Wissen Sie eigentlich immer, was Ihre Samtpfote Ihnen sagen möchte? Oder gibt es da manchmal Missverständnisse in der Unterhaltung? Kein Problem, wir sind Ihr Übersetzer.

Na klar, Katzen miauen, das weiß doch jeder. Wirklich? Die Sprache der Katzen ist nur auf den ersten Blick einfach, denn sie benutzen längst nicht nur Laute zur Verständigung. Ihr ganzer Körper kann sprechen. Von den Vibrissen, also den Barthaaren, bis zur Schwanzspitze kann eine Samtpfote stumme, aber eindeutige Signale senden. Dazu kommt das beeindruckende Repertoire an Lauten. Und last but not least können die Miezen auch mit Düften kommunizieren – jedenfalls untereinander. Das klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Sie müssen nur genau hinsehen und hinhören, dann verstehen Sie schnell, was Ihre Katze Ihnen sagen will.


Siamkatze miaut
Was will sie nur? Miauen hat viele Bedeutungen.

„Miau“ ist ein wahrhaft universeller Laut, der überall in der Katzenwelt gesprochen und verstanden wird. Er kann alles bedeuten, etwa: „Mach die Tür auf, ich will rein. Oder: „Gib mir Futter, ich habe Hunger“. Oder: „Mir ist langweilig, tu was“. Miauen ist ein frühkindlicher Laut – wenn sich das bei den Welpen auch eher anhört wie ein Piepsen. Aber immer ist es ein Laut, der ein Bedürfnis signalisiert, auch bei den erwachsenen Tieren. Im Übrigen miauen Katzen sich kaum gegenseitig an – dieser Laut ist eigentlich reserviert für zweibeinige „Mutterkatzen“. Und nicht immer ist dieser „stimmhafte“ Laut auch als klares „Miau“ zu erkennen. Es gibt große, mollige Kater, die eher piepsen und kleine Kätzinnen, die laut schreien können.

Internationale Katzensprache Überall auf der Welt wird miaut. In China heißt das „Miao“. In Großbritannien „Meow“. In Frankreich „Miaou“. Und viele Menschen reagieren bei dem „Mi-au“ instinktiv mit Zuwendung. Vielleicht weil der „Au-Laut“ etwas in uns wachruft und uns an einen Hilferuf erinnert?

Miauen ist bei Weitem nicht der einzige Laut der Fellnasen. Es gibt noch eine ganze Reihe sogenannter „stimmloser“ Laute.

Was bedeuten diese Katzenlaute:

  • Schnurren: Wohlfühlen, Selbstberuhigung
  • Fauchen: Abwehr, Drohung
  • Knurren: Eindeutige Warnung
  • Grollen: Achtung, es drohen Hiebe
  • Spucken: Sehr effektives Mittel zur Abwehr
  • Kreischen: Hilfe, große Not, allerhöchste Abwehr

 

Vor allem beim äußerst beeindruckenden Droh- und Abwehrverhalten gibt es viele Laute. Dem Gegner wird mit Lauten und Körpersprache gezeigt, auf was er sich einlässt, wenn er weiter provoziert. Beim Fauchen mit weit geöffnetem Maul zeigt die Katze auch gleich die Zähne. Das Geräusch versteht jeder Vier- und Zweibeiner instinktiv als Warnung. Es ist der erste Schritt auf einer Aggressionsskala, der vom tiefen Knurren und dumpfen Grollen gefolgt werden kann, aber nicht muss. Selten zu sehen und zu hören, aber auch sehr effektiv, um den Feind in die Flucht zu schlagen, ist das „Spucken“. Zwar sind Katzen keine Lamas und spucken nicht wirklich. Aber es sieht sehr ähnlich aus und hört sich „explosiv“ an, wenn die Katze wie der Blitz vorschnellt und spuckt. Also, wer da nicht instinktiv zurückweicht….

 


Sprechen Sie kätzisch?

Legendär sind die nächtlichen Gesänge der meist potenten Kater, wenn um Revier und Damen gestritten wird. Aus voller Kehle und mit breiter Brust singen sie ihre manchmal mehrstrophigen Kampfgesänge, um den Rivalen zu beeindrucken. Kurz danach ist oft ein wildes, vogelartiges Kreischen zu hören, das die größte Not und Abwehr des unterlegenen Konkurrenten signalisiert, bevor er den Rückzug antritt.

Viele der Stimmsignale haben also mit Drohung und Abwehr zu tun und sind für Menschen gut zu verstehen, weil sie sehr eindeutig sind. Leicht zu verstehen ist auch das Schnurren, dieses faszinierende Geräusch, das an eine ratternde Nähmaschine erinnern, aber auch fast unhörbar leise sein kann. Es signalisiert Wohlgefühl und Zufriedenheit. Nur Katzen schnurren, wenn sie gestreichelt werden, bei engem Körperkontakt, wenn sie sich sehr entspannt und wohl fühlen.

