Hundefutter ohne Getreide entwickelt sich zu einem Trend, der nicht mehr ausschließlich Hunde mit Allergien und Futterunverträglichkeiten betrifft. Ob Hunde aus ernährungsphysiologischer Sicht Getreide benötigen, ist ein umstrittenes Thema. Doch ist Getreide tatsächlich nur ein billiger Füllstoff im Hundefutter oder sogar schädlich für Hunde? Sollten Sie besser getreidefreies Hundefutter füttern? In unserem Ratgeber erfahren Sie mehr darüber.


Getreide im Hundefutter - nur ein billiger Füllstoff mit Allergie-Potential?

Getreide gilt als einer der häufigsten Auslöser von Allergien und Unverträglichkeiten bei Hunden. Hundebesitzer, die auf eine Ernährung mit möglichst hohem Fleischanteil setzen, sehen Getreide darüber hinaus als billigen Füllstoff im Hundefutter an. Um Allergien zu vermeiden setzen viele Hundehalter auf getreidefreies Hundefutter.

Anzeichen einer Allergie oder Unverträglichkeit sind:

  • Blähungen, Koliken
  • Erbrechen, Durchfall
  • Appetitlosigkeit
  • Hautprobleme, z. B. Juckreiz oder Haarausfall
  • Ohrenentzündungen
  • Pfoten lecken

Im deutschen Hundefutter finden sich meist Mais, Weizen, Gerste,  Roggen, Hafer und Dinkel, da diese Sorten hierzulande angebaut werden. Daher treten Allergien gegen diese Getreidesorten bei unseren Hunden am häufigsten auf. 

In den letzten Jahren entwickelte sich der Trend auf eine natürliche und artgerechte Hundeernährung zu setzen. Hierbei orientiert man sich an der Ernährung der Vorfahren unserer Hunde - den Wölfen. Doch kann man den Verdauungstrakt der Wölfe mit dem unserer domestizierten Vierbeiner vergleichen? 


Die artgerechte Ernährung von Hunden orientiert sich am Wolf

Die wilden Vorfahren unserer Hunde leben von der Jagd und ernähren sich zum Großteil von Fleisch, Innereien und Knochen. Diesem Vorbild eifern die Konzepte der Hundeernährung nach, die auf eine Fütterung mit einem hohen Fleischanteil setzen. Von daher stellt sich die Frage, was Getreide im Hundefutter überhaupt zu suchen hat?

In einer Studie wurde heraus gefunden, dass der Verdauungstrakt der Hunde sich im Laufe der Evolution unseren menschlichen Essgewohnheiten angepasst hat. Über Jahre hinweg wurde dazu das Erbgut bei Hunden und Wölfen verglichen. Dabei fand man heraus, dass der Hund die genetische Veranlagung besitzt, stärkehaltige Nahrung zu verdauen (Quelle: Erik Axelsson et al. 2013: "The genomic signature of dog domestication reveals adaptation to a starch-rich diet." Nature, 495, 360-364, (21 March 2ß13), doi: 10.1038/nature11837).

Mittlerweile ist klar, dass Hunde stärkehaltige Nahrung gut verdauen und pflanzliches Eiweiß verwerten können. Hunde sind nicht, wie häufig vermutet, reine Fleischfresser (Carnivore), sondern Allesfresser (Omnivore). Schaut man sich die vielen wild lebenden Hunde an, die sich hauptsächlich von menschlichen Abfällen ernähren, liegt das auf der Hand. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass der Speiseplan von Streunern zum Großteil aus Fleisch besteht, ist gering. 

Reißzähne = Fleischfresser? Anhand der vorhandenen Reißzähne von Hunden könnte man tatsächlich vermuten, dass Hunde reine Fleischfresser sind. Aber diese These lässt sich schnell entkräften: Betrachten Sie die Zähne eines Bären. Bei ihm steht ca. 3/4 pflanzliche Kost, wie Früchte, Wurzeln, Nüsse oder Gras auf dem Speiseplan. Nur zu 1/4 ernährt er sich von tierischen Bestandteilen, wie Insekten, Aas oder kleinen Beutetieren.

