
Hilfe! Leidet mein Pferd an Hufrehe?
Hufrehe – der Schrecken eines jeden Pferdehalters! Besonders Besitzer von Ponys und Robustpferderassen fürchten die für das Tier schmerzhafte Krankheit. Dabei kann Hufrehe jedes Pferd treffen!
Dennoch gibt es Risikofaktoren, die das Auftreten einer Rehe steigen lassen.
Das rechtzeitige Erkennen und Behandeln der Hufrehe bei Deinem Pferd ist enorm wichtig! Denn davon hängen ihre Dauer, ihre Folgen und ihre Heilungschancen ab. Wie Hufrehe im Huf entsteht, woran Du die schmerzhafte Krankheit erkennst, wie sie behandelt wird und was Du vorbeugend tun kannst, damit das Risiko einer Hufrehe beim Pferd minimiert wird, erfährst Du in unserem Ratgeber.
Was ist Hufrehe?
Hufrehe bezeichnet eine Entzündung der Huflederhaut, speziell der Lederhautblättchen im Bereich der Zehenwand. Sie bilden die Verbindung zwischen Hufhorn und Lederhaut. Bestimmte Vorgänge im Stoffwechsel des Pferdes, können dafür sorgen, dass sich diese Blättchen entzünden. Dadurch entsteht eine Schwellung im Huf. Diese Schwellung kann sich nicht ausdehnen – begrenzt wird sie von der festen Hufwand an den Seiten, der Sohle unten und dem Hufbein nach innen. Es kommt zu Durchblutungsstörungen und enormem Druck. Dieser ist für das Pferd extrem schmerzhaft.
Hufrehe befällt meist beide Vorderhufe, selten auch die Hinterhufe.
Die Krankheit kann jedes Pferd treffen. Allerdings, so das Ergebnis aktueller Forschungen, sind besonders leichtfuttrige und übergewichtige Tiere häufiger von einer Hufrehe betroffen.
Wie lässt sich eine Hufrehe erkennen?
Eine leichte Hufrehe ist anfangs nicht leicht zu erkennen. Doch es gibt einige Anzeichen, die bereits im frühen Stadium auf eine Entzündung der Huflederhaut hinweisen können:
Symptome: So erkennst Du akute Hufrehe
Chronische Hufrehe erkennen
Etwa 24 Stunden bis 72 Stunden nachdem der Prozess der Entzündung der Huflederhaut begonnen hat, zeigen sich deutlichere Symptome. Kam es zu einer Rotation des Hufbeins oder geht das Pferd bereits 48 Stunden lahm, dann spricht man von chronischer Hufrehe.
Der Prozess der chronischen Hufrehe kann sich über Wochen, manchmal über Monate oder sogar Jahre hinziehen.
Die Folgen chronischer Hufrehe können ein Absinken des Hufbeines in die Kapsel oder eine Rotation des Hufbeines sein, beides kann auch gemeinsam auftreten. Ist die Hufrehe schon weit fortgeschritten, kann es zu einem Sohlendurchbruch und Ausschuhen kommen. Dabei löst sich die Hornkapsel vom Kronrand ab.
Bei weit fortgeschrittener Hufrehe liegt das Pferd fast nur noch und streckt manchmal alle Viere von sich. Auch das äußere Erscheinungsbild des Hufes kann sich verändern.
Hufrehe behandeln: Erste Hilfe im Notfall
Während die Behandlung einer akuten Hufrehe immer in die Hände eines Tierarztes oder einer Pferdeklinik gehört, kann der Besitzer ergänzend dazu für Linderung der schmerzhaften Erkrankung sorgen.
Der Tierarzt behandelt eine Hufrehe mit Schmerzmitteln und Medikamenten, welche die Blutgefäße erweitern. Damit die Entzündungsflüssigkeit ablaufen kann, entfernt er ggf. einen Teil der Zehenwand. So hat auch das Hufhorn die Möglichkeit, von oben gerade nachzuwachsen und es kommt zu keiner Knollhufbildung. Außerdem legt der Tierarzt häufig einen Hufverband an, um den empfindlichen Huf zu polstern und vor Infektionen zu schützen. In Absprache mit dem Hufschmied wird entschieden, ob ein therapeutischer Hufbeschlag Bestandteil der Therapie sein sollte.
