Ob bei Husten oder Hufrehe: Wer sein Heu wässert, tut das meist der Gesundheit seines Pferdes zuliebe. Einerseits wird durch das Waschen die Staubbelastung reduziert, andererseits sinkt durch das Heu wässern auch der Zuckergehalt des Raufutters. Doch beim Wässern von Heu gilt es einiges zu beachten. Denn wenn Heu und Wasser aufeinander treffen, steigt auch schnell die Keimbelastung und der Nährstoffgehalt nimmt ab. Was also tun – und vor allem, wie?

In diesem Ratgeber erfährst Du, wie lange Du Heu wässern solltest, ob bedampfen vielleicht sogar die bessere Idee ist, ob Einweichen bei schlechter Heuqualität überhaupt hilft und wie Du dem Frost im Winter beim Heu wässern ein Schnippchen schlägst – kurzum: Alles, was Du übers Heu wässern wissen musst! 


Pferd verschwindet mit Nase im Raufutter
Vorsicht Staubalarm! Gewässert bedeutet manchmal auch: gesünder!


Wieso sollte ich das Heu überhaupt wässern?

Ist Dein Pferd gesund und munter und die Heuqualität gut, gilt der Grundsatz Heu + Flüssigkeit = überflüssig. Dein Pferd ist mit trockenem Heu von guter Qualität und in ausreichender Menge bestens versorgt. Und Du sparst Dir jede Menge Zeit und Mühe, denn Heu waschen ist unbequem und aufwendig, besonders im Winter. 

So mühselig die ganze Angelegenheit auch ist: In bestimmten Fällen kommen Pferdehalter und -halterinnen nicht ums Einweichen von Heu herum. Zum Beispiel bei bestimmten gesundheitlichen Einschränkungen wie Atemwegsproblemen oder Stoffwechselkrankheiten wie Hufrehe, EMS oder Cushing.

  • Bei Husten: Staubiges Heu kann die Atemwege zusätzlich belasten. Neben getrockneten Gräsern und Kräutern enthält Heu nämlich oft Sand oder Erde, Schimmelpilzsporen und feinste Partikel, die Lunge und Bronchien in ihrer Funktion einschränken können.
  • Bei Stoffwechselproblemen oder Krankheiten wie EMS, Cushing oder Hufrehe: Durch das Waschen des Heus werden wasserlösliche Kohlenhydrate reduziert – der Zuckergehalt im Heu sinkt, was vor allem bei stoffwechselbedingten Problemen beim Pferd von Vorteil ist.


Heustaub-Stopp: Heu wässern bei Husten und equinem Asthma

Wenn das Pferd hustet, ist das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Gründe für Husten bei Pferden sind äußerst vielfältig und wer sich nicht, in Zusammenarbeit mit einem Tierarzt oder einer Tierärztin, möglichst flott auf Ursachenforschung begibt, riskiert chronische Atemwegsprobleme beim Pferd wie Bronchitis oder equines Asthma. Spätestens wenn die Bronchien oder die Lunge des Pferdes Alarm schlagen, muss gehandelt werden. Denn sind die Atemwege des Pferdes bereits angegriffen, sollte die Umgebung des Vierbeiners möglichst staubfrei gehalten werden

In diesem Fall kann das Einweichen von Heu durchaus sinnvoll sein. Das Wässern von Heu kann Pferden bei Husten nämlich das Leben leichter machen, immerhin sinkt die Staubbelastung, Studien zufolge, schon nach rund zehn Minuten wässern um rund 90 Prozent.

Eine Rundum-Dusche mit dem Schlauch oder der Gießkanne oder, noch besser, das vollständige Eintauchen des Heus, ist bei Husten & Co. also durchaus empfehlenswert, wobei das Einweichen der Dusche vorzuziehen ist, denn schädliche Mikroorganismen lassen sich nicht mit Schlauch und Gießkanne aus dem Heu waschen.

Allerdings ist staubiges Heu nicht die einzige Herausforderung für Pferde mit Husten oder anderen Atemwegsproblemen. Auch Getreidefutter staubt, die Reithalle und der Platz sind häufig staubig und Einstreu wie Stroh wirbelt ebenfalls jede Menge Staub auf. 