Sie füttern Ihren Vierbeiner lieber getreidefrei? Wir empfehlen:

 


Getreide liefert Kohlenhydrate und viele wichtige Nährstoffe

Getreide ist nicht gleich Getreide. Es gibt viele Sorten, die Ihren Vierbeiner mit wichtigen Nährstoffen versorgen und ihren Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Hundeernährung leisten. Je nach Art enthält Getreide viele Nährstoffe, wie z.B. Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Getreide liefert Ballaststoffe für eine gesunde Verdauung und essenzielle Aminosäuren, die wichtige Körperfunktionen unterstützen. 

Reis enthält beispielsweise viele Mineralstoffe, wie Kalium oder Magnesium, B- Vitamine, Folsäure sowie essenzielle Aminosäuren. In Mais finden sich unter anderem die Mineralstoffe Mangan, Kupfer und Phosphor, sowie Vitamin A und Vitamin E. 

Einen Hund ausschließlich mit Fleisch und tierischen Proteinen zu ernähren kann den Stoffwechsel, besonders Leber und Nieren Ihres Hundes stark belasten. Bei Senioren ist es ratsam, eine weniger proteinreiche Kost zu füttern. Darüber hinaus könnten bei einer Hundeernährung, die ausschließlich auf Fleisch basiert, Mangelerscheinungen entstehen. 

Das Herstellungsverfahren ist entscheidend für die Verdaulichkeit von Getreide 

Beim Hundefutter gibt es verschiedene Herstellungsmöglichkeiten, welche die Verdaulichkeit der pflanzlichen Komponenten beeinflussen.

  • kaltgepresstes Trockenfutter: Die verwendeten Zutaten werden getrocknet, zermahlen und auf ca. 80 Grad Celsius erhitzt. Die Stärke wird weniger gut aufgeschlossen und verdaut.
  • extrudiertes Trockenfutter: Auch hier werden die Zutaten getrocknet und zermahlen, dann jedoch kurzzeitig mit Hilfe von Wasserdampf auf ca. 100 Grad Celsius erhitzt. Die Stärke wird zu großen Teilen aufgeschlossen und kann von Ihrem Hund besser verdaut werden.
  • Flockenfutter: Das enthaltene Getreide wird gequetscht und die Stärke dadurch kaum aufgeschlossen. Das führt zu einer schlechteren Verdaulichkeit.

Bei der Wahl des richtigen Hundefutters für Ihren Liebling ist auch wichtig, dass Sie darauf achten, welche weiteren Zusatzstoffe zugeführt wurden. So ist es beispielsweise bei halbfeuchtem Trockenfutter aufgrund der Restfeuchte von 18-33 % nötig, Konservierungsstoffe hinzuzufügen. 

Es gibt Getreidesorten, die für Hunde gut verdaulich sind, z. B. Reis oder Mais. Bei Durchfall und Verdauungsproblemen wird beispielsweise zu einer Hühnchen-Reis-Diät geraten, damit sich der Verdauungstrakt des Hundes beruhigen kann. Reis ist also hochverdaulich und kann, neben anderen Getreidesorten, ruhigen Gewissens gefüttert werden. 

Hund frisst Brötchen
Hunde können aufgrund der Anpassung an den Menschen auch stärkehaltige Lebensmittel verdauen.


Hundefutter im Test: getreidehaltig vs. getreidefrei

Generell ist gegen Getreide im Hundefutter nicht einzuwenden. Wenn Ihr Hund kein Allergiker ist, kann er in der Regel von hochwertigem und richtig verarbeitetem Getreide im Napf profitieren. Wichtig ist eine ausgewogene Rezeptur, die ernährungsphysiologisch genau auf den Hund zugeschnitten ist. Das Getreide im Hundefutter ist in erster Linie eine Kohlenhydratquelle und liefert Ihrem Vierbeiner Energie. 

Es gibt jedoch auch Vierbeiner, die eine Allergie gegen Getreide - meist Weizen - oder Unverträglichkeiten entwickeln. Oft wird dem Getreide die Schuld für allergische Reaktionen zugeschoben, es können jedoch auch andere Inhaltsstoffe der Grund dafür sein. Auch tierische Proteine, z.B. vom Rind, Schwein, Geflügel oder Fisch rufen Reaktionen hervor, wenn Ihr Hund eine Allergie dagegen entwickelt hat. 

