Sie sind winzig klein, für das bloße Auge meist nicht sichtbar und richten dennoch großen Schaden an, wenn ihnen kein Einhalt geboten wird: Endoparasiten nennt man die Schmarotzer, die im Innern des Pferdes ihr Unwesen treiben. Als Würmer ernähren sie sich auf Kosten des Tieres und können zu schlimmen Folgeschäden führen. Entwurmung beim Pferd ist also Pflicht. Mittlerweile existieren viele unterschiedliche Strategien im Kampf gegen die ungeliebten Parasiten. Welche Art der Entwurmung ist also zu empfehlen? Was können Würmer im Pferd überhaupt anrichten? Und wie macht man sein Pferd fit im Kampf gegen die ungeliebten Gäste? Vom Who is Who der Würmer bis zum Apfeltrick – In diesem Ratgeber erhältst Du nützliche Informationen zur Entwurmung beim Pferd.


Pferd auf einer Weide beim Grasen
Strongyliden und Co.: Beim Fressen nehmen Pferde die Larven auf.

Hat mein Pferd Würmer? Symptome eines Wurmbefalls beim Pferd

Äußerlich sind Endoparasiten beim Pferd kaum zu erkennen. Auch, wenn das Tier nach außen gesund erscheint, kann dennoch ein gefährlicher Befall vorliegen! Manchmal zeigt sich eine Verwurmung durch folgende Symptome:

  • Stumpfes Fell
  • Abmagerung
  • Blähbauch
  • Scheuern der Schweifrübe
  • Wachstumshemmung
  • Kolik sowie
  • Husten und/oder Nasenausfluss bei einem Befall mit Lungenwürmern

Ob und wie stark das Pferd tatsächlich mit befallen ist, kann allerdings nur der Tierarzt feststellen. Eine Kotprobe gibt Aufschluss über die Verwurmung und die Art der Parasiten! 


Der Wurm-Kreislauf: Würmer auf der Reise durchs Pferd

Doch wie gelangen die ungeliebten Gäste überhaupt ins Pferd?

Die Reise des Wurms in seinen Wirt beginnt meist über das Futter.

Beim Fressen, zum Beispiel auf der Weide, nimmt das Pferd die Larven der Parasiten auf. Über unterschiedliche Wege gelangen diese dann in den Magen oder Darm des Pferdes. Schon auf dem Weg dorthin können sie Schaden an den Organen oder Blutgefäßen des Tieres anrichten. Sie durchbohren die Schleimhäute und durchwandern Gefäße, die darauf mit Entzündungen reagieren.

Im Magen-Darm-Trakt angekommen, entwickeln sich die Larven zu Würmern und haften sich an. Nun leben sie dort auf Kosten ihres Wirtes. Schleimhautschäden und Verdauungsstörungen sind die Folge. Die Eier werden vom Pferd beim Äppeln ausgeschieden, entwickeln sich zu Larven und werden dann wieder von Pferden über das Futter aufgenommen. Ohne eine fachgerechte Entwurmung der Tiere und bei mangelnder Hygiene, sind die Parasiten schnell in der Überzahl und können den Pferden gesundheitlich schwer zusetzen.

 


Wurm ist nicht gleich Wurm – Wie unterschiedliche Arten dem Pferd schaden

Die wichtigsten Parasiten, die im Inneren ihres Wirts leben, lassen sich in drei Kategorien einteilen: Rundwürmer, Magendasseln und Bandwürmer. Je nach Endoparasit unterscheiden sie sich nicht nur in Größe und Aussehen. Sie führen beim Pferd auch zu unterschiedlichen Symptomen und (teilweise schwerwiegenden) Auswirkungen auf die Gesundheit.


Das Who ist Who der Pferdewürmer

Art des Endoparasiten...    

