Epilepsie beim Hund: Was bedeutet es, wenn im Gehirn des Vierbeiners ein Gewitter tobt?
Epilepsie beim Hund - Die Infos kurz zusammengefasst:
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Hunden zu wiederkehrenden Krampfanfällen führt. Diese Anfälle entstehen durch übermäßige elektrische Aktivität im Gehirn und können von leichten Zuckungen bis hin zu schweren Krämpfen mit Bewusstlosigkeit reichen.
Es gibt zwei Hauptformen der Epilepsie beim Hund:
1. Idiopathische Epilepsie: Die häufigste Form, deren genaue Ursache unbekannt ist (man vermutet eine genetische Ursache). Der erste Anfall tritt meist zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr auf und betrifft bestimmte Rassen häufiger, darunter Australian Shepherd, Labrador Retriever, Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Boxer, Pudel, Berner Sennenhund, Beagle und Dackel. Sie wird auch als primäre oder genetische Epilepsie bezeichnet.
2. Symptomatische Epilepsie: Diese sekundäre Form wird durch andere Erkrankungen wie Leber- oder Nierenprobleme, Hirntumore oder Vergiftungen ausgelöst.
Ein epileptischer Anfall verläuft typischerweise in drei Phasen:
- Vorphase (Prodromalstadium & Aura): Verhaltensänderungen wie Unruhe, Angstm Aggressivität, übermäßiges Schnüffeln, Ins-Leere-Starren, abnormales Vokalisieren oder vermehrte Anhänglichkeit. Während der Aura kann es kurz vor der Anfallsphase auch zu Erbrechen und veränderten Pupillen kommen. Die Vorphase kann Minuten bis Tage dauern.
- Anfallsphase (Iktus): Je nach Anfallstyp können motorische/autonome oder sensorische/psychogene Symptome im Vordergrund stehen. Dazu gehören Krämpfe mehrerer oder einzelner Gliedmaßen, Ophisto- oder Pleurothotonus, Muskelzuckungen oder schwankender Gang, Vokalisieren und unkontrollierter Harn- oder Kotabsatz (motorisch/autonom) sowie „Fliegenschlagen“, Desorientierung, Bewusstlosigkeit und Speicheln (sensorisch/psychogen).
- Nachphase (Postiktale Phase): Die Erholungsphase beträgt Minuten bis Tage. Symptomatisch sind vorübergehende Blind- u/o Taubheit, Desorientierung, Müdigkeit, gesteigerter Durst oder Hunger und Drangwandern.
Während eines Anfalls ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, gefährliche Gegenstände zu entfernen und den Hund vor Verletzungen zu schützen.
Nach dem Anfall sollte der Hund beobachtet und ein Tierarzt oder eine Tierärztin konsultiert werden.
Symptome für Epilepsie beim Hund:
- Hund fällt ohne vorherige Anzeichen um und krampft
- Muskelstarre und/oder krampfartige Zuckungen
- Verlust des Bewusstseins
- Unwillkürliches Absetzen von Harn und/oder Kot
- Übermäßiges Speicheln
- Verändertes Verhalten wie Unruhe, Angst und Anhänglichkeit
- Halluzinationen wie Schnappen nach Fliegen und zielloses Umherlaufen
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Epilepsie. Bei idiopathischer Epilepsie werden oft Antiepileptika eingesetzt, während bei symptomatischer Epilepsie die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Eine hochwertige, ausgewogene Ernährung kann die allgemeine Gesundheit unterstützen.
Mit einer geeigneten Therapie können viele Hunde mit Epilepsie ein weitgehend normales Leben führen.
Wichtig: Hat ein Hund einen Anfall, bitte keinesfalls festhalten. Auch die Zunge sollte man nicht versuchen, herauszuziehen. Es besteht Verletzungsgefahr.
Für eine einfachere, tierärztliche Diagnose: Anfall beobachten und dokumentieren, am besten mit einem Epilepsie-Tagebuch. Ein kurzes Video eines typischen Anfalls verbunden mit einem Epilepsie-Tagebuch (Wann? Wie lange?) hilft bei der Beurteilung des Anfallsgeschehens.
