Einen Hundeführerschein ist in Deutschland grundsätzlich keine Pflicht, kann aber freiwillig abgelegt werden. Die Ausnahme sind Niedersachsen, wo er für alle Hunde verpflichtend ist, und Nordrhein-Westfalen, wo er für Hunde ab einem bestimmten Gewicht und einer bestimmten Größe vorgeschrieben ist. Allerdings hat der Hundeführerschein einige Vorteile, weshalb er auch bald in Baden-Württemberg eingeführt werden soll. In weiteren Bundesländern wird das diskutiert oder auch schon geplant. Für den Hundeführerschein müssen zwei Prüfungen abgelegt werden – eine theoretische und eine praktische. Ein Kurs zur Vorbereitung kann absolviert werden, musst aber nicht.



Mit dem Autoführerschein zeigt man, dass man ein Auto sicher durch den Straßenverkehr fahren kann, die Regeln befolgt und Maßnahmen kennt, Unfälle zu vermeiden. Genauso verhält es sich mit dem Hundeführerschein. Er zeigt, dass Du Dich mit Vierbeinern auskennst, Deinen Hund sicher führst und damit Rücksicht auf andere nimmst, sowie gefährliche Situationen vermeiden kannst. In diesem Ratgeber behandeln wir wichtige Fragen zum Hundeführerschein wie die nach seinem Warum und seinen Vorteilen.


Was ist ein Hundeführerschein?

Mit dem Hundeführerschein erlangt ein Hundehalter einen offiziellen Befähigungsnachweis, einen Hund halten zu können. Dabei geht es vor allem darum, den Vierbeiner im Alltag sicher zu führen und keine Menschen oder Tiere zu gefährden. Das sind Inhalte des Hundeführerscheins:

  • Grundlagen der Hundehaltung
  • Grundgehorsam
  • Sozialverträglichkeit mit Artgenossen und Menschen
  • Sicherheit beim Spaziergang, vor allem im Straßenverkehr
  • Verständnis für den Charakter des Hundes und seine Bedürfnisse

 

Den Hundeführerschein bekommst Du, wenn Du eine theoretische und praktische Prüfung gemacht und beide bestanden hast. Inhalte und Umfang der Hundeführerschein-Prüfung ist Sache der einzelnen Bundesländer. Denn auch das Hundegesetz ist Ländersache. Daher gibt es keine einheitliche Regelung und keinen Hundeführerschein für ganz Deutschland. Es herrscht auch keine generelle Pflicht, einen zu machen.

Expertenwissen: Hundeführerschein oder Sachkundenachweis? Der Sachkundenachweis ist in einigen Bundesländern im Gegensatz zum Hundeführerschein verpflichtend, wenn Du einen bestimmten Hund halten möchtest. Es geht dabei um Tiere von Rassen, die als gefährlich eingestuft werden. Welche das sind, ist nicht in jedem Bundesland gleich. Für diese sogenannten Listenhunde brauchst Du eine offizielle Bescheinigung, den Sachkundenachweis. Dieser bestätigt, dass Du mit dem als potenziell gefährlich angesehenen Vierbeiner umgehen kannst und er nicht zur Gefahr für andere wird.


Der Hundeführerschein wird von vielen Experten wie Wissenschaftlern, Zucht- und Tierschutzverbänden begrüßt. Unter anderem liegt diese positive Meinung daran, dass Hundehaltern wichtige Grundlagen für die Haltung eines Vierbeiners vermittelt werden. Das sorgt zum einen für Wohlergehen und Schutz des Hundes und zum anderen für den Schutz von Menschen und anderen Tieren. Zudem gilt der Hundeführerschein nicht nur für bestimmte Rassen, sondern für jeden Hund. Dass er so auf pauschale Rasselisten verzichtet, wird ebenfalls sehr positiv aufgenommen. Denn in der Regel liegt das Problem nicht am Anfang, sondern am Ende der Leine. 



Ist ein Hundeführerschein Pflicht?

Nein, der Hundeführerschein ist in fast allen Bundesländern ein freiwilliger Nachweis und kein behördlicher Sachkundenachweis. Hundehalter können ihn machen, müssen es aber nicht. Er hat Ähnlichkeiten zum Autoführerschein und besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil.