... und was er anrichten kann

Rundwürmer

 

Palisadenwurm/Strongylus vulgaris,

-       Schleimhautblutungen

-       Entzündungen

-       Blutgerinnsel

-       Koliken

-       Lahmheiten

-       Fieber

-       Platzen der Blutgefäße

Kleine Strongyliden

 

-       Durchfall

-       Schleimhautschädigung

-       Kolik

-       Abmagerung

-       Tod des Pferdes möglich

Spulwurm

-       Husten

-       Fieber

-       Wachstumshemmung

-       Lungeninfekte

-       Zentralnervöse Störungen

-       Darmentzündung

-       Koliken

-       Riss der Dünndarmwand

Lungenwurm 

 

-       Schleimbildung in den Bronchien

-       Husten

-       Atemnot

-       Lungenentzündung

Pfriemenschwanz

 

-       Ekzeme

-       Unruhe

-       Bakterielle Infektionen

Zwergfadenwurm (tritt besonders bei Fohlen auf)

 

-       Schleimhautentzündung

-       Lokale Entzündung

-       Durchfall

-       ist auf Menschen übertragbar!


Bandwurm

-       Kolik

-       Durchfall

-       Entzündungen

-       Geschwüre

-       Tod des Pferdes möglich

Magendasseln

 

-       Entzündungen im Maul

-       Magengeschwüre

-       Schleimhautentzündung

-       Durchfall

-       Blutarmut

-       Entwicklungsstörung

-       Selten Todesfälle

So klein sie auch sind: An der Tabelle ist zu erkennen, dass Endoparasiten großen Schaden anrichten und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen können. Der Kampf gegen die Schmarotzer ist also elementar. Mit unterschiedlichen Wirkstoffen wie Pyrantel, Ivermectin, Fepantel, Praziquantel oder Kombinationspräparaten wird gegen Endoparasiten ins Feld gezogen. Doch leicht geben sich die Plagegeister nicht geschlagen.


Richtig entwurmen: Wie oft und welche Art?

Es wäre so schön einfach: Regelmäßig Wurmkur ins Pferd, Parasiten weg, Problem gelöst? Leider nein. Im Gegenteil: Mit dieser Art der Entwurmung haben sich Pferdehalter über die Jahre buchstäblich ein Problem herangezüchtet. Und das heißt: resistente Würmer! Die Resistenz der Parasiten gegen Entwurmungsmittel nimmt nämlich stetig zu. Eine Tendenz, die Parasitologen und Tierärzte mit Sorge betrachten. Zwar gab es schon immer Würmer, die immun gegen sämtliche Wurmkuren waren – früher waren diese aber deutlich in der Minderheit. Durch das häufige Verabreichen von Wurmkuren in den Beständen, tötete man die empfindlichen Würmer ab – wodurch sich die unempfindlichen rascher vermehren konnten. Und somit wächst und wächst die Resistenz der kleinen Plagegeister gegen die Wirkstoffe in Wurmkuren.

Ein wirksames Mittel dagegen: Wissen. Denn in Sachen Entwurmung beim Pferd muss umgedacht werden, sagen Experten. Die bis heute oft angewandte Strategie nach dem Motto „viel hilft viel“, ist nicht mehr zeitgemäß, gefährdet die Gesundheit der Pferde und sorgt dafür, dass sich die resistenten, unempfindlichen Würmer munter weiter vermehren. Unter anderem ein Zusammenschluss von Tierärzten und Parasitologen, der European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP Deutschland e.V.), hat sich dem Wurm-Wissen für Tierhalter verschrieben und leistet Aufklärungsarbeit rund ums Thema.

Die beste Methode bei Pferden sei die „selektive Entwurmung“, auch als „zeitgemäße Entwurmung“ bekannt, so die Experten. Doch wie unterscheiden sich die herkömmliche strategische Entwurmung und die selektive Entwurmung voneinander?

Das richtige Futter für eine gesunde Darmflora bei Deinem Pferd:


Wurm-Wissen: Selektive vs. strategische Entwurmung

 

 

 

Strategische Entwurmung

 

Die traditionelle Methode in vielen Ställen. Etwa vier Mal im Jahr werden alle Pferde des Bestandes entwurmt. Verabreicht wird dabei meist ein Wirkstoff gegen die derzeit häufig aktiven Parasiten.

