
Muskelaufbau beim Pferd – So machen Sie Ihr Pferd stark!
Muskelaufbau beim Pferd ist ein komplexes Thema. Und während das Tier in freier Wildbahn selbst dafür sorgt, dass die richtigen Muskeln an den richtigen Stellen gebildet werden, die es für seinen täglichen Einsatz benötigt, ist unser Vierbeiner darauf angewiesen, dass sein Halter dafür Sorge trägt, dass die Muskulatur optimal funktionieren kann, aufgebaut und gesund erhalten wird.
Trainieren wir also zunächst einmal Ihren Gehirnmuskel. Ohne das entsprechende Hintergrundwissen zum Muskelaufbau und zur -funktion des Pferdes ist entsprechendes Training und die richtige Fütterung nämlich nur schwer möglich. Im Gegenteil: Hier kann einiges falsch gemacht werden! Die Quittung sind dann oft Fehlbelastungen, Verletzungen, Muskulatur an den falschen Stellen oder auch Stoffwechselprobleme durch Nährstoffmangel. Das alles lässt sich vermeiden. Wie verraten wir Ihnen in diesem Ratgeber.
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Kleine Muskelkunde – Was Pferdehalter wissen sollten
40% der Gesamtmasse des Pferdes besteht aus Muskelmasse. Rund 520 Muskeln hat das Pferd und sie machen den Großteil des Bewegungsapparates aus. Ob es sich beim Tier um einen regelrechten Meister Propper handelt, welcher mit seiner Bodybuilderfigur die Stallgemeinschaft vor Neid erblassen lässt, oder um ein schlaksiges Exemplar der Marke „Spargeltarzan“, hängt nicht nur von der Rasse und dem Einsatzgebiet des Pferdes ab. Auch das richtige Training und das Futter haben Einfluss auf die Entwicklung der Muskulatur.
Für die Fortbewegung des Pferdes sind die sogenannten Skelettmuskeln zuständig. Jeder dieser Muskel ist in drei Teile untergliedert. Er besteht aus Ursprung, Bauch und Ansatz. Am Ursprung und am Ende eines Muskels setzt eine Bindegewebshülle an, die Sehne. Diese Sehnen unterschiedlicher Länge dienen dazu, den Muskel am Knochen oder an der Muskelbinde zu befestigen. Im Gegensatz zum Muskelbauch, sind sie weniger dehnbar und auch weniger durchblutet. Deswegen bilden Sehnen auch oft die Schwachstellen des Bewegungsapparats. Wird die Muskulatur in diesem Bereich überbelastet, zeigt sich das oft mit Sehnenverletzungen.
Fachchinesisch Vokabeltraining: Die Kontraktionsformen
Muskeln besitzen die Fähigkeit, sich zusammenziehen. Die Steuerung dieser sogenannten „Kontraktion“ übernehmen die Nervenreize.
Bei der isometrischen Kontraktionsform wird ein Muskel angespannt, um die Kraft zu halten. Diese Art der Spannung ist sehr anstrengend für die Muskulatur. Beugen Sie zur Probe im Stehen die Knie leicht an und verharren Sie eine Weile in dieser Position – Sie werden schnell merken, welche Kraft sie dafür benötigen. Irgendwann beginnt ihre Muskulatur zu brennen und zu zittern, da sie der Belastung nicht unbegrenzt Stand hält. Je nachdem, wie trainiert Sie sind, desto länger können Sie die Position halten. Genau so ist es beim Pferd. Die Anstrengung der Muskulatur beim Pferd ist beispielsweise im Halsbereich bei hoher Versammlung gegeben. Bleibt das Pferd zu lange in dieser Haltung, werden die Gefäße in dem Bereich eingeengt und können nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Die Folge: Übersäuerung und Kraftminderung. Auch ein untrainiertes Pferd wird schnell an seine Belastungsgrenze kommen. Wenn die Muskulatur in dem Bereich noch nicht entsprechend ausgebildet ist, quittiert sie den Dienst. Sie schmerzt und verliert ihre Kraft.
Konzentrische Muskelarbeit
Hierbei zieht sich der Muskel zusammen. Ursprung und Ansatz kommen sich näher. Ein typisches Beispiel für konzentrische Muskelarbeit können sie bei Sprung eines Pferdes kurz vorm Abheben beobachten.