Für Herrchen und Frauchen ist es ein großer Schock, wenn der vierbeinige Liebling das erste Mal zu krampfen beginnt. Sie fühlen sich hilflos, wissen nicht, was los ist und was sie tun sollen. Das Tier ist während eines Anfalls weggetreten und nicht ansprechbar – manchmal für Sekunden und Minuten, manchmal auch länger. Epilepsie beim Hund ist eine ernste Erkrankung. Doch es gibt Unterschiede in ihrem Ausmaß sowie verschiedene Ursachen und damit verbunden unterschiedliche Behandlungen. Wir möchten Dir mit diesem Ratgeber zur Seite stehen, damit Du Dich weniger hilflos fühlst. Erfahre, welche Auslöser und Therapien es für die epileptischen Anfälle beim Hund gibt. Informiere Dich, was Du während eines Anfalls tun kannst und wie die Prognose bei dieser Hundekrankheit aussieht.
Was bedeutet es, wenn der Hund Epilepsie hat?
Auch wenn sie sich in seinem Inneren, genauer gesagt in seinem Gehirn abspielt, kannst Du die Erkrankung bei Deinem vierbeinigen Liebling äußerlich wahrnehmen. Hat er einen Anfall, kann sich dieser nur durch beispielsweise ein Zucken der Maulwinkel oder Schnappen nach nicht vorhandenen Fliegen zeigen. Diese Form der Epilepsie beim Hund bezeichnet man in der Tiermedizin als fokal. Diese lässt sich leicht mit einer Verhaltensänderung verwechseln und findet nur in einzelnen Arealen des Gehirns statt. Dadurch betrifft die fokale Epilepsie auch nur einzelne Körperregionen.
Epilepsie beim Hund kann sich allerdings auch schwerwiegend äußern. Das Tier hat dann starke Krämpfe und fällt auf den Boden. Veterinäre sprechen von einem generalisierten Anfall oder vom Status epilepticus. Dann sind beide Hälften des Großhirns betroffen und dies äußert sich im gesamten Körper. Ein generalisierter, epileptischer Anfall ist eine Notfallsituation und Du solltest direkt einen Tierarzt oder eine Tierärztin kontaktieren.
Ausgelöst wird ein epileptischer Anfall durch wiederholte Fehlfunktionen des Großhirns. Dabei besteht ein vorübergehendes Ungleichgewicht zwischen elektrischer Ladung und Entladung der Nervenzellen, quasi ein „Gewitter im Gehirn“. Ohne erkennbaren Grund kommt es zu unkontrollierten Stromstößen, die ganze Neuronenverbände gleichzeitig abgeben. Auf diese überschießende elektrische Aktivität reagiert das Großhirn mit einem epileptischen Anfall.
„Epilepsie“ heißt übersetzt „wiederholte Anfälle“. Hat Dein Hund diese Krankheit? Dann bedeutet das, dass die Anfälle immer wieder auftreten können.
Was kann Epilepsie beim Hund verursachen?
Es kann unterschiedliche Ursachen dafür geben, dass ein Hund Epilepsie bekommt. Zum einen kann die Krankheit vererbt werden oder auf einen genetischen Defekt zurückzuführen sein. Zum anderen können bestimmte Erkrankungen epileptische Anfälle bei den Tieren verursachen. Aufgrund dessen unterscheidet man zwei unterschiedliche Arten.
Die verschiedenen Arten der Epilepsie beim Hund
1. Idiopathisch oder primär
2. Sekundäre bzw. strukturelle Epilepsie
Diese Art wird auch strukturelle Epilepsie genannt, weil man im MRT Veränderungen im Gehirn sieht. Außerdem können die vierbeinigen Patienten zwischen den Anfällen neurologische Ausfälle zeigen.
3. Metabolische Epilepsie
Bei dieser Form erhöhen Erkrankungen des Stoffwechsels oder der Körperorgane das Risiko für einen epileptischen Anfall. Dabei kann es sich um eine gestörte Leberfunktion, eine Unterzuckerung oder auch Veränderungen der Blutsalze insbesondere des Calciumspiegels handeln. Entscheidend bei dieser Form der Epilepsie beim Hund ist, solche Störungen sofort festzustellen und zu behandeln. Denn die metabolische Form spricht häufig nicht auf klassische antiepileptische Therapien an.
Diagnose: Woran Du erkennst, dass Dein Hund Epilepsie hat?
Ein Anfall kündigt sich nicht an, kommt meistens überraschend – vor allem beim ersten Mal. Das Tier versteift sich von einer Sekunde auf die nächste und fällt mit ausgestreckten Beinen um. Somit kannst Du im Vorfeld nicht wissen, ob Dein Hund Epilepsie hat. Wie bei anderen Erkrankungen auch kann plötzlich spontan auftreten. Ein plötzlicher Krampfanfall kann sehr erschreckend sein. Besonders dann, wenn er heftig ist und lange andauert. Wenn Du bereits weißt, dass Epilepsie bei Deinem Hund vorliegt, kannst Du auf einige Anzeichen der Krankheit achten. Sie helfen Dir, Dich auf einen möglichen Krampfanfall einzustellen.