Der Hundeführerschein hat Vorteile für Dich selbst wie für andere. Schließlich zeigst Du damit, dass Du Dich mit Deinem vierbeinigen Freund auskennst und ihn sicher führen kannst. Er spricht auch dafür, dass Du ihn gut erzogen hast. Trotzdem ist der Hundeführerschein in den meisten Teilen Deutschlands keine Pflicht.

 

Allerdings ist er in Niedersachen seit 01.07.2013 verpflichtend für jeden Hundehalter. Möchtest Du Dir dort einen Hund anschaffen, musst Du zunächst die theoretische Prüfung machen. Zusammen mit Deinem vierbeinigen Freund musst Du dann den praktischen Teil erfolgreich bestehen, um den Hundeführerschein von Niedersachsen zu erhalten. Dieser gilt unabhängig von einer Rasse und dient dem Schutz vor Beißattacken sowie dem Tierschutz.


Außerdem ist nach dem Hundegesetz in Niedersachsen folgendes Pflicht:

  • Anmeldung jedes Hundes beim Zentralen Register durch den Hundehalter
  • Kennzeichnung jedes Hundes mittels Chip
  • Hundehaftpflichtversicherung


Nordrhein-Westfalen verpflichtet zu einem Hundeführerschein bzw. Sachkundenachweis jeden, der einen Hund mit über 20 kg oder einer Schulterhöhe ab 40 cm besitzt. Diese Pflicht besteht unabhängig von der Rasse.

Expertenwissen Seit längerem möchte Baden-Württemberg den Hundeführerschein ebenfalls als Pflicht für jeden Hundehalter einführen. Bislang ist das noch nicht passiert. 2026 soll es nach aktuellem Kenntnisstand so weit sein. Dann wird der Hundeführerschein in Baden-Württemberg als Sachkundenachweis für Hundehalterinnen und Hundehalter verpflichtend.*


*Quelle: https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/kreis-waldshut/der-fuehrerschein-fuer-den-hund-soll-pflicht-werden-was-bedeutet-das-fuer-halter;art372586,11835982 - Stand: 06.03.2024. 


Wo kann man eine Hundeführerschein-Prüfung machen?

Die Prüfung für den Hundeführerschein kannst Du zum Beispiel machen bei:

  • Hundeschulen
  • Hundevereinen
  • Hundeverbänden wie VDH, BHV und IBH
  • Amtstierärzten (bei Listenhunden in einigen Bundesländern Pflicht)

Den theoretischen Teil kannst Du oft auch online machen - ebenso wie einen Vorbereitungskurs. Machst Du zum Beispiel den Hundeführerschein über den VDH, bietet dieser in Mitgliedsvereinen einen Vorbereitungskurs vor Ort an.

Musst Du den Hundeführerschein machen, zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen? Dann achte bei der Wahl darauf, dass die Prüfung von den öffentlichen Behörden auch anerkannt wird. Der IBH-Hundeführerschein ist ein solcher anerkannter Nachweis für Hundehalter in NRW und Niedersachsen. Diesen kannst Du bei jeder Hundeschule machen, die dem IBH e.V. angeschlossen ist, dem Internationalen Berufsverband der Hundertrainer:innen und Hundeunternehmer:innen.

Gut zu wissen Trainierst Du Gehorsam und Kommandos mithilfe von Belohnung durch Leckerlis? Diese kannst Du normalerweise auch für die praktische Prüfung zum Hundeführerschein verwenden. Erkundige Dich am besten im Vorfeld, ob bestimmte Hilfsmittel verboten sind.





Über die Theorie: Wie gut kennst Du Deinen Hund?


Fünf Hunde unterschiedlicher Rassen sitzen nebeneinander vom Basset bis zum Labrador Retriever.
In der Theorie-Prüfung zum Hundeführerschein geht es vor allem darum, wie gut Du Deinen Hund und Hunde im Allgemeinen kennst.