Mit einer Röntgenaufnahme der Hufe kann der Tierarzt erkennen, ob das Hufbein bereits rotiert ist, das heißt, das Stadium und den Schweregrad der Erkrankung erkennen.
Ursachen eine Hufrehe
Für das Auftreten einer Hufrehe gibt es verschiedene Gründe, die der Reheform dann auch ihren Namen gibt. Man unterscheidet u.a. zwischen:
Belastungsrehe
Langes Laufen auf hartem Boden oder Stehen im Stall kann zu einer Durchblutungsstörung führen. Wenn ein Bein wegen einer Verletzung über längere Zeit entlastet wurde, kann dies zu einer Überlastung des gegenüberliegenden Beines führen. Auch eine fehlerhafte Hufbearbeitung kann eine Rehe auslösen – hier belastet das Pferd den Huf unphysiologisch. Auch das kann zu Durchblutungsstörungen und infolgedessen zu einer Entzündung führen.
Vergiftungsrehe
Hat das Pferd giftige Pflanzen gefressen, kann dies zu einer Vergiftungsrehe führen. Auch Pestizide, verdorbenes Futter und Pilzsporen gelten als mögliche Auslöser einer Hufrehe. Gleiches gilt für bestimmte Medikamente, insbesondere für Cortisonpräparate.
Vorsicht, giftig!
Welche Giftpflanzen Deinem Pferd gefährlich werden können, erfährst Du in unserem Ratgeber.
Stoffwechselbedingte Hufrehe
Bei Koliken und Darmentzündungen, erhöhten Blutfettwerten und beim Kreuzverschlag kann ebenfalls eine Hufrehe als Folge des aus der Balance geratenen Organismus des Pferdes entstehen. Pferde, die am Cushing-Syndrom oder dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) leiden, zeigen ebenfalls häufiger eine Hufrehe als Begleiterkrankung. Vor allem bei Stoffwechselerkrankungen wie EMS ist häufig aber eine falsche Fütterung der Grund, weshalb die stoffwechselbedingte Hufrehe nicht immer von der fütterungsbedingten Hufrehe getrennt werden kann.
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Fütterungsbedingte Hufrehe
Gleiches wie für Stoffwechselerkrankungen gilt auch für die Hufrehe: Falsche Fütterung ist der häufigste Auslöser für die schmerzhafte Entzündung. Während früher Eiweiß unter Verdacht stand, Hufrehe auszulösen, hat man heutzutage andere Hauptursachen für die Futterrehe ausgemacht: eine übermäßige Versorgung mit Stärke und Zucker.
Eine Überversorgung mit stärke- und zuckerreichen Futtermitteln, bei nicht ausreichender Bewegung, führt auf Dauer zu Übergewicht und Insulinresistenz. Normalerweise werden Stärke und Zucker zur Muskelkontraktion genutzt. Stärke wird im Dünndarm zu Glukose abgebaut und gelangt über das Blut zu den Muskelzellen. Die Bauchspeicheldrüse produziert wiederum das Hormon Insulin, welches an Insulinrezeptoren im Muskelgewebe andockt und die Glukose für die Muskelzellen zur Verfügung stellt. So kann die Glukose zur Muskelarbeit genutzt werden. Durch ein dauerhaft zu hohen Blutglukosewert werden die Insulinrezeptoren aber immer träger, reagieren immer weniger und verlieren schließlich ihre Funktion. Die Folge: Insulinresistenz.
Bei ausreichender Arbeit des Pferdes liefern die leichtverdaulichen Kohlenhydrate dem Pferd also die nötige Energie. Wird ein Pferd aber nicht, oder nur leicht, gearbeitet und erhält für diese Leistung zu viel stärke- und zuckerreiches Futter, kann es nicht nur zu Übergewicht, sondern auch zu Stoffwechselentgleisungen führen. Das wiederum bereitet den Weg zur Hufrehe vor.