Für Pferde mit Atemwegserkrankungen gilt daher: Raus an die frische Luft und das so oft wie möglich! Die Haltung im Offen- oder Aktivstall kann hier eine gute Möglichkeit sein. Ist diese Haltung aus verschiedenen Gründen nicht möglich, kann staubfreies oder staubarmes Einstreu genutzt werden wie z.B. Strohpellets. Außerdem sollte Frischluft im Stall zirkulieren können und Stallarbeiten wie Kehren und Misten erst stattfinden, wenn die Pferde nicht im Stall stehen. Auch die Reitanlage sollte durch entsprechendes Wässeren staubfrei gehalten werden. Futterstaub kann durch die Zugabe von etwas Wasser oder Pflanzenöl ebenfalls reduziert werden. Neben dem Wässern von Heu können auch Kräuter für die Atemwege unterstützend wirken.

Josera Help EukaBronchial: Das Plus für Heu & Husten Einmal tiiief durchatmen bitte! Das Kräuterkonzentrat aus natürlichen ätherischen Ölen wie Minze, Fenchel und Eukalyptus unterstützt die normale Funktion von Atemwegen und Bronchien beim Pferd. Simpel aufgesprüht aufs Heu entfaltet es im Handumdrehen seine langanhaltenden senorischen Eigenschaften. Die wohltuenden ätherischen Öle von Josera Help EukaBronchial werden vom Pferd während des Fressens eingeatmet und die Staubbildung wird reduziert. Josera Help EukaBronchial kann sowohl auf trockenes oder gewässertes Raufutter aufgesprüht werden oder über die Dosierflasche mit dem Kraftfutter verfüttert werden. Den besten Effekt, wegen der geringsten Staubbelastung des Futters, entfaltet es jedoch auf gewässertem Heu.


Zucker-Bremse: Nasses Heu bei Hufrehe, Cushing & EMS

Bei Stoffwechselkrankheiten wie EMS (Equines Metabolisches Syndrom), ECS (Equine Cushing Syndrome) und der gefürchteten Hufrehe, ist meist eine Störung des Zuckerstoffwechsels beim Pferd die Ursache. Eine angepasste Fütterung ist in solchen Fällen also extrem wichtig, um die Gesundheit des Pferdes nicht noch weiter zu strapazieren. Im Idealfall sollte das Heu einen niedrigen Zuckergehalt aufweisen. Eine Heuanalyse kann Dir dabei helfen, die Qualität und den Nähstoffgehalt deines Heus zu prüfen. 

So oder so: Durch das Waschen des Heus wird der Zuckergehalt im Heu gesenkt – das Begießen mit der Gießkanne oder eine kurze Dusche unterm Schlauch reicht nicht, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Damit der Zuckergehalt des Heus sinkt, sollte es 15 bis 20 Minuten vollständig in einem Behälter eingetaucht werden.

Schwerfuttrige Pferde? Achtung beim Heu wässern! Da beim Waschen oder Bedampfen wasserlösliche Kohlenhydrate aus dem Heu verloren gehen, sollten schwerfuttrige Pferde bei regelmäßiger Gabe von nassem oder feuchtem Heu besonders gut im Blick behalten werden. Bauen solche Pferde ab, liegt hier womöglich der Grund in einer zu geringen Nährstoff- oder Kohlenhydratzufuhr. Dieses Defizit sollte über entsprechende Ergänzungsfuttermittel ausgeglichen werden.


Heu richtig wässern – So geht’s!


Zeitfrage: Wie lange sollte ich das Heu wässern?

Heu wässern ist eine Wissenschaft für sich – zum Thema existieren zahlreiche Studien mit teils unterschiedlichen Ergebnissen, auch, was die Dauer des Heu wässern angeht.

In der Regel reicht es, das Heu für eine Dauer von rund 15 Minuten einzuweichen. Bereits bei dieser kurzen Zeitspanne reduziert sich der Nährstoffgehalt im Heu, Studien zufolge, jedoch deutlich, sodass die bedarfsgerechte Versorgung des Pferdes, welches regelmäßig Heu + H2O zu sich nimmt, mit Mineralien und Spurenelementen besonders im Blick behalten werden sollte. 

