
Das Warmblut – Kumpeltyp und Spitzensportler
Das Warmblut erfreut sich weltweit einer großen Beliebtheit als Sport- und Freizeitpartner. Doch was ist ein Warmblut eigentlich genau? Was unterscheidet es vom Vollblut oder Kaltblut? Warum heißt das Pferd überhaupt Warmblut? Und welche Pferderassen zählen zu den Warmblütern? WWissenswertes über Warmblut-Pferde erfährst Du in diesem Ratgeber.
Was ist ein Warmblut?
Beim Warmblut handelt es sich um keine einzelne Pferderasse, sondern um eine Bezeichnung einer Gruppe von Pferden, die ähnliche Merkmale aufweisen. Zu dieser Gruppe gehören sehr viele Rassen, auf welche wir später noch eingehen werden.
Besonders warmes Blut haben Pferde der Gruppe Warmblüter, anders als der Name vermuten lassen könnte, nicht. Wie bei allen anderen Pferderassen auch, liegt die Körpertemperatur der Tiere im Ruhezustand zwischen 37 und 38 Grad. Doch warum heißt das Pferd dann so?
Der Ursprung des Namens dieser Pferde bezieht sich vielmehr auf deren Charakter und Statur, als auf ihre Körpertemperatur. Ein Warmblut liegt vom Wesen und Körperbau zwischen den kräftigen, großen, „coolen“ Kaltblütern und den zierlichen, kleineren, temperamentvolleren Vollblütern – eine Mischung zwischen „kalt“ und „heiß“ also – daher der Name. Das Warmblut ist etwas größer, schwerer und vom Temperament her gelassener als ein Vollblut. Dafür aber etwas schneller und wendiger als das Kaltblut, aber dennoch gutmütig – eine ideale Mischung also, aufgrund derer sich das Tier einer großen Beliebtheit beim Einsatz als Freizeitpferd erfreut. Doch auch aus dem Sport sind die freundlichen, gelehrigen Warmblüter nicht mehr wegzudenken: Auf internationalen Dressur- und Springturnieren sind die Tiere die mit Abstand am weitesten verbreitete Gruppe von Pferden.
Die Geschichte des Warmbluts
Die Geschichte der Warmblüter begann auf dem europäischen Festland des 18. Jahrhunderts. Reiten als reine Freizeitbeschäftigung war damals noch nicht verbreitet. Pferde waren vor allem in der Landwirtschaft im Einsatz. Da war vor allem Kraft und Gelassenheit gefragt, so dass die damaligen schweren Pferdetypen noch weitaus populärer waren als heutzutage und eher Pony- oder Kaltblutmerkmale aufwiesen. Doch für die Kavallerie waren diese Pferde nicht schnell und wendig genug.
Es hatte sich jedoch herumgesprochen, dass auf der arabischen Halbinsel seit vielen Jahren eine Rasse mit einem herausragendem Ruf gezüchtet wurde – der Vollblutaraber. Ausdauernd, schnell, wendig und elegant wie er war, weckte er bald das Interesse der Europäer. So sollen damals Fürstenhäuser unseres Kontinents kostspielige Expeditionen auf die arabische Halbinsel unternommen haben, um sich einige dieser sagenumwobenen Pferde zu sichern. Mit ihnen sollte die damalige Zucht veredelt werden.
Mit der Kreuzung dieser unterschiedlichen Pferdetypen entstand ein schnelles, wendiges Kavalleriepferd, das auch als elegantes Reit- und Kutschpferd eingesetzt werden konnte. Ende des Zweiten Weltkriegs wurden sie dann zu den Warmblutrassen veredelt, die heute geläufig sind.
Bis heute werden arabische und englische Vollblüter als Veredler in der Warmblutzucht eingesetzt. Wenn ein Züchter beispielsweise ein bisschen mehr „Feuer“ in einer Linie wünscht oder eine zierlichere Statur eines Fohlen wünscht, ist er mit der Einkreuzung eines Vollbluts gut beraten.
Welche Pferderassen gehören zu den Warmblütern?
Wenn man im europäischen Raum von einem „Warmblüter“ spricht, so ist damit oft das klassische Reitpferd mit einer Körpergröße von 1,60 Metern aufwärts, schwungvollen Gängen, einem großen, markanten Kopf und muskulöser Statur gemeint. Doch genau genommen gehören auch Pferde, die diesem Bild nicht entsprechen zu den Warmblütern. Das kompakte, eher kleine American Quarterhorse zum Beispiel ist genau so ein Warmblüter, wie der große, kräftige Friese.
Die Warmblüter bilden die weltweitgrößte Gruppe an Pferden. Von den insgesamt etwa 200 Rassen weltweit, werden nämlich mehr als die Hälfte davon der Gruppe der Warmblüter zugeordnet.