Bei einer Unverträglichkeit gegen Getreide können Sie beispielsweise auf folgende Alternativen zurück greifen, um Ihren Hund mit Kohlenhydraten und weiteren pflanzlichen Nährstoffen zu versorgen:

  • Kartoffel
  • Süßkartoffel
  • Erbsen
  • Tapioka
  • Amaranth
  • Maniok

Generell ist es ratsam, bei Verdacht auf Futterunverträglichkeiten eine sogenannte Ausschlussdiät zu machen. Nicht nur Getreidesorten, sondern auch tierische Proteine können beim Hund Allergien auslösen. Bei der Ausschlussdiät wird getestet, welche Inhaltsstoffe im Hundefutter die Symptome auslösen, damit diese in Zukunft vermieden werden können. 

Hund im Getreidefeld
Am besten vertragen Hunde Getreide, wenn es richtig verarbeitet wurde.


Getreidesfreies Hundefutter bei Diät und Krankheiten

Wenn Ihr Vierbeiner zu Übergewicht neigt, empfiehlt sich ein Hundefutter ohne Getreide. Dieses liefert dem Hundekörper viel Energie, die sich bei nicht ausreichender Aktivität leicht auf den Hüften niederschlägt. Hat Ihr Vierbeiner Übergewicht sollten Sie darüber hinaus auf ein fettreduziertes Futter zurück greifen. 

Viele der nachfolgenden Krankheiten können aufgrund von Übergewicht beim Hund hervorgerufen oder verschlimmert werden.   

Diabetes

Hunde, die Diabetiker sind, sollten aufgrund des hohen Stärkegehaltes Hundefutter ohne Getreide bekommen. Das Getreide treibt den Blutzuckerspiegel Ihres Vierbeiners rasch in die Höhe. Allerdings sollten Sie auch hier nicht komplett auf Kohlenhydrate verzichten. Sonst kann eine Stoffwechselstörung, die sogenannte "Ketose" entstehen, die eine Insulinresistenz (Typ-2-Diabetes) hervorrufen kann.

Arthrose & Gelenkprobleme

Bei Welpen sollten Sie darauf achten, dass die Ernährung nicht zu energiereich ist, da sonst die Gefahr von Übergewicht besteht. Das kann sich langfristig auf Knochen und Gelenke auswirken. Darüber hinaus sollte Ihr Welpe langsam wachsen, damit die Knochen nicht zu schnell in die Länge wachsen. Besonders bei großen Rassen ist es wichtig, dass Sie auf ein hochwertiges Welpenfutter setzen und eine altersgerechte Bewegung und Auslastung gewährleisten. 

Epilepsie

Es kursieren Gerüchte, dass bei Hunden mit Epilepsie eine getreidefreie Ernährung die Verbesserung von Symptomen hervorrufen kann. Dies ist jedoch nicht wissenschaftlich belegt, da es bislang keine Studien zu diesem Thema gegeben hat. Es ist also fraglich, ob eine Ernährung mit getreidefreiem Hundefutter Epileptikern helfen könnte. Ob aufgrund der Epilepsie Ihr Hund einer speziellen Ernährung ohne beispielsweise bestimmte Eiweiß- oder Kohlenhydratlieferanten bedarf, sagt Ihnen der Tierarzt.  Weitere Infos zum Thema Epilepsie lesen Sie hier.

 


Fazit: Ist Hundefutter ohne Getreide besser? 

Die Frage, ob getreidefreies Hundefutter besser ist, lässt sich nur mit einem Blick auf die individuellen Bedürfnisse Ihres Hundes beantworten. Wenn Ihr Vierbeiner Getreide verträgt, spricht nichts dagegen. Es gibt jedoch auch gute Alternativen zu Weizen & Co., welche häufig Auslöser von Unverträglichkeiten sind. Die meisten getreidefreien Hundefutter sind leicht verdaulich und auch für sensible Hunde geeignet.