Der Theorie-Teil des Hundeführerscheins erfolgt meistens über einen Multiple-Choice-Test und ist in verschiedene Bereiche, welche die Haltung von Fellnasen betreffen, eingeteilt. Diese Bereiche sind:

  • Rassenkenntnisse
  • Haltung und Pflege
  • Ernährung, Gesundheit und Fortpflanzung
  • Sozialverhalten
  • Kommunikation
  • Erziehung und Ausbildung
  • Hund und Recht

Möglich sind Fragen wie:

  • Welche Dinge sind vor der Anschaffung eines Hundes wichtig?
  • Was eignet sich, um die Sozialverträglichkeit junger Hunde zu fördern?
  • Was ist bei der Fütterung meines Hundes zu beachten?
  • Du willst eine Fahrradtour mit Deinem Hund machen? Welche Maßnahmen sind dafür empfehlenswert?
  • Du gehst mit Deinem Hund ohne Leine Gassi und es kommen Euch einige Kinder entgegengerannt? Was tust Du?
  • Ab welchem Alter sollte man mit einem Welpen Übungen für die Erziehung machen?
  • Wann musst Du Deinen Hund beim Gassigehen an der Leine führen?

Mit unserem kostenlosen E-Book über Hundemythen kannst Du Dich auch sehr gut auf mögliche Fragen rund um die Hundehaltung vorbereiten. Achtung: Das Download-Formular dürfen wir Dir nur einblenden, wenn Du die Cookies akzeptiert hast! 

 

 

 



Aus der Praxis: Wie gut ist Dein Hund erzogen? Wie gut kannst Du ihn führen?

Wie die Bezeichnung „Hundeführerschein“ schon andeutet, dreht sich alles darum, wie gut sich Dein Hund von Dir führen lässt bzw. wie gut Du Deinen Hund führen kannst. Die praktische Prüfung ist somit eine Gehorsamkeitsprüfung, die sich auf unterschiedliche Alltagssituationen richtet. So wird zum Beispiel geprüft, wie leicht sich Dein Hund aus der Ruhe bringen oder wie gut er sich abrufen lässt.

Beispiele für mögliche Prüfungsaufgaben:

  • Grundkommandos: Sitz, Platz, Steh in verschiedenen Situationen zeigen
  • Begegnungsaufgaben: an einer starkbefahrenen Straße laufen und sie überqueren, durch belebte Straßen wie Fußgängerzone laufen
  • Handling: Kontrollieren von Ohren, Pfoten und Zähnen des Hundes durch den Halter
  • Verhalten: Begegnung mit Objekten/Personen mit ungewöhnlichem Bewegungsmuster


Hundeführerschein in Niedersachsen: Mit der praktischen Prüfung beweist Du, dass Du Deinen Hund gut einschätzen kannst. Du musst gefährliche Situationen erkennen und eventuelle Gefahren vorbeugen können. Alles in allem geht es darum, dass Du Deinen vierbeinigen Begleiter kontrollieren kannst und von ihm keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht

Expertenwissen Hundeführerschein in Niedersachsen: Mit der praktischen Prüfung beweist Du, dass Du Deinen Hund gut einschätzen kannst. Du musst gefährliche Situationen erkennen und eventuelle Gefahren vorbeugen können. Alles in allem geht es darum, dass Du Deinen vierbeinigen Begleiter kontrollieren kannst und von ihm keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht.



Was kostet ein Hundeführerschein?

Der verpflichtende Hundeführerschein in Niedersachsen kostet ungefähr 40 € für den Theorie-Teil und ungefähr 40 € für die Praxis. Die genauen Kosten legen die Prüfer selbst fest. Des Weiteren fallen Kosten für die verpflichtende Registrierung des Hundes an: Online-Anmeldung = 14,50 €; telefonisch oder schriftlich, z. B. per E-Mail = 23,50 €.

 

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass der Hundeführerschein Kosten zwischen 80 und 150 € verursacht – je nachdem, wo Du ihn machst.


Was passiert, wenn man keinen Hundeführerschein hat?



Spaziergang mit Hund am Elbstrand, im Hintergrund Menschen und der Hamburger Hafen.
Verschiedene Regelungen in den Bundesländern: Mit dem Hundeführerschein kannst Du Deinen Hund und Dich in Hamburg von der Leinenpflicht befreien.