Bei Pferden in Erhaltung und leichter Arbeit, v.a. leichtfuttrige Rassen, sollte also auf stärke- und zuckerreduzierte Fütterung geachtet werden. Getreidefreie Produkte sind hier eine gute Möglichkeit.
Unsere Empfehlung für eine stärke- und zuckerreduzierte Fütterung Deines Vierbeiners
Es gibt einige Futtermittel, die reich an leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie Stärke und Zucker sind. In Maßen sind diese völlig unbedenklich – vor allem gesunde Pferde haben mit leicht erhöhten Zuckergehalten keine Probleme. Hat man jedoch ein übergewichtiges Pferd, ist Vorsicht angeraten! Denn Übergewicht in Verbindung mit der übermäßigen Aufnahme von Zucker und Stärke führt oft zu Insulinresistenz und kann infolgedessen auch zu Hufrehe führen.
Mit Hilfe einer Heuanalyse kann unter anderem der Zuckergehalt in genau dem Heu ermittelt werden, welches Du Deinem Pferd zu fressen gibst. Insbesondere bei Pferden mit einer Veranlagung zu Übergewicht und Hufrehe kann eine solche Analyse also sehr hilfreich für eine optimierte Fütterung sein.
Reiten und Hufrehe? Prognose und Haltung von Rehepatienten
Wie das Pferd während und nach einer Hufrehe gehalten und bewegt werden sollte, kann nicht allgemein gesagt werden. Das hängt sehr vom Stadium und der jeweiligen Schwere der Krankheit ab. Strikte Boxenruhe über einen längeren Zeitraum, da sind sich Experten meist einig, ist nichts für ein Rehepferd, da der Bewegungsmangel die ohnehin gestörte Durchblutung des Hufes noch verschlechtert. Stress aufgrund eines Mangels an sozialen Kontakten ist ebenso kein guter Beitrag zum Genesungs-Faktor.
Genau so wenig wie eine längere Ruhigstellung zu empfehlen ist, sollte das Pferd dazu gezwungen werden, sich zu bewegen. In der Regel bewegen sich betroffene Pferde nicht mehr und nicht weniger, als es für ihren Gesundheitszustand angebracht wäre. Natürlich sollten sie keinem Stress in der Herde ausgeliefert sein oder gar von Artgenossen „gejagt“ oder bedrängt werden.
Ggf. kann das Pferd in einem separaten Bereich mit Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu seinen Paddockfreunden gehalten werden, bis es sich erholt hat. Erst wenn sich das Pferd von sich aus wieder frei bewegt, keine Lahmheitserscheinungen in Wendungen oder auf hartem Boden mehr zeigt, kann es wieder in die Herde integriert werden. Dennoch ist dann noch nicht alles wieder beim Alten: Schwerwiegende Schäden im Huf, auch, wenn sie von außen nicht sichtbar sein sollten, dauern lange, bis sie wieder repariert sind: Bei Hufbeinsenkung oder Hufbeinrotation spricht man von einer Erholungsphase von gut 12 Monaten!
Zeigt sich das Pferd nach einigen Wochen oder Monaten wieder lebendig und bewegungsfreudig, kann, in Absprache mit dem Tierarzt, wieder langsam mit dem Reiten begonnen werden. Longieren oder Training in Dressur oder Springen sind allerdings in der ersten Zeit tabu! Erst wenn auf Kontrollröntgenbildern keine Schäden mehr sichtbar sind, kann das Reiten wieder im ganz normalen Umfang stattfinden. Nur so kann der Tierarzt sicher gehen, dass die Hufe wieder voll belastbar sind. Verzichte also keinesfalls darauf – und gebe Deinem Rehepferd Zeit zur Genesung! Auch ein angepasstes Futtermanagement ist Pflicht!