Kann Schnurren heilen? Schnurren gehört zu den sogenannten niederfrequenten Lauten und liegt irgendwo im Bereich zwischen 27 und 44 Hertz. Das ist aber genau die Frequenz, die sich bei Verletzungen heilsam auswirkt, vor allem bei Knochenbrüchen. Ob die Katzen das Schnurren bewusst einsetzen, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren?

Manche Tiere beruhigen sich mit lautem Schnurren offenbar in aufregenden Situationen selbst. Es erinnert ein bisschen an das Pfeifen im Wald – und bedeutet, ja nicht zuzugeben, dass man Angst hat. Und so schnurren manche Samtpfoten auf dem Untersuchungstisch des Tierarztes so laut, dass der den Herzschlag nicht mehr abhören kann.

TIPP Wenn Sie sich sicher sein wollen, ob Ihre Katze schnurrt, dann legen Sie vorsichtig einen Finger an den Kehlkopf. Spüren Sie Vibrationen? Wenn ja, dann schnurrt ihre Samtpfote gerade.

Ein so genannter „Stimmfühlungslaut“ ist ein leises Gurren, das sich ähnlich anhört wie „mrrrhh“. Stimmfühlungslaute dienen bei allen Tieren dazu, soziale Kontakte mit Artgenossen aufrechtzuerhalten. Die Katzenkinder benutzen ihn bei den Geschwistern und der Mutter, aber auch erwachsene vertraute Katzen begrüßen sich damit.


Warum Katzen schnattern

Katzen sind keine Vögel, warum können sie dann schnattern? Haben Sie auch schon einmal ihre pelzige Mitbewohnerin dabei beobachtet, wie sie am Fenster sitzt und völlig seltsame Laute macht? Meist verrät die Körpersprache höchste Anspannung und fast scheint das Tier vor Erregung steif. Das Maul wird geöffnet, die Katze keckert oder schnattert in schneller Folge, während sie angestrengt nach draußen starrt. Der Laut „bricht sich Bahn“, wenn draußen unerreichbar Beute vorbeifliegt oder hüpft. Die Katze möchte für ihr Leben gerne zupacken, kann aber nicht. So ist es quasi ein „Zubeißen im Leerlauf“. 


Reden von Kopf bis Schwanz: Körpersprache der Katzen

Da wir Menschen so viel verbal kommunizieren, ist es für uns meist leichter, Laute zu verstehen. Aber ein großer Teil der Katzensprache besteht aus Körpersignalen. Die sind für uns Zweibeiner nicht immer so leicht zu deuten, denn sie sind nicht immer eindeutig und wechseln blitzschnell. Das gilt besonders, wenn eine Katze zwischen Angst und Aggression, Angriff und hin und her schwankt.


Was der Schwanz über die Stimmung Ihrer Katze verrät

Der Schwanz einer Katze wird oft als Stimmungsbarometer bezeichnet. Tatsächlich scheint er manchmal ein Eigenleben zu führen und pendelt hin und her, auch wenn das Tier scheinbar ganz entspannt ruht. Der Schwanz ist das, was uns Menschen bei einer Katze zuerst auffällt – wenn er ständig in Bewegung ist. Vielleicht kennen wir das auch von der bellenden vierbeinigen Konkurrenz. Aber „Wedeln“ steht bei den Feliden nicht unbedingt immer für Freude. Am leichtesten für uns zu erkennen ist das Breitseitendrohen, wenn sie sich ganze Katze aufplustert, den Körper quer zum Gegner stellt und der Schwanz aussieht wie eine Flaschenbürste. Alles dient nur dem Zweck, größer und bedrohlicher auszusehen – schon Katzenwelpen beherrschen das instinktiv.

Was bedeutet es, wenn:

 

 

der Katzenschwanz leicht gelegentlich zuckt

leichte Anspannung

der Schwanz zur Flaschenbürste aufgeplustert wird

eindeutige Aggression, Angriffsdrohung

die Schwanzspitze schnell zuckt oder zappelt

Aufregung, Freude, Ungeduld

der gesamte Schwanz schnell hin und her schlägt 

große Anspannung, Aufregung

der Schwanz locker hoch erhoben und die Spitze gekrümmt wird, wie eine Fahne

Freude, Begrüßung,


Reden mit Augen und Ohren

Viel über den Gemütszustand einer Samtpfote sagen die Ohren aus. In Sekundenschnelle – oft viel zu schnell für Menschen – ändern sie ihre Stellung. Hoch aufgerichtet, also neugierig, nach hinten gedreht, Zeichen von Aggression, oder eng an den Kopf angelegt, fast unsichtbar – das steht für höchste Angst.