Epileptische Anfälle dauern bei Hunden meistens nur wenige Minuten und treten typischerweise abends, nachts oder frühmorgens auf - also zu Zeiten, in denen die Vierbeiner entspannt sind.
Nicht jedes Mal sind die einzelnen Phasen klar erkennbar. Sie äußern sich bei jedem betroffenen Tier unterschiedlich. Von ihnen zu wissen, kann es Dir leichter machen, Deinem Hund bei einem Epilepsieanfall zur Seite zu stehen. Auch kann es passieren, dass sich Dein Hund während eines epileptischen Anfalls oder danach für ihn untypisch verhält und zum Beispiel aggressiv wird. Dieser Fall kommt zwar selten vor, dennoch solltest Du Dir dessen bewusst sein.
Was kannst Du tun, wenn Dein vierbeiniger Freund einen Krampfanfall hat?
Therapie: Was hilft, wenn ein Hund Epilepsie hat?
Die Form der Epilepsie Deines Hundes bestimmt, welche Therapie die richtige ist. Ist sie die Folge einer Krankheit, wird diese therapiert. Normalerweise verschwinden die Anfälle, wenn die auslösende Erkrankung erfolgreich behandeltworden ist.
Handelt es sich um die primäre bzw. idiopathische Form? Dann erhält Dein vierbeiniger Freund spezielle Medikamente, sogenannte Antiepileptika.
Es kann auch vorkommen, dass die Tierärztin oder der Tierarzt gegen die Epilepsie bei Deinem Hund eine bestimmte Ernährung empfiehlt. Grundsätzlich ist für kranke ebenso wie für gesunde Tiere ein hochwertiges Hundefutter sinnvoll. Dieses sollte auf eine artgerechte Ernährung abgestimmt sein und den Vierbeiner mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen. Ob Dein Hund aufgrund der Epilepsie Dein Hund einer speziellen Ernährung ohne bestimmte Eiweiß- oder Kohlenhydratquellen bedarf, sagt Dir der Tierarzt oder die Tierärztin.
Ernährung bei Epilepsie: Was gibt es beim Hundefutter zu beachten?
Die richtige Ernährung kann Hunde mit Epilepsie im Alltag unterstützen. Empfehlenswert sind hochwertige Futtersorten mit einem ausgeglichenen Nährstoffprofil, leicht verdaulichen Proteinen und einem moderaten Fettgehalt. Spezielle Diäten mit MCT-Ölen (mittelkettigen Fettsäuren) können laut Studien die Anfallsfrequenz bei manchen Hunden verringern. Wichtig ist, auf gleichbleibende Fütterungszeiten und eine konstante Futterzusammensetzung zu achten.
Vermeiden solltest Du alles, was für Deinen Vierbeiner ungesund ist wie stark zucker- oder fetthaltige Snacks und gewürzte Speisereste. Außerdem solltest Du darauf achten, dass er keinesfalls etwas frisst, was Hunde nicht fressen dürfen, z. B. Schokolade, Zwiebeln, Weintrauben. Eine tierärztliche Ernährungsberatung hilft, das Futter optimal auf die Bedürfnisse Deines Hundes mit Epilepsie abzustimmen.
Prognose: Ist Epilepsie bei Hunden heilbar?
Die Krankheit ist behandelbar, aber - zumindest als idiopathische Form - derzeit nicht heilbar. Gut medikamentös eingestellt ist sie nicht tödlich und betroffene Hunde erreichen ein normales Lebensalter. Einzelne wenige Anfälle ziehen normalerweise keine gesundheitlichen Folgen nach sich - die Medizin toleriert maximal 4 kurze Anfälle pro Jahr, obwohl das Behandlungsziel immer die Anfallsfreiheit ist. Trotzdem ist ein heftiger Krampfanfall eine lebensgefährliche Situation für den Hund, insbesondere, wenn er sehr lange andauert. Es können Schädigungen am Gehirn zurückbleiben. Wenn ein Anfall über zehn Minuten andauert oder sich die Krampfanfälle in kurzen Abständen wiederholen, ohne dass der Vierbeiner zwischen den Anfällen zu Bewusstsein kommt, ist das ein absoluter Notfall. Das Gleiche gilt, wenn er mehrere Anfälle innerhalb eines Tages hat. Es könnte dadurch zu Hirnschädigungen kommen.
