob im Stall, bei der Bodenarbeit oder beim Reiten – hier dreht sich alles um die wichtigste Zutat zu einer starken Freundschaft mit dem Pferd: dem Vertrauen zwischen Mensch und Tier.

*** Test: Mag mein Pferd mich? ***

Möchten Sie direkt zu unserem Test "Mag mein Pferd mich?"? Dann einfach hier entlang!


Pferd bleibt ruhig beim Liegen auf der Wiese mit Frau
Vertrauen gewinnen bedeutet Freundschaft gewinnen.


Die Pferd-Mensch-Beziehung: Mit Vertrauen fängt es an

Eine starke Schulter, auf die man sich verlassen kann – wer wünscht sich das nicht? Zwar sind unsere geliebten Pferde mit ausgesprochen starken Schultern ausgestattet, dennoch ist auf sie nicht immer Verlass. Pferde sind und bleiben Fluchttiere – und von diesem tief in ihrer DNA verankerten Bewusstsein machen sie mal mehr, mal weniger Gebrauch. 

Bei manchen reicht der Anblick eines flatternden Schmetterlings, um sie völlig aus der Fassung zu bringen, andere reagieren auf einen Mähdrescher mit Panik und wieder andere kollabieren nahezu, wenn sich beim Ausritt hinter der nächsten Kurve ein Baumstumpf „hinterlistig“ zwischen den Büschen versteckt. 

Ob das System des Pferdes „Gefahr in Verzug“ meldet oder nicht, hängt im Wesentlichen vom Vertrauen ab. Zwar gelten einige Pferderassen als nervenstärker als andere, auch Alter und Erfahrung spielen eine Rolle. Dennoch lässt sich auch ein Tier mit dünnem Nervenkostüm in einen Partner verwandeln, welcher mit seinem Mensch durch Dick und Dünn geht. Und genau dort kommt Vertrauen ins Spiel.

Denn wenn das Pferd auch ein Fluchttier bleibt, so lässt sich sein Instinkt doch mit Arbeit am Vertrauen auf ein Maß bringen, welches auch für Zweibeiner angenehm ist. Schließlich macht ein Ausritt mit einem nervenstarken Vierbeiner wesentlich mehr Spaß, ist der gemeinsame Turnierstart mit einem Verlasspferd deutlich entspannter als der mit einem Nervenbündel, bei welchem der Anblick eines aufgespannten Regenschirmes reicht, um mühsam erarbeitete Dressurlektionen in unrühmliche Kapriolen zu verwandeln.

Die starke Schulter ist beim Vierbeiner also vorhanden – das mit dem Verlass ist jedoch Zweibeinersache. Denn außerhalb der Herde sind wir es, auf die unsere Pferde zählen können müssen, wenn es darauf ankommt. Deswegen hat das Aufbauen von Vertrauen oberste Priorität in der Pferd-Mensch-Beziehung. Ein Pferd, welches seinem Menschen vertraut, ist schließlich nicht nur ein Gewinn in Bezug auf die Freundschaft zweier Lebewesen, sondern auch ein Gewinn in Sachen Sicherheit. Es sei denn, Sie haben Spaß an spontanen Hüpfern und kopflosen Fluchtversuchen beim Anblick von raschelnden Plastiktüten? Haben Sie nicht? Dann sind Sie mit folgenden Übungen gut beraten, die dafür sorgen, dass Ihr Pferd Vertrauen zu ihnen aufbauen kann.