Katze mit flach angelegten Ohren
Die Ohren sind eng an den Kopf angelegt. Hier droht jemand aus Angst.

Wenn das Tier sich im Konflikt zwischen Angriff oder Flucht befindet, wechseln auch die Ohrenstellungen blitzschnell und verraten die momentan vorherrschende Stimmung.     

Katzenaugen sind faszinierend – nicht nur wegen ihrer Farben. Sie erzählen auch viel über den Gemütszustand. Wenn die Pupillen etwa groß, schwarz und rund sind, dann steht das für Erregung und Anspannung. Aber Achtung: Es kann auch sein, dass die Pupillen nur deshalb so weit gestellt sind, weil es dunkel ist. Geschlitzte Pupillen deuten auf große Helligkeit hin. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie als Katzenhalter alle Körpersignale beachten. Meist „spricht“ die ganze Katze. Dann drehen nicht nur die Ohren, auch der Schwanz peitscht und die Pupillen sind erweitert — nur alles zusammen gibt ein eindeutiges Bild. Einzelne Signale dagegen können täuschen. Aufregung muss nicht immer negativ sein. Es ist ebenso möglich, dass das Tier in freudiger Erwartung aufgeregte Signale sendet.


Duftende Botschaften an andere Katzen

Die pelzigen Miniaturtiger haben noch einen dritten Weg der Verständigung: Geruch. Da wir Menschen olfaktorisch mit Hunden und Katzen nicht mithalten können, benutzen die Miezen das, um sich mit Artgenossen zu „unterhalten“. Sie bringen Duftmarken an – überall da, wo sie ihren Anspruch zeigen und beweisen wollen. Mit anderen Worten: Sie markieren mit Harn oder indem sie sich an Gegenständen reiben. Das können Türrahmen oder menschliche Beine sein, an denen die Tiere ihren Geruch anbringen.

 Beim Reviermarkieren draußen wird in hohem Bogen in die Büsche gespritzt und wenn Sie einen Garten haben, dann ist Ihnen dieses Verhalten sicher schon einmal aufgefallen. Auch wenn wir sie nicht sehen: Ganz sicher streifen andere Katzen durch das Grün. Denen teilen die Revierinhaber per duftender Post unmissverständlich mit, wer hier das Sagen hat. Markieren können, anders als viele Menschen denken, kastrierte Katzen ebenso wie potente Tiere.


 

Verstehen Katzen ihre Menschen?

Was geht wohl im Kopf Ihres Lieblings vor? Hört sie zu und versteht jedes Wort, das wir sagen? Lauscht sie einfach unserem Tonfall, weil sie gelernt hat, was er bedeutet? Japanische Wissenschaftler sind dieser Frage 2019* nachgegangen und kamen zu der Erkenntnis, dass unsere Hauskatzen sehr wohl auf das reagieren, was wir sagen. Sie kennen Ihren Namen und verstehen auch, dass sie gerufen werden – auch wenn jemand Fremdes nach ihnen ruft. Auch menschliche Gesten, wie das Öffnen der Kühlschranktür, können Sie verstehen, wenn sie im Vorfeld eine Verbindung zu dieser Geste gelernt haben, also wenn sie wissen, dass aus diesem Schrank eine Belohnung kommt.

Die Sache mit den Katzennamen Das beobachten Sie sicher auch bei Ihrer felligen Lebensgefährtin: Sie hört auf ihren Namen – wenn sie es will. Oder besser gesagt, sie weiß, dass sie gemeint ist. Oft wird ja geraten, Namen mit “i” zu verwenden, wie Mietzi oder Minki. Aber das entspricht wohl eher dem menschlichen Trieb zur Verniedlichung. Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger T.S. Eliot hat über die drei Namen der Katze geschrieben. Der erste ist ihr trivialer Rufname, den wir Menschen ihr geben. In Wirklichkeit hat sie einen besonders schönen und seltenen Namen. Der dritte ist ein geheimnisvoller Name, den nur sie selbst kennt. Wenn Sie das auch glauben, können Sie ruhig bei Mietzi bleiben, aber in Wirklichkeit heißt Ihre Katze vermutlich Belladonna, Angelina, Augustus oder Platon. (*Quelle: Saito, Atzuko/ Shinozuka ,Kazutaka/ Ito, Yuki/ Hasegawa, Toshikazu (2019): Domestic cats (Felis catus) discriminate their names from other words)