
Hund kaufen: eine folgenträchtige Entscheidung
Einen Hund zu kaufen ist nicht kompliziert: Ob Rassewelpe oder Mischling - Quellen für junge und erwachsene Vierbeiner gibt es zu Genüge. Doch anders als beim Erwerb materieller Sachen hat man beim Hundekauf eine große Verantwortung: dem Lebewesen selbst, aber auch den Mitmenschen gegenüber, die von unserer Entscheidung betroffen sind. Bevor Sie den Schritt wagen, Ihr Leben fortan mit einem pelzigen Freund zu teilen, sollen Sie sich kritisch mit zahlreichen Fragen auseinandersetzen. Sie spielen mit dem Gedanken, einen Hund zu kaufen? Wir sagen Ihnen, was Sie dabei beachten sollen.
Während sich manche Fragen recht schnell beantworten lassen – wie etwa die nach vorhandenen Allergien, gültigen Mietverträgen oder den finanziellen Möglichkeiten, sind viele andere Themen komplizierter. Doch schummeln Sie bitte nicht bei der Beantwortung der Fragen und nehmen Sie wichtige Aspekte nicht auf die leichte Schulter. Ein Vierbeiner nimmt sehr viel Zeit in Anspruch und soll zu ihrem Lebensmodell gut passen. Einen Hund zu kaufen, bedeutet unter anderem Gassigänge bei jedem Wetter, eingeschränkte Wahl von Urlaubszielen, viel Selbstmanagement im Alltag, Notfallpläne mit vertrauten Dogsittern, Konsequenz und Geduld bei der Erziehung und einige Wartestunden beim Tierarzt mit anschließenden, meist gepfefferten Rechnungen. Von den Haaren an der Kleidung ganz zu schweigen. Haben Sie alle oben genannten Fragen wahrheitsgemäß und ohne zu beschönigen zugunsten des Hundes beantwortet, können Sie sich nun konkreter mit dem Kauf eines Hundes beschäftigen. Beachten Sie folgende Anforderungen.
Hund kaufen: groß oder klein?
Bei der Frage, ob Sie einen großen oder eher einen kleinen Hund kaufen, spielen zwei Aspekte eine wichtige Rolle: persönliche Vorlieben und äußerliche Gegebenheiten. Die ersten sind rein subjektiv und lassen sich nicht rational erklären: Manche Menschen mögen einfach etwas „Konkretes zum Anfassen“, andere bevorzugen kleinere Kaliber, die in jede Reisetasche passen und auf dem Schoss ihres Menschen genügend Platz zum Kuscheln finden. Die äußeren Umstände sind rein logischer Natur und machen individuellen Präferenzen manchmal einen Strich durch die Rechnung. Sie lieben Riesenhunde, haben aber nur einen Smart vorm Haus stehen, dann sollten Sie auf den Kauf einer Deutschen Dogge womöglich verzichten – es sei denn, sie sollte den Miniwagen hinter sich ziehen. Sie brennen für schwere, massiv gebaute Hunde, wohnen aber im 6. Stock ohne einen Fahrstuhl? Abgesehen davon, dass Hunde so viele Treppen nicht laufen sollten – was ist, wenn Ihr Liebling krank wird und Sie ihn tragen müssen? Mit einem 40-50 Kilo schweren Hund auf dem Arm wäre das Treppensteigen ganz schön beschwerlich…
Reinrassig oder Mischling?
Viele Hundeliebhaber haben eine bestimmte Rasse, für die sie brennen. Entweder ist das ein lang gehegter, bisher unerfüllter Kindheitstraum von einem Labbi, Pudel oder Dackel. Oder Sie haben bereits großartige Erfahrungen mit einer bestimmten Rasse gemacht und haben diese ins Herz geschlossen. Nicht allzu oft und dennoch häufig genug werden reinrassige Hunde als Prestigeobjekte gesehen. Mein Haus, mein Boot, mein Hund – je teurer und erlesener, desto besser. Ein hoher Preis oder ein Seltenheitsstatus einer Rasse sollten allerdings die Kaufentscheidung nicht beeinflussen. Schließlich will man einen Hund kaufen und kein Kunstobjekt. Sowohl Rasse- als auch Mischlingshunde haben ihre Vor- und Nachteile. Beide können von unterschiedlichen Krankheiten betroffen sein, nur dass bei reinrassigen Hunden bestimmte Gebrechen häufiger vorkommen, in der Regel aufgrund von Fehlzüchtungen. Im Allgemeinen gelten Mixe als gesundheitlich robuster. Sie bergen etwas mehr Ungewissheit, was unerwünschte Eigenschaften anbelangt, wie Jagdtrieb, ausgeprägte Schutzinstinkte oder die Neigung zum Bellen – man weiß schließlich nur in seltenen Fällen etwas von der Herkunft eines Mischlings. Viele halten sie auch für intelligenter als Rassehunde, diese Tatsache ist allerdings bisher nicht wissenschaftlich belegt worde.
Vom Züchter, aus dem Tierheim oder privat?
