
Kolik beim Pferd – Was Sie jetzt tun können!
Es ist der Alptraum eines jeden Pferdebesitzers. Gestern hat der Vierbeiner noch munter auf der Weide getobt, heute steht er mit schmerzverzerrtem Gesicht in der Box, ist apathisch oder beißt sich in den Bauch und wälzt sich ständig. Deutliche Anzeichen für eine Kolik beim Pferd, die viele Pferdefreunde schon miterlebt haben. Denn bedauerlicherweise sind die Bauchschmerzen mit teils gravierenden Folgen weit verbreitet. Und entsprechend gefürchtet! 10 bis 20 Prozent der Pferde, die eine Kolik erleiden, müssen operiert werden – und einige überleben die Operation leider nicht. Doch warum herrscht eigentlich bei so vielen Pferden Alarm im Darm? Wie lassen sich Koliken vorbeugen? Und was ist zu tun, wenn es den Vierbeiner mal erwischt hat? Wichtige Tipps zur Vorsorge und Nachsorge erhalten Sie in diesem Ratgeber.
Kolik erkennen – Was Sie wissen müssen!
Die Anzeichen, an denen Sie eine Kolik erkennen, können Sie in unserem Ratgeber-Artikel „Von Kopf bis Huf – Die häufigsten Pferdekrankheiten auf einen Blick“ nachlesen.
Die Ursachen – Warum sind Pferde so anfällig für Koliken?
Unter einer Kolik versteht man eine schmerzhafte Magen- oder Darmerkrankungen beim Pferd. Diese birgt je nach Art ein hohes Risiko. Die Forschung geht von einer Sterblichkeitsrate von 5 bis zu beunruhigenden 40 Prozent aus. Auch mit den Ursachen von Koliken beschäftigt sich die Wissenschaft schon seit Jahrzehnten. Diese können nämlich sehr vielfältig sein. Das komplexe, ausgesprochen lange Verdauungssystem reagiert sehr sensibel auf verschiedenste äußere Einflüsse. Gerät etwas in diesem fein abgestimmten System aus der Balance, hat das meist weitreichende Folgen für den gesamten Stoffwechsel des Tieres.
Auch das Alter, die Haltungsbedingungen und zum Teil sogar die Rasse sollen eine Rolle in Bezug auf die Kolik-Anfälligkeit bei Pferden spielen.
Manche Tiere haben ein empfindlicheres vegetatives Verdauungssystem als andere. Diese erhöhte Sensibilität ist auch der Grund, warum einige Pferde häufiger von einer Kolik betroffen sind. So ist es möglich, dass, beispielsweise bei verschimmelten Heu, manchmal sogar nur ein einzelnes Pferd im gesamten Stall betroffen ist und nicht gleich ein ganzer Bestand wegen Bauchschmerzen behandelt werden muss.
Einigen Studien zufolge sollen Pferde, die regelmäßig an Turnieren oder anderen Wettkämpfen teilnehmen, öfter von Koliken betroffen sein. Außerdem, so die Forscher, trifft es vermehrt Pferde zwischen 2 und 10 Jahren. Auch ein Mangel an Nährstoffen und Mineralien im Futter kann eine Ursache sein.
Ganz geklärt sind die Auslöser von Koliken bis heute allerdings noch nicht – nach wie vor rätselt die Wissenschaft, welche Faktoren außerdem eine Rolle bei der Entstehung der Darmkrämpfe spielen könnten. Als Hauptursachen gelten aber Fehler in der Fütterung oder Stress.
Die Entstehung – Was passiert bei einer Kolik?
Der komplexe Verdauungstrakt des Pferdes ist ein ausgeklügeltes System. Unter artgerechten, äußeren Bedingungen funktioniert die kleine Verwertungsfabrik im Körper des Pferdes hervorragend. Sie ist dafür ausgelegt, dass das Pferd ständig in Bewegung ist und dabei viele kleine Mengen Raufutter aufnimmt, die ganz zu seinen individuellen Bedürfnissen passen. Pferde in freier Wildbahn zeigen ein hervorragendes Gespür in Sachen Ernährung und versorgen sich bei Bedarf mit den entsprechenden Kräutern und Rinden und meiden Giftpflanzen oder verdorbenes Futter.