Exzentrische Muskelarbeit
Wenn Ihr Pferd bergab geht, betreibt es exzentrische Muskelarbeit: Der Muskel dehnt sich und bremst gleichzeitig die Schwerkraft von außen. Da bei dieser Art der Arbeit mehr Muskelfasern zum Einsatz kommen als bei der konzentrischen Muskelarbeit, eignet sich diese Form der Dehnung hervorragend zum Training und Muskelaufbau.
Anaerob – Wenn die Luft dünn wird
Ohne genügend Sauerstoff läuft beim Pferd nichts mehr. Der wird nämlich benötigt, um aus dem Futter Energie für die Muskulatur zu gewinnen. Deswegen braucht das Pferd bei der Arbeit „Atempausen“, um das Gleichgewicht zwischen Anstrengung und Sauerstoffaufnahme zu halten. Findet der Stoffwechsel mit genügend Sauerstoffzufuhr statt, nennt man das aerob. Anaerob dagegen bedeutet, dass in den jeweiligen Muskeln nicht mehr genügend Sauerstoff ankommt. Muss das Pferd zu lange Zeit über seine Belastungsgrenze hinaus gehen, passiert genau das. Der Muskel übersäuert, brennt schmerzhaft und das Pferd hat keine Kraft mehr. In dieser Phase findet kein Muskelaufbau mehr statt. Es entstehen Verspannungen und Verletzungen, der Stoffwechsel ist gestört. Und manchmal übernehmen dann andere Muskeln die Arbeit des überforderten Bereichs. So entstehen „falsche Muskeln“ – sie übernehmen Aufgaben, für die sie aber eigentlich gar nicht gemacht sind.
Muskelaufbau – Auf das Training kommt es an!
Regelmäßige Verschnaufpausen am langen Zügel sind also das A und O des Trainings. Hierbei kann sich die Muskulatur des Pferdes entspannen und wird mit Sauerstoff und den wichtigen Nährstoffen versorgt.
Vorwärts-abwärts reiten ist eine hervorragende Möglichkeit, die gesamte Muskulatur des Pferdes aufzubauen. Bei herausfordernder Arbeit ist ein stetiger Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung wichtig.
Da alle Muskeln in enger Zusammenarbeit stehen, sollte man sich beim Muskelaufbau nicht nur auf einen Bereich konzentrieren. Zwar werden sich bei einem Springpferd immer andere Muskelgruppen deutlicher abheben als bei einem Dressurpferd, ein Rennpferd oder ein Kutschpferd unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Beanspruchung der Muskulatur auch deutlich. Dennoch sollte das „Gesamtpaket“ nicht außer Acht gelassen werden. Abwechslung ist Trumpf für die Muskulatur und sorgt dafür, dass kein Bereich zu kurz kommt und sich fehlerhaft entwickelt oder unterentwickelt ist.
Übrigens: Auch gute Laune ist wichtig! Ein Pferd, das mit Leichtigkeit und Freude bei der Sache ist und genügend Zeit dafür bekam, seine Muskulatur den Anforderungen entsprechend zu entwickeln, hat dauerhaft mehr Kraft und bleibt bei guter Gesundheit.
Im anderen Fall streiken noch unausgebildete Muskulaturbereiche bei Überlastung, es kommt zu Verklebungen und Verspannungen, wenn das Pferd während des Training unter hohem Druck steht und den Anforderungen (noch) nicht gewachsen ist.
Eine falsch trainierte Muskulatur ist die Ursache der meisten Verletzungen am Bewegungsapparat. Ist die Rumpfmuskulatur beispielsweise (noch) nicht richtig ausgebildet, kann das diesen Bereich nicht ausreichend stabilisieren. In der Folge werden die Gliedmaßen und die empfindlichen Sehnen der Muskeln belastet – und das Übel nimmt seinen Lauf.
BILD 4 BU: Aminosäuren, Proteine und Energie sind ein wichtiger Faktor bei der Fütterung
Muskelabbau – Mögliche Gründe
Futter für die Muckis – Was gilt es zu beachten?
Ohne Training, keine Muckis, so viel ist klar. Regelmäßige Bewegung ist elementar für den Muskelaufbau beim Pferd – zu ihr gehört übrigens nicht nur die Bewegung unterm Reiter oder vor dem Wagen. Auch beim Weidegang sind die Tiere permanent in Bewegung und tragen so in ihrer „Freizeit“ zum eigenen Muskelaufbau bei.