Mag mein Pferd mich? Liebe hat mit Vertrauen zu tun

Natürlich geht Liebe bei Pferden auch durch den Magen. Wer von seinem Pferd mit einem schallenden Wiehern begrüßt wird, kann die „Liebe“ seines Pferdes auf die Probe stellen, und das Begrüßungsleckerli weglassen – ist die Begeisterung nach einiger Zeit, ohne Leckerli, immer noch die gleiche, freut sich das Pferd womöglich tatsächlich über das Erscheinen seines Zweibeiners – nicht über den willkommenen Snack. Allerdings zeigen Pferde nicht nur durch eine freundliche Begrüßung, wenn sie ihre Menschen mögen. Die Antwort auf die Frage „Mag mein Pferd mich?“  finden Sie in den kleinen Gesten des Pferdes. Und eine zentrale Rolle bei der Frage, ob Ihr Pferd Sie mag, spielt auch das Vertrauen: Wenn Ihr Pferd sich bei Ihnen sicher fühlt und sich in Ihrer Anwesenheit entspannen kann, ist dies ein Zeichen dafür, dass es Sie mag. Wenn Sie also die Bindung zu Ihrem Pferd stärken wollen, ist der Aufbau von Vertrauen ein ganz wichtiger Faktor.

Mag mein Pferd mich? Jetzt den Test machen und herausfinden!

...

Bitte einen Moment Geduld.
Der Typ-Check wird geladen ...


Wie kann ich das Vertrauen meines Pferdes zu mir aufbauen?

Schritt 1: Die Arbeit fängt bei Ihnen an

Pferde sind bekanntermaßen Herdentiere. Sind seine Stallkumpels außer Sichtweite, sind Sie die „Herde“ Ihres Pferdes. Da Sicherheit in der Pferdeherde Teamwork ist, sind Sie – aus Sicht des Pferdes – demnach mitverantwortlich für seine Sicherheit. Pferde sind ausgesprochen gute Beobachter. Sie können also sicher sein, dass Ihr aufmerksames Pferd Sie in Bezug auf seine Sicherheit genau im Auge hat. Und ob Sie sich als verlässliches „Herdenmitglied“ oder sogar „Herdenchef“ eignen, geht für das Pferd auch aus Ihrem Auftreten hervor. 

Deswegen beginnen Vertrauensübungen mit dem Pferd zunächst ohne Pferd: Beobachten Sie sich aus den Augen eines Vierbeiners. Wie vertrauenswürdig sind Sie? Würden Sie sich als Pferd auf Sie verlassen? Natürlich können Sie Ihr Wesen nicht verändern – Ihr Auftreten jedoch schon. Achten Sie auf Ihre Körpersprache: Gehen Sie aufrecht? Sind Ihre Schritte bestimmt, Ihre Handlungen souverän? Sollten Sie sich zu den unsicheren Zweibeinern zählen, ist dies kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. Denn zwar können Pferde Angst Studien zufolge zwar riechen, dennoch lassen sie sich von einem bestimmten Auftreten im Zweifelsfall überzeugen. Für ängstlichere Zweibeiner gilt hier der englischsprachige Ausspruch „fake it til you make it“ – wenn Sie trotz Unsicherheit an Ihrem Auftreten arbeiten, überzeugen Sie nicht nur Ihr Pferd von Ihrer neuen Souveränität – auch Ihr Unterbewusstsein fällt praktischerweise auf die vermeintliche Sicherheit herein und beschenkt Sie im Laufe der Zeit mit einem gesteigerten Sicherheitsgefühl. 


Infografik Pferd Vertrauen aufbauen
Mit Aufmerksamkeit können Sie das Vertrauen Ihres Pferdes gewinnen!


Tipp: Erhöhte Aufmerksamkeit bringt Sicherheit

Nehmen wir an, Sie sind ein schreckhaftes Fluchttier und auf eine starke menschliche Schulter angewiesen. Wie sicher fühlen Sie sich, wenn Ihr „Beschützer“ mit der Aufmerksamkeit woanders ist, wenn eine Gefahr droht? Vermutlich zweifeln Sie an seinen Beschützerqualitäten. Genau so geht es dem aufmerksamen Pferd: Da es naturgegeben seine Umgebung stets nach möglichen Gefahren absucht, tun Sie dies am besten ebenso. Um im Zweifelsfalle eine „Gefahrenquelle“ noch vor Ihrem Pferd zu entdecken. Um ihm dann deutlich zu machen, dass Sie, als aufmerksamer Herdenchef, die Gefahr erkannt haben und in Kategorien von „nicht beunruhigend“ bis „bloß schnell weg“ einordnen. 