Stressfaktoren wie Herdenwechsel oder Stallwechsel bleiben dem wildlebenden Pferd erspart, auch Dauerstress kennt es kaum. Einen drohenden Angriff eines Raubtiers oder ein Konkurrenzkampf steckt der Organismus des Wildpferdes gut weg – nach der kurzen Aufregung findet sein Körper schnell wieder in den Normalzustand zurück.
Unter der Obhut des Menschen wird der Verdauungstrakt des Tieres jedoch mit vielen Herausforderungen konfrontiert – evolutionstechnisch gesehen ist er nämlich immer noch an die Bedingungen angepasst, unter denen Pferde lebten, als sie noch in freier Wildbahn unterwegs waren.
So kann die Kolik auch als eine Zivilisationskrankheit gesehen werden. Wobei es „die Kolik“ eigentlich gar nicht gibt – es handelt es sich hier um einen Überbegriff für verschiedene Symptome im Bauchraum des Tieres.
Ein schmaler Grat – Wenn es im Pferdekörper im Falle einer Kolik eng wird
Gefürchtete Gaskolik – Wie sie entsteht
Die Gaskolik entsteht durch Fehlgärungen im Darm oder schon bereits im Magen. Verursacht werden Gaskoliken häufig durch größere Mengen eines ungewohnten oder hygienisch nicht mehr einwandfreien Futters. Typische Beispiele aus der Praxis sind zum Beispiel die Aufnahme größerer Menge unreifen oder vergorenen Obstes, besonders wenn Obstbäume auf der Koppel stehen; gemähtes Grünfutter, das schon länger liegt, oder Brot, welches noch weich ist.
Wenn das Futter stark gasbildend ist oder nicht richtig verdaut wurde, führt das dazu, dass das Gas nicht entweichen kann und in den Blinddarm gelangt. Hier nimmt dann das Unheil seinen Lauf. Auch bei der erwähnten Verstopfung oder einer Darmverschlingung kann das zu Vergärungen führen, die dann wiederum eine Gasmenge bilden, die dem Pferd auf die Verdauung schlägt: Die Darmwände werden durch das Aufgasen gedehnt, so kann sich der Darm nicht mehr richtig bewegen – im schlimmsten Fall kann dies sogar zu einem Darmverschluss führen!
Fütterungsfehler vermeiden – Koliken vorbeugen durch optimales Futtermanagement
Falsche Fütterung ist eine der Hauptursachen für Koliken. Mit dem entsprechenden Wissen können Pferdehalter vermeiden, dass es beim Tier zum Alarm im Darm kommt.
Wenn Sie diese Punkte beherzigen, minimieren Sie das Risiko für fütterungsbedingte Koliken enorm.
Gerne beraten Sie unsere Experten zur richtigen Fütterung Ihres Pferdes.
Hilfe! Kolik! Was tun?
Manchmal tritt sie leider doch ein – die gefürchtete Kolik. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt denn die richtige Erste Hilfe bei Kolik kann Leben retten! Im Zweifelsfall gilt: Immer den Tierarzt rufen! Denn je schneller er dem Pferd Erleichterung verschaffen kann und es zu einer Behandlung kommt, desto besser. Verstreicht zu viel Zeit bis zum Eintreffen des Tierarztes, kann das zu einem gefährlichen Darmverschluss oder einer Darmverschlingung führen! In schweren Fällen ist anzuraten, gleich aufzuladen und in eine Tierklinik zu fahren!
Im Falle eines Falles: Der Kolik Notfallplan
Entwarnung? Vorsicht bei diesen Anzeichen während einer Kolik!