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Schweres Warmblut – Der Kraftprotz unter den Warmblütern
Während viele Warmblutrassen durch Kreuzungen mit Vollblütern im sportlichen Typ stehen, gibt es noch eine Gruppe von Rassen, die ebenfalls zu den Warmblütern gehören, welche sich aber durch eine kräftigere Statur von ihren moderneren Artgenossen unterscheidet. Das Schwere Warmblut wird nicht hauptsächlich als Sport- und Reitpferd eingesetzt, sondern macht vor allem als Kutschpferd oder vor dem Pflug eine gute Figur. Man unterscheidet das Alt-Württemberger-, das Ostfriesisch-Altoldenburgische Schwere Warmblut und das Sächsisch-Thüringische Schwere Warmblut. Letzteres ist unter den Schweren Warmblütern am weitesten verbreitet. Außerhalb Deutschlands gehören außerdem Schlesier und Groninger zu den Schweren Warmblütern.
Die kräftigen Pferde sammeln Medaillen auf Fahrturnieren rund um den Globus und sind wegen ihres entspannten Charakters auch als Therapiepferde sehr beliebt.
Deutsches Reitpferd – Weltweit wärmstens empfohlen
In Deutschland gezogene Warmblutpferde des modernen Typs werden unter dem Oberbegriff „Deutsches Reitpferd“ geführt.
Dabei haben sich die einzelnen Zuchtverbände auf ein gemeinsam formuliertes Zuchtziel geeinigt.
Aufgrund seiner „Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art“ erfreut sich das Deutsche Reitpferd mit seinem ausgeglichenen Wesen und seinem freundlichen Charakter weltweit großer Beliebtheit.
Das Deutsche Reitpferd wird, je nach Zuchtgebiet, in unterschiedliche Rassen eingeteilt. Schaut man auf die aktuelle Zucht-Statistik der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), hat hier der Hannoveraner in Sachen Verbreitung die Nase vorn: Mit 473 Hengsten und 15.482 Stuten im Zuchteinsatz im Jahr 2019. Gefolgt werden die Hannoveraner von den Westfalen (315 Hengste) und den Oldenburgern (283 Hengste). 25.709 eingetragene Warmblut-Fohlen erblickten im Jahr 2019 das Licht der Welt! Viele der Fohlen haben bekannte Vorfahren in ihrem Stammbaum: Die Hengste Brentano II, Cor de la Bryère, Donnerhall, Florestan I, Grannus, Kolibri, Landgraf I, Ramiro Z, Rohdiamant und Weltmeyer sind die Stars der internationalen Warmblutzucht.
Offenes Stutbuch – eine Besonderheit der Warmblutzucht
In der Zucht unterscheidet man zwischen offenen und geschlossenen Stutbüchern. Das Stutbuch der Trakehner oder das der englischen Vollblüter ist beispielsweise geschlossen. Das bedeutet, dass dort kein Blut von außen akzeptiert wird. Ein Tier kann nur in einem geschlossenen Stutbuch eingetragen werden, wenn seine Vorgänger dort schon registriert sind. Beim Warmblut (mit Ausnahme von dem der Trakehner) handelt es sich um ein offenes Stutbuch. Dadurch sind Kreuzungen möglich und die Züchter haben eine gewisse Flexibilität, denn im offenen Stutbuch dürfen auch Pferde, deren Eltern nicht registriert sind, eingetragen werden. Warmblüter sind demnach ein „Erfolgsprodukt“ vielfältiger Kreuzungen. Der Hengst Cor de la Bryère beispielsweise gilt als einer der erfolgreichsten Vererber der modernen Warmblutzucht. Er gehörte der Rasse Selle Français an und sein Vater war ein Vollblüter. 1968 in Frankreich geboren wurde er dreijährig vom Holsteiner Verband gekauft und nach Deutschland geholt und dort zur Zucht eingesetzt. Noch heute gelten seine Nachfahren als hervorragende Springpferde – sein Blut fließt in fast 70% aller Holsteiner Pedigrees.
Fazit
Warmblüter haben kein wärmeres Blut als andere Pferde. Sie unterscheiden sich von ihren voll- und kaltblütigen Artgenossen in Körperbau und Temperament. Mit seiner gut bemuskelten, eleganten Statur und seinem freundlichen Wesen eignet sich das Warmblut für viele Facetten des Reitens und hat sich sowohl als Freizeit- als auch als Turnierpferd einen Namen gemacht. Zur Gruppe der Warmblüter gehören mehr als 100 von weltweit insgesamt etwa 200 Pferderassen. Ihre Vielfalt ist demnach einzigartig!