Ein Pferd, welches Sie als vertrauenswürdig einstuft, wird Sie stets „fragen“, bevor es eine Entscheidung bezüglich einer Gefahr trifft. Achten Sie auf die Ohren des Pferdes: Richten Sie sich zunächst auf die „Gefahrenquelle“ und drehen sich dann in Ihre Richtung? Ein gutes Zeichen! Genau dies ist Ihr Moment! Schauen Sie ebenfalls in die Richtung des gruseligen Objekts. Wirken Sie beruhigend auf den Vierbeiner ein, wenn er sie via Ohren fragt, als wie gefährlich etwas einzustufen ist. 

Sollte es Sie nicht „fragen“, versuchen Sie seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Sobald ein Pferd sich einem „Monster“ zuwendet und droht, die Nerven zu verlieren, rufen Sie sich dem Pferd ins Bewusstsein. Ein leichter Ruck am Strick, ein Zupfen am Zügel, begleitet von beruhigenden Worten – sobald sich Ihnen auch nur ein Ohr zuwendet: loben, womöglich sogar mit einem Leckerli! Wenn Sie dies regelmäßig trainieren, wird Ihr Pferd Sie im Laufe der Zeit immer öfter „fragen“, bevor es die Flucht ergreift und eine eigene Entscheidung trifft. Die Nachricht, die Ihr Pferd auf diese Weise erhält ist: „Ich habe etwas ebenfalls gesehen, was du gesehen hast. Mach dir keine Sorgen, ich bin da, du bist in Sicherheit!“. Dies ist genau das, was Ihr Pferd abfragt, wenn es unsicher ist. Liefern Sie ihm wiederkehrend diese Sicherheit und sein Vertrauen in Ihre Kompetenz als aufmerksamer „Beschützer“ wird schnell wachsen.

All diese Maßnahmen sind jedoch nur durchführbar, wenn Sie im Umgang mit dem Pferd stets dem Tier und dessen Umgebung vollste Aufmerksamkeit zollen. Schenken Sie diese lieber Ihrem Mobiltelefon oder lassen Sie das Pferd während des Plauschs mit Stallfreunden unbeachtet, wird das ängstliche Pferd Ihre Beschützerqualitäten infrage stellen. Und im Zweifelsfall selbst entscheiden, wie es sich in einer brenzligen Situation verhält.



Pferd an der Hand im Stehen mit Reiter
Arbeit an der Hand zahlt sich auch unter dem Sattel aus.

Schritt 2: Bodenarbeit mit dem Pferd stärkt das Vertrauen

Sie schreiten entschlossenen Schrittes in den Stall, Ihr Blick ist aufrecht, Ihr Auftreten souverän? Sie scannen die Umgebung aus der Sicht des schreckhaften Pferdes ab und schaffen es, seine Aufmerksamkeit weg von furchteinflößenden Objekten auf Sie zu lenken und es zu beruhigen? Wunderbar! Damit sind Sie in Sachen Vertrauen aufbauen schon einen guten Schritt weiter. Doch bevor Sie sich nun in den Sattel setzen, um das gewonnene Vertrauen als Reiter-Pferd-Gespann zu testen, sollten Sie die Zusammenarbeit zunächst am Boden fortsetzen. Die Übungen am Boden, um das Vertrauen aufzubauen und die Pferd-Mensch-Beziehung zu stärken, werden sich später auch beim Reiten auszahlen

Folgende Übungen bieten sich für die Stärkung des Vertrauens Ihres Pferdes an:

  • Führtraining und Arbeit im Roundpen
  • Bodenarbeit mit Scheutraining
  • Gelassenheitsparcours
  • Gemeinsame Spaziergänge