Für Pferde mit Stoffwechselproblemen oder Hufrehepatienten spielt natürlich der Zuckergehalt des Heus eine nicht unerhebliche Rolle. Studien besagen zwar, dass der Kohlenhydratgehalt von Heu mit der Dauer des Einweichens erheblich sinkt – bis um 27 Prozent bei 16 Stunden Einweichzeit – aber: Mit der Einweichzeit steigt auch die Gefahr von einer Verunreinigung des Heus mit Schimmel, Hefen oder Bakterien. 

Tierärzte und Tierärztinnen warnen daher davor, Heu zu lange einzuweichen oder bereits gewässertes Heu zu lagern, um krankmachende Keime zu vermeiden. Dazu kommt: Nach 12 Stunden im Wasser sinkt der Gehalt an der für das Pferd so wichtigen Rohfaser im Heu deutlich – zu wenig Rohfaser auf dem Speiseplan macht Pferde krank und unzufrieden. Daher am besten: Heu ca. 20 Minuten wässern und im Anschluss gleich verfüttern

Und: Das Waschwasser sollte immer entfernt werden, wenn das Futter gewässert wurde, da sich hier Bakterien & Co. sonst ruckzuck vermehren!


Schlechte Heuqualität einfach wegwaschen? Das Heu riecht muffig, hat weiße oder dunkle Stellen, klebt zusammen und staubt gewaltig? Schlechte Heuqualität ist unschwer zu erkennen. Bei schlechten Erntebedingungen ist die Heuqualität oft zum Heulen. Auch falsche Lagerung kann die Qualität des Futters negativ beeinflussen. Schimmel und Verunreinigungen hinterlassen ihre Spuren und greifen die Atemwege des Pferdes an. Leider lassen sich solche Verunreinigungen nicht einfach auswaschen. Im Gegenteil: Weicht Heu schlechter Qualität länger ein, vermehren sich die enthaltenen Keime exorbitant. Schlechtes Heu bleibt also leider schlechtes Heu. Und sollte nicht verfüttert werden. Weder nass noch trocken.


Vor- und Nachteile: Heu wässern oder bedampfen? Was ist besser?

Beim klassischen Wässern im Bottich werden wasserlösliche Kohlenhydrate und Staub ausgewaschen. 

Der Nachteil: Die Keimbelastung steigt mit der Einweichzeit. Auch, wenn das nasse Heu nicht gleich verfüttert wird, fühlen sich Bakterien und Pilze im feuchten Heu schnell wohl und werden zur Gefahr für die Gesundheit der Pferde. 

Bedampfen hat diesbezüglich einen klaren Vorteil: Hier wird ein Großteil der Keime im heißen Wasserdampf vernichtet und die Keimbelastung steigt auch nicht so signifikant wie bei gewässertem Heu, wenn es nicht unmittelbar nach dem Bedampfen verfüttert wird. Der Nachteil: Offenbar werden bei der Bedampfung von Heu Proteine zerstört, so eine aktuelle Studie: "Viele Pferde leiden unter Lungenproblemen wie Asthma. Durch die Bedampfung ist das Heu quasi frei von lebenden Mikroorganismen und Partikeln, die beim Fressen eingeatmet werden und in der Lunge Schaden anrichten können. Damit ist es theoretisch ein sehr gutes Futter", so Prof. Dr. Annette Zeyner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Aber: „Durch den Wasserdampf werden die Proteine im Heu beschädigt. "Ein Großteil der Proteine und darin enthaltenen, wichtigen Aminosäuren kann dann nicht mehr im Dünndarm verdaut werden, geht dem Pferd also durch die Behandlung verloren. Einzelne dieser Proteinbestandteile sind für Pferde aber essenziell und sie können auch nicht über den Dickdarm aufgenommen werden", so Zeyner weiter. Die möglichen Folgen: Beeinträchtigungen beim Wachstum und beim Muskelaufbau, insbesondere bei jungen Pferden. Wer sein Heu bedampft, sollte also ggf. auf ein proteinreiches Futter zurückgreifen. Josera Kraut & Rüben Struktur, Kraut & Rüben Energie oder Help MyoGast Struktur sind proteinreiche Krippenfutter, die den Speiseplan des Pferdes hier ideal ergänzen können. Ein Vorteil beim Bedampfen: Im Gegensatz zum Wässern werden dem Heu mit Dampf deutlich weniger Vitamine und Spurenelemente entzogen. Der Gehalt von Kalium, Phosphor, Magnesium, Mangan, Kupfer, Zink und Eisen im Heu sinkt durchs Waschen deutlich – daher ist in diesem Fall die Gabe eines hochwertigen Mineralfutters besonders wichtig. 