Vorteile

 

+ keine Diagnostik notwendig

+ einfach anzuwenden

+ erfolgreich gegen Strongyliden

Nachteile

 

-       fördert Bildung von Resistenzen

-       Pferde, die nicht behandelt werden müssten, erhalten Medikamente

-       Gibt keinen Aufschluss darüber, mit welchen Wurmarten die Pferde infiziert sind.

-       Hohe Umweltbelastung durch Gifte aus der Wurmkur.

Selektive Entwurmung

 

Bei dieser Art der Entwurmung wird vorab mit Kotproben untersucht. Das Ergebnis sagt aus, ob eine Wurmkur notwendig ist und welcher Wirkstoff zu empfehlen ist. Entwurmt wird also nur nach Bedarf.

+ Organismus des Pferdes wird nicht unnötig belastet

+ es bilden sich keine Resistenzen

+ gibt Aufschluss über tatsächlichen Wurmbefall (Menge und Art)

+ schont die Umwelt

-       aufwendigeres Verfahren

-       höhere Kosten

Mittlerweile geht man davon aus, dass viele Pferde eines Bestandes unnötig entwurmt werden. Ist eine Weide mit Würmern kontaminiert, seien nur etwa 20% der Pferde eines Betriebes befallen, so das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Die anderen 80% würden demnach gar keine Wurmkur benötigen. Daher sei die zeitgemäße (selektive) Entwurmung sinnvoller.

Bei der selektiven Wurmkur wird also nur behandelt, wenn das Pferd tatsächlich mit befallen ist und wenn deren Menge die kritische Grenze übersteigt: Gemessen wird hier in EpG (Eier pro Gramm Kot). Im Testverfahren wird die absolute Ei-Zahl in einem Gramm Kot bestimmt – bis auf 20 Eier genau, also ziemlich akribisch.

Pferde mit einem Wert von weniger als 200 EpG benötigen keine Wurmkur. Wer darüber liegt, wird entwurmt. Nach einigen Wochen wird die Wirksamkeit der verabreichten Wurmkur nochmal überprüft.

Die EpG-Grenzen beziehen sich übrigens nur auf Strongyliden. Sobald ein anderer Parasit festgestellt wird, muss auf jeden Fall eine Wurmkur durchgeführt werden. Wird bei einem Pferd ein Bandwurm-Befall entdeckt, muss der gesamte Betrieb entwurmt werden.

Damit erkannt werden kann, welche Parasiten im jeweiligen Stall und auf der Weide überhaupt ihr Unwesen treiben, werden im ersten Jahr der selektiven Entwurmung sogenannte Monitoring-Proben im Labor untersucht. Die Kotproben jedes einzelnen Tieres (ab einem Alter über drei Jahre) des Bestandes geben dann Aufschluss darüber, welcher Wirkstoff zum Einsatz kommen sollte.

Manche Betriebe entscheiden sich für eine Mischung aus der zeitgemäßen und der strategischen Methode. In Absprache mit dem Tierarzt werden dann zu einem bestimmten Zeitpunkt Wurmkuren an alle Pferde verabreicht und zu anderen Zeiten mittels Kotproben überprüft, ob eine Entwurmung angezeigt ist.

Pferd wird von Weide zur Wurmkur geführt
Zeit für die Entwurmung? Bei manchen Pferden sind Tricks gefragt!