Da in den meisten Bundesländern aktuell keine Pflicht für den Hundeführerschein besteht, musst Du keine Strafe befürchten, es passiert normalerweise nichts. Du musst keinen besitzen, wenn Du einen Hund hast. Du wirst bislang auch von keiner Behörde überprüft, wenn Du Gassi gehst oder Dich mit Deiner Fellnase auf öffentlichen Plätzen aufhältst. Ausnahme: Pflicht ist der Hundeführerschein in Niedersachen, NRW und voraussichtlich ab 2026 in Baden-Württemberg.

 

Hast Du keinen Hundeführerschein und lässt Deinen Hund freilaufen, dann verstößt Du vielerorts gegen die Anleinpflicht. Und das ist eine Ordnungswidrigkeit und kann eine Geldstrafe nach sich ziehen. In Hamburg kannst Du zum Beispiel Deinen Hund trotz Leinenpflicht freilaufen lassen, wenn Du einen Hundeführerschein vorweisen kannst. In München und weiteren Orten sparst Du Dir einen Teil der Hundesteuer, wenn Du die theoretische und praktische Prüfung bestanden hast.



Fazit

Im Gegensatz zum Sachkundenachweis für Hunde ist der Hundeführerschein nur in Niedersachsen für jeden Hundehalter Pflicht. In Nordrhein-Westfalen müssen ihn Besitzer von Vierbeinern mit mehr als 20 kg oder mehr als 40 cm Schulterhöhe vorweisen. In den restlichen Bundesländern kannst Du in freiwillig machen. Seine Einführung wird aber wie in Baden-Württemberg in vielen Ländern geplant oder zumindest diskutiert. Denn der Hundeführerschein hat einige Vorteile und wird von vielen Tierexperten empfohlen. Er dient der Sicherheit anderer ebenso wie dem Schutz des eigenen Hundes. Du kannst den Hundeführerschein beim IBH, VDH, BHV und vielen weiteren Hundeverbänden und Vereinen machen – entweder zusammen mit einem vorbereiteten Kurs oder auch nur die Prüfung. Diese besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil.


Hundeführerschein FAQs - Deine Fragen, unsere Antworten ganz kurz und knapp

 

Welche Hunde brauchen einen Hundeführerschein?

Im Gegensatz zum Sachkundenachweis ist der Hundeführerschein – außer in Niedersachsen und für einige Hunde in NRW – keine Pflicht. Dafür ist der Sachkundenachweis Pflicht. In Niedersachsen musst Du unabhängig von der Rasse einen Hundeführerschein machen. Das ist bislang das einzige Bundesland, in dem dies für jeden Hund bzw. jeden Halter verpflichtend ist. In Nordrhein-Westfalen braucht man für Hunde ab einer Größe von 40 cm oder einem Gewicht über 20 kg einen Hundeführerschein bzw. Sachkundenachweis. Das ist für jedes Tier unabhängig von der Rasse Pflicht.

 

Ab welchem Alter wird ein Hundeführerschein benötigt?

In Niedersachsen muss Dein Vierbeiner für den Hundeführerschein 12 Monate alt sein. Das empfohlene Mindestalter des Hundeführers liegt bei 14 bzw. 16 Jahren. Zudem ist ein Identifikationsnachweis für den Hund, am besten per Chip, notwendig sowie gültige Impfungen und eine Hundehaftpflichtversicherung. 

 

Wie lange hat man Zeit, um den Hundeführerschein zu machen?

Musst Du aufgrund der Bestimmungen Deines Bundeslands, z.B. Niedersachsen und NRW, einen Hundeführerschein machen? In Niedersachsen musst Du die Theorie bereits ablegen, bevor Du Dir eine Fellnase nach Hause holst. Anschließend hast Du ein Jahr Zeit die praktische Prüfung zu machen. Machst Du den Hundeführerschein freiwillig, bist Du zeitlich nicht beschränkt.

 

Was ist, wenn man die Prüfung nicht besteht?

Bestehst Du die Prüfung für den Hundeführerschein nicht, ist das kein Drama. Du kannst diese wiederholen, so oft Du willst. Du musst nur die Kosten dafür immer wieder tragen. Beim theoretischen Teil musst Du 80 % der Fragen richtig haben, um zu bestehen. Nur, wenn Du die Theorie erfolgreich gemeistert hast, kannst Du den Praxisteil angehen.