Trächtigkeit beim Pferd – So läuft alles rund
Wenn ein Fohlen aus der eigenen Stute das Licht der Welt erblickt, ist das wohl einer der berührendsten Momente im Leben eines Pferdefans. Allerdings ist bis zum großen Tag Geduld gefragt! Denn von der Besamung bis zur Geburt des Fohlens vergeht eine recht lange Zeit: Etwa 345 Tage dauert die Trächtigkeit beim Pferd. (Bis zu 25 Tage länger oder kürzer gelten dabei als innerhalb der Norm.)
Die Vorfreude ist groß, die Wartezeit lang – doch schon bevor das Fohlen auf die Welt kommt, können Sie es dabei unterstützen, dass der Start ins Leben bestens gelingt. Und auch Ihre Stute auf die herausfordernde Zeit als Mama optimal vorbereiten.
In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie das gelingt.
Juhu! Die Stute ist trächtig. Und dann passiert erst mal eine lange Zeit – nichts! Zumindest bis das Bäuchlein wächst oder sich das Euter verändert, dauert es noch eine ganze Weile.
Äußere Anzeichen für eine Trächtigkeit beim Pferd zeigen sich meist erst nach etwa acht Monaten. Dies liegt daran, dass das Fohlen in den letzten drei Monaten der Trächtigkeit seinen größten Wachstumsschub hat. Doch schon bevor die ersten Anzeichen zu sehen sind, können Sie Ihre Stute unterstützen. In Watte packen brauchen Sie sie allerdings nicht! Das kann sogar kontraproduktiv sein. Dennoch gilt es, einige wichtige Punkte zu beachten, je nachdem, in welcher Phase der Trächtigkeit sich die Stute gerade befindet.
Wie lange sind Pferde trächtig?
Etwa 345 Tage dauert die Trächtigkeit beim Pferd. (Bis zu 25 Tage länger oder kürzer gelten dabei als innerhalb der Norm.)
Darf ich das Pferd reiten, wenn es trächtig ist?
Natürlich möchten Sie Ihrer Stute die Trächtigkeit so angenehm wie möglich gestalten. Der komplette Schongang in Bezug auf Bewegung ist allerdings nicht angezeigt – viel Ruhe im Stall und wenig Auslauf entsprechen nicht den natürlichen Bedürfnissen eines trächtigen Pferdes. Im Gegenteil – viel Auslauf, frische Luft und Kontakt zu Pferdekumpels bereiten den Körper der Stute besser auf die Geburt und die Zeit danach vor, als reduzierte Bewegung oder gar Stallruhe.
Sie können Ihre Stute reiten, so lange es sich nicht um eine Risiko-Trächtigkeit handelt, oder das Pferd andere gesundheitliche Probleme hat. Stuten können, sofern es keine Komplikationen gibt, bis zum 8. Trächtigkeitsmonat geritten werden. Achten Sie hier besonders auf maßvolles Reiten und gehen Sie in dieser Phase nicht unbedingt bis zur Leistungsgrenze bzw. Erschöpfung.
Wie lange darf man ein Pferd in der Trächtigkeit reiten?
Regelmäßiges Reiten ist bis etwa zum achten Monat der Trächtigkeit also kein Problem und kann dabei helfen, die Stute fit zu halten. Natürlich sollten Sie es dabei nicht übertreiben und auf das Wesen Ihres Pferdes Rücksicht nehmen. Situationen, die Ihr Pferd unter Stress setzen, sollten vermieden werden. Während manche Pferde tiefenentspannt im Hänger unterwegs oder resistent gegen Turniertrubel sind, haben andere ein weniger starkes Nervenkostüm – wenn Sie Ihr Pferd gut kennen, werden Sie beurteilen können, was Sie ihm während der Trächtigkeit zumuten können und was nicht.
Bei der Teilnahme an Turnieren sollte allerdings auch an das erhöhte Infektionsrisiko mit ansteckenden Krankheiten gedacht werden, die Stute und Fohlen gefährden könnten.
Lockeres Training, entspannte Geländeritte und vor allem viel Auslauf mit den besten Pferdefreunden sind Balsam für die Seele der werdenden Fohlen-Mama.
In den letzten Wochen und Monaten vor der Geburt sollten Sie es aber langsamer angehen lassen: Der wachsende Fötus im Bauch der Stute beansprucht ihren Körper nun mehr und mehr, auch die Luft zum Atmen wird knapper. Die Masse des wachsenden Fohlens beginnt auf das Zwerchfell der Stute zu drücken, auch der Kreislauf der werdenden Mutter kann beeinträchtigt sein.
Stuten, die in den letzten Wochen vor der Geburt nicht mehr geritten werden, sollten dennoch nicht nur auf dem Paddock oder in der Box stehen, denn dann können sich ggf. Ödeme bilden.
Spaziergänge an der Hand sind eine optimale Geburtsvorbereitung.
Trächtigkeit leicht gemacht: Gute Haltung, gute Voraussetzungen!
Weidegang ist für trächtige Stuten ideal. Hier bewegt sich die werdende Mutter schonend und regelmäßig, stärkt ihren Atmungsapparat an der frischen Luft und entspannt mit Artgenossen.
Achten Sie jedoch unbedingt auf die Art der Gräser auf der Weide! Gras, welches eigentlich für Hochleistungsrinder gedacht ist, kann für Pferde kritisch werden. Insbesondere deutsches Weidelgras und Rohrschwingel können mit Endophyten infiziert sein. Diese Pilze produzieren Gifte, welche für Pferde und insbesondere für tragende Stuten, gesundheitsschädlich sein können. Machen Sie sich daher kundig, mit welchen Gräserarten die Weiden Ihres Stalles bepflanzt wurden oder vermeiden Sie die Aussaat solcher Sorten, wenn Sie selbst Einfluss darauf haben und vorhaben, mit ihren Pferden zu züchten.