Hufrehe vorbeugen: Die Fütterung spielt eine zentrale Rolle
Bedenkt man, dass eine falsche Fütterung als Hauptauslöser für Hufrehe gilt, bedeutet dies, dass die Fütterung eines Pferdes, das Hufrehe-gefährdet ist oder sogar schon mal von Rehe betroffen war, genau unter die Lupe genommen werden sollte! In Absprache mit dem Tierarzt sollte ggf. eine Futterumstellung stattfinden. Wichtig ist dabei, dass der Rohfaseranteil hoch, der Stärke- und Zuckeranteil niedrig ist. Das bedeutet: Ausreichend Heu, etwas Stroh, kein Getreide und ein Mineralfutter, welches den aus der Balance geratenen Stoffwechsel unterstützt.
Da Übergewicht oft eine zentrale Rolle bei der Entwicklung einer Hufrehe zukommt, solltest Du spätestens jetzt darauf achten, dass Dein Pferd in Form bleibt. Dein Pferd sollte nur so viel Energie in Form von Kraftfutter bekommen, wie es auch verbraucht. Die Futtermenge solltest Du deshalb akribisch anpassen, je nachdem, wie und wie oft Du das Pferd bewegst!
Eine sehr gute Heuqualität ist nicht nur für das Rehepferd wichtig! Schimmelpilze oder Verunreinigungen belasten den gestörten Stoffwechsel unnötig, außerdem sollte ein Heu mit einem niedrigen Zuckergehalt gewählt werden und das Heu ggf. gewaschen werden.
Es kann auch ratsam sein, das Heu mit einer Heuanalyse untersuchen zu lassen, um den Zuckergehalt zu kennen und die Fütterung entsprechend anzupassen. Generell sollten übergewichtige Pferde nicht mit Heu zur freien Verfügung versorgt werden, sondern restriktiv Heu erhalten. Heunetze oder -raufen können eine Möglichkeit sein, die Dauer der Heuaufnahme zu verlängern.
Besonders der Weidegang ist bei Hufrehe ein Thema. Ist das Pferd übergewichtig oder hat es bereits mehrere Reheschübe hinter sich, sollte es im besten Fall gar keinen Weidegang mehr bekommen und auf einem Sandauslauf mit Heunetzen gehalten werden.
Für Pferde, die noch auf die Weide dürfen, sollte genau auf die Witterungsbedingungen geachtet werden, um zu vermeiden, dass eine erneute Rehe ausbricht, wenn der Fruktangehalt der Gräser besonders hoch ist. Besonders nach einer Koppelpause solltest Du besonders schonend und langsam Angrasen!
Ob Hufrehe-Patient oder nicht: Übergewicht beim Pferd ist ernst zu nehmen! Ausreichend Bewegung und eine artgerechte Fütterung, die an den Energiebedarf des Pferdes angepasst ist, sind die besten Vorbeugungsmaßnahmen, um den Stoffwechsel des Tieres gesund zu erhalten! Auch eine korrekte Hufbearbeitung ist zwingend notwendig, damit die Basis des Vierbeiners nicht ins Wanken gerät!
Fazit: Hufrehe am besten mit optimaler Fütterung vorbeugen
Hufrehe ist oft ein schwerer Fall – aber kein hoffnungsloser! Je früher erkannt, desto eher gebannt! Deswegen ist schnelles Reagieren und Behandeln das Nonplusultra! Im Idealfall kommt es erst gar nicht so weit, dass ein Pferd an Hufrehe erkrankt. Dewegen gilt nicht nur für Hufrehe-Patienten: Eine auf den Bedarf des Pferdes optimal abgestimmte Fütterung und artgerechte Haltung sind essentiell für die Gesundheit! Je besser Du Dich mit den natürlichen Bedürfnissen Deines Pferdes auskennst, desto größer ist die Chance darauf, dass Dein Pferd gesund ist und bleibt! Wir drücken Dir und Deinem Vierbeiner dafür alle Hufe!