Damit die Muskulatur geschmeidig bleibt und wichtige Nährstoffe erhält, spielt allerdings auch die Ernährung des Tieres eine tragende Rolle. Während Popeye sich mit Spinat begnügte und damit als Muskelprotz weltweit Berühmtheit erlangte, gestaltet sich der Muskelaufbau beim Pferd in Sachen Futter etwas komplexer. Doch mit dem entsprechenden Wissen können Sie Ihren Vierbeiner darin unterstützen, die rund 520 Muskeln in seinem Körper optimal einsetzen zu können!
Wenn Sie Trainingsanreize gesetzt haben und das Training vielseitig gestalten, gilt es also nun darum, die Muskeln zum Wachsen anzuregen. Und hierfür benötigt das Pferd Proteine.
Heu ist dabei der Hauptlieferant für Proteine. In guter Qualität verfügt es über eine hohe Menge wertvoller Eiweiße, die das Pferd leistungsbereiter machen und beim Muskelaufbau unterstützen. Ausreichend Heu in guter Qualität ist also unerlässlich für Ihren zukünftigen vierbeinigen Arnold Schwarzenegger – und für alle anderen Pferde übrigens auch. Der Eiweißgehalt von Heu variiert – eine Analyse kann Aufschluss darüber geben, wie hoch der Proteinanteil des Heus ist. Im Anschluss kann die Fütterung ggf. angepasst werden.
Fütterung – Von Eiweiß und Nährstoffen
Eiweiße sind aus Aminosäuren bestehende Aneinanderreihungen. Teilweise können Aminosäuren vom Körper selbst hergestellt werden. Einige für das Pferd essentielle Aminosäuren müssen allerdings durch die Nahrung zugeführt werden. Ein Teil der Aminosäuren wird durch einen Verdauungsprozess zu körpereigenem Eiweiß, das dann Muskelmasse aufbauen kann. Deshalb ist auch für Pferde zum Muskelaufbau die Eiweißzufuhr wichtig.
Bei einer Unterversorgung mit Protein ist es sogar möglich, dass Muskeln abgebaut werden. Eiweiß wird zum einen durch besagtes Raufutter geliefert und zum anderen über das jeweilige Kraftfutter. Wenn das Pferd Leistung erbringen muss und es zu mager wird, könnte es möglicherweise sein, dass Ihrem Pferd zu wenig Energie und Eiweiß zur Verfügung steht im Verhältnis zur Arbeit, die es verrichten muss. Wenn dem Pferd mehr Energie zugeführt wird, als es abbauen kann, wird Körperfett eingelagert. Dies kann das Leistungsvermögen negativ beeinflussen.
Durch das Eiweiß und die Bewegung können die Muskeln des Pferdes aufgebaut werden. Gleichzeitig mit der körperlichen Betätigung schwitzt das Pferd und verliert damit die wichtigen Elektrolyte Natrium und Chlor. Wir empfehlen einen Salzleckstein zur freien Verfügung, damit das Pferd seinen Elektrolytbedarf ausgleichen kann.
Auch ein qualitatives Mineralfutter kann das Pferd beim Muskelaufbau mit wichtigen Nährstoffen und Aminosäuren versorgen. Eine Heu-Hafer-Fütterung kann damit sinnvoll ergänzt werden. Auch ein energiereiches Müsli kann bei Pferden bei mittlerer bis schwerer Arbeit einen wichtigen Beitrag leisten und die Tiere mit der notwendigen Energiemenge und den wichtigsten Nährstoffen versorgen. Empfohlen ist auch ein Anteil an hochwertiger Antioxidantien im Futter – diese helfen nämlich dabei, eventuelle Abfallprodukte aus dem Muskel zu transportieren. Über die Fütterung kann ein wichtiger Baustein in Sachen Muskelaufbau geliefert werden. Allein das Futter macht allerdings noch keinen Muskelprotz. Nur in Kombination mit dem richtigen Training wird der Muskelaufbau durch die Fütterung optimal unterstützt!
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Fazit
Ein vielfältiges, den körperlichen Voraussetzungen des Pferdes angepasstes Training mit ausreichend Verschnaufpausen ist essentiell für den Muskelaufbau. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass unterschiedliche Muskeln trainiert werden, damit das Zusammenspiel aller Muskelgruppen optimal funktioniert. Eine an die Leistung angepasste Futterration, eine Versorgung mit wichtigen Nährstoffen und Mineralien und reichlich Raufutter in guter Qualität sind für das Pferd, was für Meister Propper der Spinat. Beherzigen Sie diese Tipps und Tricks wird Ihnen Ihr Pferd hoffentlich lange viel Freude bereiten – und damit Ihren wichtigsten Muskel trainieren: Den Lachmuskel.