Achtung: Hat das Pferd zunächst starke Koliksymptome gezeigt (starkes Schwitzen, unkontrolliertes Hinlegen, heftige Schmerzen) kann es sein, dass es nach einiger Zeit wieder ruhiger wirkt und weniger schwitzt. Dies muss nicht bedeuten, dass die Kolik überstanden ist! Kontrollieren Sie die Pulsfrequenz! Beim gesunden Pferd liegt diese bei etwa 28 - 40 Schlägen in der Minute. Am besten lässt sich der Puls an der Innenseite der Ganasche oder oberhalb der vorderen Fessel erfühlen. Ist die Pulsfrequenz deutlich erhöht, muss das Pferd sofort in eine Klinik gebracht werden!
Auch wenn das Pferd während der Kolik Kot absetzt, bedeutet das nicht unbedingt Entwarnung! Kleine Mengen an Kot über mehrere Stunden sind auch bei schwer kranken Pferden möglich. Sogar normales Äppeln kann vorkommen – trotz Verstopfung! Bei wässrigem Durchfall über längere Zeit dringend in die Klinik fahren oder den Tierarzt um Eile bitten – der Flüssigkeitsverlust kann lebensgefährlich sein!
Kolik beim Pferd – Wie geht es danach weiter?
Wie lange eine Kolik beim Pferd und ihre Nachsorge dauert, hängt von ihrer Schwere ab. Musste sich das Tier einer Kolik-OP unterziehen, bleibt es in der Regel einige Tage in der Klinik und wird dort mit Medikamenten versorgt, um einer Infektion vorzubeugen. Im Anschluss sollte das Pferd weiterhin Boxenruhe haben, darf aber bereits schonend im Schritt geführt werden.
Nach einer leichten Kolik kann – in Absprache mit dem Tierarzt – zeitnah wieder langsam mit dem Reiten begonnen werden. Über einige Tage sollte man es ruhig angehen lassen und das Training dann schrittweise wieder steigern.
Besonders wichtig nach einer Kolik ist aber die Fütterung! Das Verdauungssystem des Pferdes ist aus der Balance geraten und bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit.
Wichtig: Angepasste Fütterung nach einer Kolik
Falsche Fütterung ist bekanntlich einer der Hauptauslöser für eine Kolik. Deswegen lautet hier die Devise: Wird am Futtermanagement nichts geändert, ist nach der Kolik vor der Kolik! Hier gilt es also, die bisherige Fütterung in Hinblick auf Menge, Häufigkeit der Fütterung und die Art des Futters und dessen Qualität kritisch zu begutachten.
Das Verdauungssystem des Pferdes ist durch die Kolik ordentlich aus der Balance geraten. Außerdem können der Stress und der Futterentzug durch die Kolik und die Gabe von Medikamenten zu einer erhöhten Freisetzung von Magensäure führen. Dies begünstigt die Entstehung von Magengeschwüren. Ein entsprechendes Fütterungsmanagement ist daher, besonders nach einer Kolik, extrem wichtig! Gutes Heu zur freien Verfügung bringt die Verdauung ins Gleichgewicht, stärkereiches Kraftfutter sollte reduziert werden.
Außerdem ist eine Versorgung mit den richtigen Nährstoffen und Mineralien ebenfalls wichtig, damit das Pferd schnell wieder auf die Beine kommt. Auch Mash und Heucobs können nach einer Kolik wertvolle Ergänzungen darstellen. Halten Sie diesbezüglich Rücksprache mit Ihrem Tierarzt.
Fazit
Fütterungsfehler und Stress sind die häufigsten Auslöser einer Kolik beim Pferd.
Im Falle eines Falles muss es schnell gehen – deswegen zügig den Tierarzt konsultieren, wenn das Pferd Anzeichen einer Kolik zeigt! Bis dieser da ist, kann das Pferd im Schritt geführt oder longiert werden und darf sich wälzen.
Stellen Sie auch Wasser bereit, damit es bei Bedarf trinken kann!
Besonders nach einer Kolik spielt ein ausgeklügeltes Fütterungsmanagement eine Rolle. Außerdem sollten Sie herausfinden, was die Kolik bei Ihrem Pferd ausgelöst haben könnte, um diese in Zukunft vermeiden zu können.