Ein weiterer interessanter Aspekt: Am nassen Heu kauen Pferde offenbar länger, als an bedampften oder trockenem Heu. Dies kann sich positiv auf die Zahngesundheit und auch auf den Verdauungstrakt auswirken. Allerdings schmeckt nasses Heu, auch das haben Studien ergeben, offenbar weniger gut als trockenes. Und das wiederum kann sich auf die Laune des Vierbeiners auswirken.

Bedampfer selber machen oder kaufen? Dampfmaschinen Marke „Eigenbau“ schnitten in Tests übrigens deutlich schlechter ab, als Profi-Geräte. Hauptsächlich ist dies wohl der Temperatur geschuldet: Damit Keime & Pilze verschwinden, ist eine Temperatur von > 99 °C notwendig. Bei niedrigeren Temperaturen vermehren sich Keime im Heu sogar. Wer erfolgreich bedampfen will, sollte also lieber tiefer in die Tasche greifen, statt Keime zu züchten …



Pferd frisst im Offenstall im Winter
Raufutter “on the Rocks” – Im Winter keine Seltenheit

Heu waschen im Winter – Was tun bei Frost und Eis?

Ganz ehrlich: Heu waschen im Winter ist so spaßig, wie Schlittschuhlaufen in der Wüste. Besonders, wer sein Pferd artgerecht im Offenstall hält, hat in der kalten Jahreszeit ein hartes Los. Soll das Raufutter auch bei Temperaturen unter Null gewaschen werden, wird das Ganze noch ungemütlicher. Ganzkörper-Regenkleidung ist auf jeden Fall empfehlenswert und gegen das Einfrieren des Heus hilft ein kleiner Trick:

Wer vermeiden will, dass der Frost sofort zuschlägt, wenn das Heu im Wasserbad wartet, kann dem Wasser im Behälter eine Tasse Salz beifügen. Die meisten Pferde haben am Geschmack des Heus in der Regel nichts auszusetzen.


Heulagen als Alternative zu Wässern & Bedampfen?

Bei equinem Asthma und Allergien kann Heulage eine gute Alternative zum Heu bieten. Sowohl die Fütterung von Heulagen als auch Grassilagen wirken sich, Studien zufolge, positiv auf die Lungengesundheit von Pferden aus, wenn sie statt Heu gefüttert werden. Das früher häufig genannte Risiko der Übersäuerung bei Fütterung von Heulagen wird inzwischen als geringeres Problem betrachtet. Einen Haken hat die Heulage jedoch: Ihre Haltbarkeit ist deutlich kürzer, als die eines Heuballens, und die Erntebedingungen sowie Lagerung müssen entsprechend gemanaged werden, um den Befall mit Botulismus-Bakterien zu verhindern! Bei warmen Außentemperaturen sollte ein Heulageballen innerhalb von ca. 12 Stunden verfüttert werden. 


FAZIT:

Bei chronischen Atemwegserkrankungen (z. B. equines Asthma) spielt die Staubbelastung eine tragende Rolle für die Gesundheit des Pferdes. Das Wässern oder Bedampfen von Heu reduziert den Staubgehalt erheblich und ist deswegen bei Husten & Co. eine gute Alternative zu trocken gefüttertem Heu. Auch Heulage kann bei Hustenpferden hilfreich sein. Darüber hinaus ist eine Ergänzung der Fütterung, zum Beispiel mit ätherischen Ölen, sinnvoll. Bei Stoffwechselkrankheiten wie EMS, Cushing oder Hufrehe, sollte die Fütterung einen möglichst geringen Stärke- und Zuckeranteil aufweisen, sodass auch hier das Waschen vom Heu empfehlenswert ist. Wichtig ist immer das korrekte Wässern oder Bedampfen, da sich Bakterien und Schimmelpilze sonst schnell vermehren können. 

Außerdem sollte immer daran gedacht werden, dass sich durch das Wässern von Heu dessen Nährstoffgehalt verringert. Dies sollte bei der Berechnung der Gesamtfutterration unbedingt berücksichtigt werden.