Führtraining und Arbeit im Roundpen 

Um Sie als souveränen „Herdenchef“ anzuerkennen, sollte das Pferd gelernt haben, am Anbinder stillzustehen, beim Führen nicht zu drängeln oder zu überholen und auf Ihre Grundkommandos zum Anhalten, Weichen oder Rückwärtsgehen hören. Um diese Basis zu erarbeiten, hat sich das Training im Roundpen als zielführend erwiesen. Seien Sie dabei konsequent und zeigen Sie mit Stimme und Körper deutlich, was Sie wollen und was nicht. Vergessen Sie nicht, ausgiebig zu loben, wenn das Pferd etwas gut gemacht hat! Leckerli eignen sich hervorragend als positive Verstärkung bei der Arbeit am Boden. Beachten Sie beim Verfüttern größerer Mengen von leckeren Snacks jedoch, diese auf die Tagesration anzurechnen! 


Snacks, die ihrem Pferd die Nüstern schlackern lassen


Gelassenheitstraining

Sitzt der Grundgehorsam, können Sie mit dem Scheutraining beginnen. Der Gelassenheitsparcours sollte zum Nervenkostüm des Pferdes passen. Geduld ist hier gefragt, denn wenn Sie den Vierbeiner überfordern, erreichen Sie beim Gelassenheitstraining das Gegenteil vom gewünschten Effekt. Fangen Sie im Zweifelsfall also klein an. Bei „Angsthasen“ reicht es womöglich als Scheutraining fürs Erste schon, wenn Sie eine Plastiktüte oder einen Luftballon in der Halle oder in der Reitbahn platzieren. Nähern Sie sich dem „Schreckensobjekt“ gemeinsam mit dem Pferd und loben Sie es ausgiebig für jeden noch so kleinen Schritt in die richtige Richtung. 

Machen Sie dem Pferd Mut, aber keinen Druck! Traut sich Ihr Pferd am Ende, das Objekt zu „berühren“ oder dürfen Sie es sogar mit dem Objekt berühren freuen Sie sich sichtbar und teilen Sie dem Pferd Ihre Begeisterung in Form von Leckerli, Kuscheln und lobenden Worten mit. Hat der Vierbeiner eine Übung mit Bravour gemeistert, beenden Sie die Einheit – so wird das Pferd auch beim nächsten Mal voller Motivation dabei sein, da Sie die Übung mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen haben. 

Die Einheit beenden sollten Sie auch, wenn Ihnen die Geduld ausgeht oder Ihr Pferd sich stark aufregt. Zeit und Geduld sind die wichtigsten Punkte beim Aufbau von Vertrauen. Klappt etwas bei einem Mal nicht, klappt es eben beim nächsten Mal. Der Weg von einer raschelnden Tüte in der Bahn bis zum Gelassenheitsparcours mit Flattervorhängen, Wippen und Stangen ist lang – geben Sie sich und dem Vierbeiner alle Zeit der Welt für diesen Weg. Schritt für Schritt.

Gemeinsame Spaziergänge 

Erkunden Sie die Welt Seite an Seite. Ausgerüstet mit einer großen Portion Pferdeleckerli und einer Trense können Sie zunächst mit dem Pferd auf dem Stallgelände auf Entdeckungstour gehen. Meist finden sich schon dort genug „gruselige Objekte“, mit denen Sie die Nervenstärke Ihres Pferdes trainieren können. Ermutigen Sie Ihr Pferd, flatternden Planen möglichst nah zu kommen. Lassen Sie es an einem Trecker schnüffeln und belohnen Sie es dafür mit einem Leckerli. Sagen Sie den Hühnern „hallo“ und gehen Sie festen Schrittes am bellenden Hofhund vorbei. Erst wenn das klappt und Ihr Pferd dabei Nervenstärke beweist, können Sie die Erkundungstouren vergrößern: Gemeinsame Spaziergänge in der Umgebung stärken das Vertrauen. 