Wurmkur geben: Das ist zu beachten

Wenn die Art der Entwurmung und das Präparat feststehen, muss nur noch das Pferd mitspielen. Damit die Wurmkur wirkt, muss es die Paste schließlich auch schlucken. Und zwar vollständig, da eine Wirksamkeit sonst nicht gewährleistet ist. Die meisten Pferde zeigen beim Verabreichen der Wurmkur keine Probleme. Bei unwilligen Kandidaten behelfen sich Pferdebesitzer beim Entwurmen zuweilen mit einem Trick: Apfel aushöhlen, auf Spitze der Wurmkur-Spritze stecken, und Apfel gemeinsam mit Wurmkur verabreichen. Sollte die Menge der Paste nicht im Apfel Platz finden, kann der Rest auf diese Art und Weise bequem „nachgeschossen“ werden, wenn sich Apfel und Teil der Spritze bereits im Maul des Tieres befinden.

Wurmkur richtig dosieren Wenn Du eine Wurmkur vom Tierarzt kaufst, findest Du die Dosierungsanleitung auf dem Präparat. Bei einer Paste reicht die Menge meist für ein Pferd von 700 kg Körpergewicht. Um eine Wurmkur effektiv einzusetzen, solltest Du das Gewicht von Deinem Pferd kennen! Zu niedrig dosiert ist die Wurmkur eventuell nicht wirksam. Bei einer Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen wie Kotwasser, Durchfall oder Koliken kommen, da die Darmflora durch die zu hohe Dosis gestört wird. Bei der Gewichtsermittlung hilft die Pferdewaage oder folgende Formel: Gewicht (kg) = [Brustumfang (cm) x Brustumfang (cm) x Körperlänge (cm)] : 11900.

Drei Pferde im Portrait
Ein starkes Immunsystem hilft bei der Parasitenabwehr.


Wurmbefall vorbeugen: Tipps und Tricks

Würmer gehören zum Pferdeleben. Gewinnen sie nicht die Überhand, können Sie dem Vierbeiner nichts anhaben. Regelmäßige, durchdachte Wurmkuren sind ebenso wichtig wie Hygienevorkehrungen. Abäppeln der Weide und des Paddocks, tägliches Ausmisten des Stalls und regelmäßige Desinfektion der Boxen, genug Platz auf den Ausläufen für die Herde und Aufbringen von Kalkstickstoff auf die Weiden im Frühjahr wird empfohlen, um der Ausbreitung von Endoparasiten entgegenzuwirken. Die Düngung mit Kalkstickstoff sorgt nämlich dafür, dass eventuell verbliebene Larven aus dem vergangenen Jahr verschwinden und sich nicht wieder ausbreiten können, sobald die Pferde auf die Weide gelassen werden.

Um das Pferd gegen Plagegeister stark zu machen, ist auch ein gesundes Immunsystem wichtig! Dazu gehört, neben artgerechter Haltung und dem Vermeiden von Stress auch eine bedarfsgerechte Fütterung mit hochwertigen Futtermitteln. Heu von guter Qualität in ausreichender Menge, ggf. ein ausgewogenes Kraftfutter, abgestimmt auf die Bedürfnisse des Pferdes und ein Mineralfutter von hoher Qualität unterstützen den Stoffwechsel beim Pferd und machen somit sein Immunsystem stark gegen lästige Schmarotzer.

Unterstützung bei der Wurmkur: Mash für den Pferdedarm Um die Verdauung bei Pferden in Zeiten der Wurmkur zu unterstützen, kannst Du den Speiseplan um Mash ergänzen. So bringst Du die durch die in der Wurmkur enthaltenen chemischen Wirkstoffe möglicherweise gestörte Darmflora wieder auf Trab und beugst Verdauungsproblemen vor.


Fazit

Hygienemaßnahmen, ein starkes Immunsystem und Wissen der Pferdehalter um Wurmkuren sind das beste Mittel gegen Würmer bei Pferden. Bei der Art der Entwurmung kann zwischen verschiedenen Methoden gewählt werden, wobei die „zeitgemäße Entwurmung“ mittlerweile von Experten empfohlen wird, da sie Pferd und Umwelt schont und Resistenzen vermeidet. Mit entsprechendem Management gelingt es Pferdehaltern, die Schmarotzer in Schach zu halten und so zu vermeiden, dass die Plagegeister auf Kosten der Pferdegesundheit ihr Unwesen treiben.