Privatsphäre für die Pferdemama
Je weiter die Trächtigkeit voranschreitet, desto weniger gesellig werden Stuten in der Regel: Sie sondern sich von der Herde ab und legen einen ruhigeren Gang ein.
Wenn Sie Bedenken haben, Ihre Stute könnte durch einen Tritt verletzt werden, zum Beispiel innerhalb einer unruhigen Herde, ermöglichen Sie Ihr ein abgetrenntes Stück Weide oder Paddock mit dem besten Kumpel oder vielleicht sogar einer weiteren, trächtigen Artgenossin.
Trächtigkeit Pferd - die richtige Fütterung für Stute und Fohlen
Was jenseits der Trächtigkeit gilt, gilt auch während der Trächtigkeit: Gutes Heu in ausreichenden Mengen ist die Basis der Pferdefütterung.
Beim täglichen Weidegang können Zuchtstuten und andere werdende Pferdemütter sich mit wichtigen Mineralien und Vitaminen eindecken.
Der Nährstoffbedarf tragender Stuten ist hoch – deswegen sollten Sie sich frühstmöglich damit auseinandersetzen. Schon vor der Besamung sollte die Stute bedarfsgerecht gefüttert werden. Damit sie auf diese wichtigen Ressourcen zurückgreifen kann, um für die herausfordernde Zeit während der Trächtigkeit und der Laktation gewappnet zu sein.
Auch das Fohlen im Mutterleib kann sich optimal entwickeln, wenn die Stute mit den entsprechenden Mengen an Energie, Eiweiß und Mineralien bedarfsgerecht versorgt ist. Essentielle Aminosäuren aus hochwertigen Proteinquellen unterstützen die Milchbildung der Stute, eine ausgewogene Mischung aus Mineralstoffen und Vitaminen stärken das Immunsystem und bilden die optimale Voraussetzung für das Wachstum des Fohlens im Bauch der Stute. Wichtig sind auch Calcium, Kupfer und Zink: Sie helfen dem ungeborenen Fohlen bei der Ausbildung von kräftigen Knochen, Sehnen und Bändern. Lassen Sie sich in Bezug auf den individuellen Bedarf Ihres trächtigen Pferdes von Ihrem Tierarzt beraten und berechnen Sie die Ration, angepasst an die jeweilige Phase der Trächtigkeit, mithilfe von Fütterungsexperten.
Auch die regelmäßige Gewichtskontrolle des Tieres ist wichtig, da sich Übergewicht nachteilig auf die Gesundheit auswirken kann!
Das Finale: Anzeichen für die ausstehende Fohlengeburt und was Sie beachten sollten
Die ersten Monate der Trächtigkeit beim Pferd sind verstrichen. Der Bauch der Stute ist nun deutlich runder geworden, die Geburt steht bevor.
Doch wann sieht man, dass die Geburt bald ins Haus steht? Ein Anzeichen ist ein langsam größer werdendes Euter der Stute. Das geschieht etwa vier Wochen vor dem großen Tag. Die Bildung von sogenannten „Harztropfen“ an den Zitzen ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es bald losgeht: Sie bilden sich etwa ein bis vier Tage vor der Niederkunft. Absolut sichere Anzeichen bezüglich des Zeitpunktes gibt es jedoch nicht: Sie sind von Pferd zu Pferd unterschiedlich.
Sicher ist: Wenn es losgeht, legt das Pferd sich hin.
In der Wehenphase schwitzt die Stute, scharrt mit den Hufen und wird unruhig. Aufstampfen und umschauen zum Bauch kommen ebenfalls häufig vor.
In dieser Phase sollten Sie das Pferd in Ruhe lassen! Ablenkung oder Unruhe im Stall können dazu führen, dass sich die Geburt des Fohlens verzögert.
Die Wehenphase dauert etwa eine Stunde. Dann folgt der große Moment: Die etwa zwanzigminütige Austreibungsphase, in welcher das Fohlen das Licht der Welt erblickt!
Checkliste: Zubehör für die Fohlengeburt
Bis zu diesen deutlichen Anzeichen bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als Ihre Stute genau im Auge zu behalten –wenn der Geburtstermin unmittelbar bevorsteht, sollten Sie im Idealfall stündlich nach ihr schauen.
Sollte es die erste Trächtigkeit ihrer Stute sein oder Sie selbst wenig Erfahrung mit der Geburt eines Fohlens haben, sollten Sie in jedem Falle rechtzeitig Ihren Tierarzt hin zurufen, wenn die Niederkunft bevor steht. Er weiß, was zu tun ist, damit der Start ins Leben für das Fohlen optimal verläuft – und für Sie ein Ereignis wird, an das Sie sich immer mit Freude zurückerinnern werden.
Und ein bisschen Wehmut – die gehört schließlich auch dazu. Denn wie sagt man doch so schön: „Sie werden so schnell groß!“
Fazit
Ob Zuchtstute oder Neu-Mama: Zu erleben, wie ein Fohlen im Mutterleib wächst und schließlich geboren wird, ist immer etwas ganz Besonderes.
Auf ihrem Weg zur gesunden Mutterstute mit einem kräftigen, vitalen Fohlen benötigt Ihr Pferd gute Haltungsbedingungen, eine bedarfsgerechte Fütterung und ein stressfreies Umfeld. Wenn Sie die Stute diesbezüglich nach bestem Wissen unterstützen und die Geburt optimal vorbereiten, stellen Sie für das Fohlen wichtige Weichen für einen guten Start in ein langes, gesundes Pferdeleben.