Die meisten unsicheren Pferde fühlen sich deutlich sicherer, wenn ihr Mensch neben ihnen läuft, als wenn er auf ihnen reitet. Gehen Sie also zunächst zu Fuß mit Ihrem Pferd auf „Monsterjagd“ – jedes „Monster“, welchem Ihr Vierbeiner „todesmutig“ begegnet, erfordert Ihre vollste Begeisterung und überschwängliches Lob. Viele Pferde haben das Spiel nach einiger Zeit verstanden. Und begeben sich nur zu gern mit ihrem Menschen auf Entdeckungstouren, um ihren neuen Mut unter Beweis zu stellen.

Sicherheit beim Spaziergang geht vor! Dass Sie beim Spaziergang mit Ihrem Pferd auch auf eine sichere Ausstattung achten sollten, ist selbstverständlich. Sicherer als ein Halfter ist hier das Aufzäumen mit einer Trense, da Sie das Tier im Zweifelsfalle damit besser unter Kontrolle haben. Klären Sie auch mit Ihrer Versicherung, ob diese bei einer gebisslosen Zäumung oder einem Pferd, das nur ein Halfter trägt, für einen Schaden aufkommt. Dies ist nicht bei allen Versicherungen der Fall!

Schritt 3: Die Arbeit am Vertrauen beim Reiten

Haben Sie das Vertrauen Ihres Pferdes durch Bodenarbeit gewonnen, ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Vertrauen unter dem Sattel. Beim Reiten können Sie das am Boden Erlernte wunderbar auf die neue Perspektive übertragen. Ihr Pferd sollte Ihnen nun Aufmerksamkeit schenken, wenn es etwas Angsteinflößendes entdeckt hat (denken Sie an die „fragenden Ohren“), sodass Sie es auch von oben mit Streicheleinheiten und Stimme beruhigen können. Im Idealfall haben Sie während der Bodenarbeit ein Kommando etabliert, welches Sie einsetzen können, wenn Ihr Pferd beunruhigt ist. 

„Alles gut“ oder „ruhig“ – entscheiden Sie sich für ein Kommando mit Wiedererkennungswert Wenn Sie Ihr Pferd mit einem wiederkehrenden Wort oder der immer gleichen Formulierung beruhigen, wird es diese bald erkennen und zuordnen können. Äußern Sie dieses Kommando jedes Mal, wenn das Pferd etwas „Gruseliges“ entdeckt hat, weiß das Pferd, dass Sie es ebenfalls erspäht haben und als „Herdenchef“ der Meinung sind, dass hier kein Grund zur Beunruhigung besteht. Damit geben Sie dem Pferd Sicherheit – mit Wiedererkennungswert.

Frau reitet ruhig im Gelände mit Helm auf dem Kopf
Sicherheit tut gut! Bleibt das Pferd im Gelände ruhig, ist die Freude groß!

Beim Reiten können Sie dasselbe Spiel wie am Boden betreiben: Wecken Sie die Neugier des Pferdes fürs Unbekannte: Nähern Sie sich „Monstern“ und belohnen Sie es ausgiebig für jeden Schritt in die richtige Richtung. Bei ängstlichen und unerfahrenen Pferden kann ein „alter Hase“ als Begleitpferd im Gelände Wunder wirken. Ohnehin sollten Sie im Zweifelsfalle nur in Begleitung ausreiten. Sollte Ihr Pferd sich beim Ausritt nicht an etwas Furchteinflößendem vorbeitrauen, haben Sie drei Möglichkeiten:

  • Sie geben der Angst des Pferdes nach und ändern Ihre Route.
  • Sie zwingen es dazu, an dem Objekt vorbeizugehen.
  • Sie steigen ab und führen es vorbei.

Die ersten beiden Möglichkeiten eignen sich nicht dazu, um die Bindung zwischen Ihrem Pferd und Ihnen zu stärken oder Vertrauen aufzubauen. Im Gegenteil: Entscheidet das Pferd sich für „Flucht“ und Sie geben dem statt, sind Sie kein souveräner Teampartner, sondern lassen Ihr Pferd entscheiden, ob etwas sicher ist oder nicht. Es wird demnach an Ihrer Souveränität zweifeln und womöglich auch künftig ängstlich reagieren. Mit Zwang und Druck erreichen Sie vielleicht kurzfristig Ihr Ziel, Vertrauen stärken Sie damit aber nicht. Das Pferd wird sich im Zweifelsfalle unterwerfen, langfristig aber ängstlich auf Sie reagieren, statt seiner Umgebung weniger ängstlich zu begegnen.