Um die primäre Epilepsie beim Hund erfolgreich behandeln zu können, sind genaue Angaben über die Anfälle erforderlich. Ein enger Austausch zwischen den behandelnden Tiermedizinern und Herrchen oder Frauchen ist deshalb extrem wichtig. Außerdem sollten die Besuche in der Tierarztpraxis oder Tierklinik regelmäßig erfolgen, damit der Erfolg der Therapie gut kontrolliert und sie bei Bedarf angepasst werden kann. In manchen Fällen kann es eine Zeit dauern, bis die Medikamente richtig eingestellt sind. Aber nur so kann eine Therapie der Epilepsie beim Hund erfolgreich sein.
Die meisten Hunde mit chronischer Epilepsie müssen ihr Leben lang Medikamente nehmen. Dadurch werden die epileptischen Anfälle minimiert oder können sogar komplett verschwinden. Es kann jedoch passieren, dass sie wieder auftreten. Es sollte eine regelmäßige Kontrolle der Medikamenten-Wirkspiegel sowie der Blutwerte erfolgen. Spricht der vierbeinige Patient auf die Therapie gut an, unterscheidet sich seine Lebenserwartung nicht von der gesunder Artgenossen.
Liegt eine sekundäre Epilepsie bei Deinem Hund vor? Dann sind die Anfälle unter Umständen heilbar, denn sie werden von einer anderen Erkrankung ausgelöst. Das heißt sie hören im Normalfall dann auf, wenn der Hund von dieser geheilt ist.
Epilepsie FAQs - Deine Fragen, unsere Antworten ganz kurz und knapp
Was ist Epilepsie beim Hund?
Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die bei Hunden zu wiederkehrenden Anfällen führt. Diese Anfälle entstehen durch übermäßige elektrische Aktivität im Gehirn und können von leichten Zuckungen einzelner Muskeln bis hin zu schweren Krämpfen des gesamten Körpers mit Bewusstlosigkeit reichen.
Welche Formen der Epilepsie gibt es bei Hunden?
Es gibt zwei Hauptformen:
- Idiopathische Epilepsie: Die häufigste Form, deren genaue Ursache unbekannt ist. Sie tritt meist zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr auf und betrifft bestimmte Rassen häufiger.
- Symptomatische Epilepsie: Diese Form wird durch andere Erkrankungen wie Leber- oder Nierenprobleme, Hirntumore oder Vergiftungen ausgelöst.
Welche Symptome treten bei einem epileptischen Anfall auf?
Ein Anfall verläuft typischerweise in drei Phasen:
- Vorphase (Prodromalstadium & Aura): Verhaltensänderungen wie Unruhe oder vermehrte Anhänglichkeit
- Anfallsphase (Iktus): Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit, Speicheln und unkontrollierter Harn- oder Kotabsatz
- Nachphase (Postiktale Phase): Desorientierung, gesteigerter Durst oder Hunger
Wie sollte ich mich während eines Anfalls verhalten?
Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren, gefährliche Gegenstände zu entfernen und den Hund vor Verletzungen zu schützen. Nach dem Anfall sollte der Hund beobachtet und ein Tierarzt oder eine Tierärztin konsultiert werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Epilepsie des Hundes. Bei der idiopathischen Form werden oft Antiepileptika eingesetzt, während bei der symptomatischen die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Eine hochwertige, ausgewogene Ernährung kann die allgemeine Gesundheit unterstützen.
Kann mein Hund mit Epilepsie ein normales Leben führen?
Mit einer geeigneten Therapie können viele Hunde mit Epilepsie ein weitgehend normales Leben führen.
Sollte ich ein Anfallstagebuch für meinen Hund mit Epilepsie führen?
Ja, es ist hilfreich, ein Anfallstagebuch zu führen, um den Verlauf der Erkrankung zu dokumentieren und dem Tierarzt oder der Tierärztin wichtige Informationen für die Behandlung zu liefern.
Gibt es bestimmte Rassen, die häufiger betroffen sind?
Ja, bestimmte Rassen wie Australian Shepherd, Labrador Retriever, Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Boxer, Pudel, Berner Sennenhund, Beagle und Dackel sind häufiger betroffen.
Ist Epilepsie beim Hund heilbar?
Die Krankheit ist behandelbar, aber nicht heilbar, jedoch in den meisten Fällen nicht tödlich. Mit einer geeigneten Therapie können viele Hunde mit Epilepsie ein weitgehend normales Leben führen.
Was sollte ich während eines Anfalls vermeiden?
Hat ein Hund einen Anfall, bitte keinesfalls festhalten. Auch die Zunge sollte man nicht versuchen, herauszuziehen. Es besteht Verletzungsgefahr.