Während die Verfechter von Hundezucht hauptsächlich auf die sorgfältig sortierten Gene und voraussehbare Charaktereigenschaften eines Zuchthundes pochen, betonen die Tierschutzaktivisten die edle Idee der Hunderettung mit dem Ziel, das Tierleid zu reduzieren. Angesichts der wachsenden Population von Hunden (und Katzen) und dem damit zusammenhängenden, umweltzerstörerischen Fleischverbrauch müssten echte Naturfreunde wohl das Ziel verfolgen, die Zahl der Haustiere zu begrenzen statt durch Zucht neue zu kreieren. Rein aus Umweltgründen sollte die Entscheidung also auf einen Hund aus dem Tierschutz / dem Tierheim fallen. Auch dort sind reinrassige Hunde oder junge Welpen zu bekommen – wichtig für alle, die auf bestimmte Optik und Charaktereigenschaften setzen. Durch eine Adoption gibt man einer einsamen Hundeseele ein neues Zuhause und würdigt die harte Arbeit der Tierschutzaktivisten.
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Vorteile |
Nachteile |
Zuchthund (aus verantwortungsvollen Quellen |
· behütete Welpenzeit mit positiver Prägung · meist voraussehbarer Charakter · viele Krankheitsprädispositionen im Voraus bekannt |
· jeder Kauf beim Züchter nimmt einem Tierschutzhund die Chance auf ein neues Zuhause · Hundezucht kurbelt den Fleischverbrauch an · häufige Qualzuchten von Modehunden – s. kurznasige Rassen · Rassestandards oft übertrieben und krankhaft |
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Tierheimhund |
· Möglichkeit, den Hund wochenlang beim Gassi und im Tierheim kennenzulernen · oft „Scheidungskinder“ ohne Traumata oder schlechte Erfahrungen · häufig Rassehunde – (Wunschrasse möglich) · gute Beratung seitens der Pfleger · das beste Geschenk, das man einem Hund hinter Gittern machen kann: ein Zuhause · Entlastung der Tierheime · oft medizinische Betreuung seitens des Tierheims |
· manchmal traumatisiert oder unberechenbar · selten Welpen, meist erwachsene Hunde |
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Tierschutzhund |
· Möglichkeit, den Hund auf der Pflegestelle kennenzulernen · In ihren Ursprungsländern oft zum Leben in Hunger und Angst verdammt · positive Tat |
· oft Straßenhunde, die im Rudel glücklicher wären als alleine in der Stadtwohnung · nicht selten traumatisiert · löst das eigentliche Problem der uneingeschränkten Vermehrung in den Ursprungsländern nicht |
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Hund aus privater Hand |
· meist sehr günstig oder kostenlos zu bekommen · eine Adoption rettet den Hund oft vor dem Tod, wenn Welpen ungewollt |
· Internet-Anzeigen oft von Hundevermehrern · unbekannte Vorgeschichte · oft krank |
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Welcher Hund passt zu mir?
Immer noch zu viele Hundeliebhaber entscheiden beim Hundekauf rein nach der Optik. Oft fallen sie dem Kindchenschema zum Opfer, ein anderes Mal sind das die imposanten Muskeln oder das seidene Fell entscheidend. Doch viel wichtiger für ein harmonisches Leben von Mensch und Hund ist nicht das Äußere, sondern der Charakter und die Bedürfnisse sowie Neigungen des Hundes. Wenn Sie auf Kriegsfuß mit Sport und körperlicher Anstrengung sind, sollten Sie sich nicht für einen Hund entscheiden, der mehrere Stunden intensive Aktivität zum Auspowern braucht. Wenn Sie gerne joggen, sollten Sie einen lauffreudigen, robusten Hund wählen. Sind Sie zierlich gebaut, könnten Sie im Ernstfall keinen schweren und starken Hund halten, wenn er unerwartet an der Leine zieht. Hassen Sie Schwimmen und Feuchte, verzichten Sie lieber auf eine Wasserratte als Hund. Verbringen Sie gerne Ihren Winterurlaub im Gebirge, sind die leicht frierenden Nackthunde für Sie eher nicht geeignet.
Welcher Hund für wen?
Damit Sie sich einen Überblick verschaffen können, wie unterschiedliche Hundetemperamente und -befähigungen auch Ihren Alltag beeinflussen können, stellen wir Ihnen einige Rasse und Hundetypen vor, die sich besonders gut für bestimmte Lebensmodelle eignen.
Sie joggen gern und suchen einen Hund, der Sie begleitet?
Sie sind Senior und brauchen einen treuen Begleiter auf Ihren Wegen?
Fazit
Mit einem tierischen Freund das Leben zu teilen ist wunderschön, doch der Hundekauf soll gründlich überlegt sein. Einen Hund zu kaufen, ist nicht kompliziert, aber folgenschwer. Schließlich ändert ein Vierbeiner so gut wie alles in Ihrem Leben: Ihre Freizeitaktivitäten, Urlaubsreisen, den Arbeitsalltag und den Inhalt Ihres Kleiderschranks. Wiegen Sie alle Pros und Contras ab und fällen die Entscheidung bewusst. Nicht weil Ihr kleiner Sprössling sich einen Hund wünscht und nicht, weil eine bestimmte Rasse so niedlich aussieht und schon gar nicht, weil Sie die süßen Welpen auf dem Wochenmarkt so mitleidserregend finden. Ein Hund wird zu Ihrem treuen Freund – enttäuschen Sie ihn nicht.