Was bleibt also? Lassen Sie ein erfahrenes Pferd vorausgehen. Oder steigen Sie ab und gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Wenn die Pferd-Mensch-Beziehung bereits am Boden gefestigt ist, wird Ihr Pferd sich mit Ihnen an seiner Seite am „Schreckgespenst“ vorbeitrauen. Gehen Sie gemeinsam festen Schrittes daran vorbei oder schauen Sie sich das Objekt mit Mut (und Leckerli!) aus der Nähe an. Im Laufe der Zeit werden die Male, bei denen Sie absteigen müssen, immer weniger werden. Auch hier gilt: mit Geduld gelingt alles!

Pferd bleibt bei Frau stehen auf der Weide
Öfter mal was Neues! Zusammen entspannen stärkt die Bindung.

Abwechslung stärkt das Vertrauen

Je mehr das Pferd erlebt und sieht, desto weniger ängstlich ist es. Zwar brauchen Pferde ein verlässliches Umfeld, um sich wohl zu fühlen – Stallwechsel, Fütterungsumstellungen oder Veränderungen in der Herdenkonstellation sind für Pferde in der Regel keine Leichtigkeit – dennoch sollte Abwechslung im Alltag mit dem Pferd Trumpf sein. Ein Pferd, das monatelang die gleichen Lektionen in der Halle absolviert, ist verständlicherweise aufgeregt, wenn es eines Tages plötzlich ins Gelände geht. Ein Pferd, welches selten mit Fahrzeugen konfrontiert wurde, ist im Straßenverkehr entsprechend unsicher. 

Deswegen empfiehlt es sich, die Komfortzone möglichst oft zu verlassen, ohne, dass Stress aufkommt: Auch nervenstarke Pferde freuen sich über Bodenarbeit, auch Dressurpferde können im Gelände Neues erkunden, beim Spaziergang an der Hand gibt es für routinierte Vierbeiner viel zu entdecken und jedes Pferd genießt es, mit seinem Menschen Zeit zu verbringen, ohne, dass etwas von ihm gefordert wird. 

Kommen Sie gelegentlich nur zum Kuscheln in den Stall, setzen Sie sich zum Pferd auf die Weide während es grast – Forschern zufolge mögen Pferde ihre Menschen noch lieber, wenn diese nichts von ihnen verlangen und das Pferd selbst entscheiden kann, wie nah es seinem Menschen ist. Mit dem Pferd „Nichtstun“ ist also hin und wieder nicht nur eine Abwechslung vom Stallalltag sondern ebenfalls ein Weg, die Bindung und das Vertrauen zu stärken.


Fazit

Vertrauen fängt beim Umgang an. Um die Bindung mit Ihrem Pferd zu stärken, sollten Sie am Boden beginnen. Und sich viel Zeit lassen. Wenn Sie Schritt für Schritt vorgehen, mit positiver Verstärkung in Form von Leckerlis und Lob arbeiten und eine ordentliche Portion Geduld mitbringen, klappt es auch mit dem Vertrauen. Ihr Pferd wird Sie bald als zuverlässigen zweibeinigen Partner wahrnehmen und über die Zeit werden sich „Schreckgespenster“ in Luft auflösen. Beobachten Sie Ihr Pferd, schenken Sie ihm Aufmerksamkeit und überfordern Sie es nicht, sondern teilen Sie Ihre Begeisterung – dann wächst das Vertrauen von Tag zu Tag zu einer wunderschönen Freundschaft heran!

Für eine optimale Fütterung empfehlen wir unser kostenfreies eBook “Pferde richtig füttern“!

Pssst ... das Download-Formular können Sie nur sehen, wenn Sie unsere Cookies akzeptieren.